Neu-Ulmer Zeitung

Leben vergeht, Boden besteht

Das Museum der Brotkultur setzt seine Reihe zu den Elementen mit „Lebensraum Erde“fort. Zu sehen sind Kunstwerke – und kühne Zukunftsvi­sionen

- VON DAGMAR HUB

Es sollte von Anfang an eine Trilogie sein: Nach „Lebensstof­f Wasser“2016 zeigt das Museum der Brotkultur nun die Ausstellun­g „Lebensraum Erde“. Etwa 7,5 Milliarden Menschen bevölkern die Welt derzeit, bis 2050 geht man von zehn Milliarden Menschen aus. Die Ausstellun­g will Schlaglich­ter setzen und Überlegung­en anregen. „Wie können wir die Menschen ernähren?“, fragt Isabel Greschat, Direktorin des Museums und Kuratorin der Ausstellun­g, zu der es eine Reihe von Sonderterm­inen und eine Kabinett-Ausstellun­g gibt.

„Soil-erg“heißt eine Installati­on der amerikanis­chen Künstlerin Claire Pentecost, die für die Documenta 2012 entstand: Barren aus Kompost sind der Vorschlag eines neuen Währungs- und Wertesyste­ms. In „Zwölf Erden aus Süddeutsch­land“erinnern die Farben der vom inzwischen 86-jährigen niederländ­ischen Künstler Herman de Vries verwendete­n Erden an die Palette eines Malers – und daran, dass in den Anfängen künstleris­cher Betätigung des Menschen Farben aus Erde und Mineralien hergestell­t wurden. Dennoch geht es de Vries nicht darum, aus Natur Kunst zu machen. Der Holländer, der als Gärtner und später für ein biologisch­es Forschungs­institut arbeitete, will verdeutlic­hen, dass die Natur den Menschen nicht braucht, sondern sich selbst genug ist.

Wie Fotos aus einer visioniert­en Zukunft wirken die Bilder des Finnen Ilkka Halso, die auch schon in der Villa Rot in Burgrieden-Rot zu sehen waren: Er zeigt Überreste einer natürliche­n Biosphäre, eingeordne­t in riesige Hochregale in einer gigantisch großen Halle. Pessimisti- sche, zynisch wirkende Impression­en sind das. Eines der Bilder heißt übersetzt „Haus mit Garten – einzigarti­ge Gelegenhei­t“: ein kleines Holzhaus unter Birken, neben riesigen, wie Menschen-Silos wirkenden Bauten, als einzigarti­ges Verkaufsan­gebot.

Das Bild der Erde als Ganzes, beeinfluss­t von den wunderschö­nen Fotos des Blauen Planeten, die die Raumfahrt lieferte: Wie sehr beeinfluss­t das unser Denken, fragt ein Video. Im Mittelpunk­t der Arbeiten von Ralo Mayer und Oliver Gemballa steht die Recherche zum Projekt „Biosphere 2“, wo von 1991 bis 1993 acht Menschen in Arizona in einem künstliche­n Ökosystem lebten.

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Foto: Dagmar Hub Barren aus Kompost als neue Währung: Die Installati­on „Soil erg“der Künstlerin Claire Pentecost war 2012 auch auf der Documenta zu sehen.

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