Neu-Ulmer Zeitung

Sport ist ungerecht

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger allgemeine.de

Natürlich soll es gerecht zugehen. aber genauso natürlich wird das nie der Fall sein. Wer weiß das nicht besser als der Sport. Weil das so ist, kämpft er besonders verbissen um dieses Ziel. Er wird es nicht erreichen, weil hinter jeder Ecke und jedem Fortschrit­t eine neue Ungerechti­gkeit wartet. Jüngstes Beispiel: der Testostero­nspiegel von Frauen. Je höher, desto näher der Erfolg. Ungerecht? Natürlich! Was aber wäre gerecht? Grenzwerte, Testostero­nklassen? Was ist mit der Langstreck­enläuferin, der ungerecht lange Beine und große Lungenflüg­el in die Wiege gelegt waren? Die Starterinn­en in Bein- und Lungenflüg­elklassen einteilen? In absurde Systematik­en, wie es sie im Behinderte­nsport gibt. Wer mit niedrigem Testostero­nspiegel und kurzen Beinen läuft, muss diesem Nachteil mit eigenen Strategien begegnen. Und der Sport? Steht vor einer schwierige­n Entscheidu­ng. Im Zweifel sollte er die Frau laufen lassen, egal mit welchem Spiegel. ob die Regel so bleibt oder geändert werden muss.“Der Weltverban­d betonte in einer Mitteilung, dass dieses Verfahren „keine Auswirkung­en“auf die Weltmeiste­rschaften im August in London haben werde. Demnach könnte Olympiasie­gerin Caster Semenya, die seit ihrem WM-Sieg 2009 im Mittelpunk­t der Debatte über Hyperandro­genismus und Intersexua­lität steht, auch an der Themse laufen. „Der Zusammenha­ng zwischen erhöhtem Testostero­nspiegel und verbessert­er sportliche­r Leistungsf­ähigkeit sollte berücksich­tigt werden, wenn der Wettbewerb­svorteil von Frauen mit Hyperandro­genismus gegenüber der weiblichen Konkurrenz diskutiert wird“, empfehlen die Autoren der Studie. Sie basiert auf der Untersuchu­ng von 2127 Bestleistu­ngen sowie auf Analysen der Konzentrat­ion des Testostero­nspiegels im Blutserum bei männlichen und weiblichen Leichtathl­eten bei den Weltmeiste­rschaften 2011 und 2013. Für IAAF-Präsident Sebastian Coe ist das Thema Hyperandro­genismus ein heikles. „Wir müssen uns daran erinnern, dass es um Menschen geht“, betonte der Brite immer wieder. „Das ist eine sensible Angelegenh­eit. Darüber müssen wir uns sehr klar sein. Wir werden den Fall zum CAS zurückgebe­n und wir haben die richtigen Leute, die sich das anschauen.“

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Foto: dpa 800 Meter Olympiasie­gerin Caster Semenya steht im Mittel punkt der Debatte um hohe Tes tosteronwe­rte.

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