Rund 200 Modistinnen arbeiten in Deutschland
Frauen. Sie erstellen Skizzen von ihren Modellen und fertigen Hüte aus Materialien wie Filz, Stroh oder Stoff. Vollendet wird das Bekleidungsstück mit Garnituren wie Federn, Ripsbändern oder Hutnadeln. Der Beruf der Modistin ist auch deshalb nicht bekannt, weil es ihn nur noch selten gibt. Schätzungen gehen von rund 200 Modistinnen in ganz Deutschland aus. Männer arbeiten kaum in der Branche.
Nach und nach nimmt der Hut in Hüblers Händen Form an. Behutsam streift sie mit dem Bügeleisen über den Rand des pinken Filzstumpens. „Schon meine Großmutter saß hier“, erzählt die 65-Jährige. Auf genau dem gleichen Platz. Mit genau dem gleichen Blick in den Hinterhof. Neben der Werkbank ist ein großer Schrank. Bis auf den letzten Zentimeter ist er mit hölzernen Hutformen gefüllt. Viele davon sind von Plastik umhüllt. „Damit der Stoff nicht an den Holzkopf anbrennt“, erklärt die Inhaberin des Hutladens. Außer einem leichten Zischen des Bügeleisens ist nichts zu hören. Die Modistin formt eine sanfte Welle in die Krempe. Wie lange es dauert, bis der fertige Hut
ist? „Je nachdem wie aufwendig die Garnitur ist, kann das zwei bis sechs Stunden dauern“, erläutert Hübler.
Auf der Werkbank liegt ein prächtiger schwarzer Hut aus Sinamay, das ist gewebtes Stroh. „Den habe ich für eine Dame gemacht, die nach Ascot fährt“, sagt Hübler. Bei
dem alljährlichen Rennen steht weniger der Pferdesport als die außergewöhnliche Hutmode der Damen im Fokus. Doch solche Aufträge bekommt die Ulmer Modistin nur noch selten. Sie fertigt lediglich Hüte, wenn jemand sie dazu beauftragt. Von ihren eigens hergestellten Modellen kann sie nicht leben. Daentstanden
für produzieren die Konkurrenten, wie zum Beispiel aus China, viel zu billig. „Den Leuten ist ein Handarbeitshut zu teuer“, sagt die Modistin. Daher stammt ein Großteil ihrer verkauften Ware nicht aus eigener Hand. „Wenn mir das Haus nicht gehören würde, hätte ich schon längst schließen können.“