Die Letzte ihrer Zunft
Bereits in dritter Generation leitet die Modistin Margit Hübler einen Hutladen in Söflingen. Ihre Kreationen waren sogar schon in Ascot zu bewundern. Doch ihr Handwerk ist vom Aussterben bedroht
Es dampft und zischt, wenn Margit Hübler an die Arbeit geht. Die Frau mit den kurzen blonden Haaren, der eleganten Kleidung und dem dezenten Schmuck sitzt auf der länglichen Holzbank. Rund zehn Quadratmeter umfasst ihr Arbeitsplatz. Auf dem langen fleckigen Tisch steht eine Holzform. Darauf ist ein feuchter Filzstumpen gelegt. Die Ulmerin befestigt die Textilie mit einem großen Ring, nimmt ein Bügeleisen zur Hand und streift damit über den Filz. „So wird die Krempe geformt“, erklärt die 65-Jährige. Und sie muss es wissen: Hübler ist nicht nur Inhaberin eines Hutladens in den Söflinger Klosterhöfen – sondern auch Modistin. Und zwar die Letzte, die es in Ulm gibt.
Der Beruf ist eher wenigen bekannt. Der Hutmacher schon eher, da der Name sagt, was er ausübt. Modistinnen spezialisieren sich hingegen auf Kopfbedeckungen für
Bereits 1968, als Hübler ihre Ausbildung zur Modistin begann, sah es für das Hutgeschäft nicht mehr rosig aus. „Schon damals war ich in der Berufsschule in Stuttgart die einzige Modistin aus Ulm“, erzählt die 65-Jährige. Wieso sie keinen Beruf mit mehr Zukunftsperspektiven erlernt hat? „Ich kenne nichts anderes“, sagt die Ulmerin. Seit 1902 – mittlerweile 115 Jahren – gibt es den Hutladen in Söflingen. Die Großmutter war Modistin, die Mutter ebenfalls – so kam in Hübler auch der Wunsch auf, Hüte zu gestalten. „Ich bin in diesem Haus geboren, ich bin dort aufgewachsen, ich kenne den Hutladen von Kindesbeinen an“, sagt sie. Ihr Zuhause bestand schon immer aus einem Reich voller Holzformen, Filzstumpen und Dampfglocken.
An einer Wand in dem Hutladen hängt eingerahmt ein vergilbter Zeitungsartikel. Auf dem Bild ist Margit Hübler mit ihrer Mutter in dem kleinen Verkaufsraum zu sehen. Und es wird klar: Die Zeit scheint hier stehen geblieben zu sein. Immer