Neu-Ulmer Zeitung

Wo liegt die Blitz Hauptstadt?

Jedes Jahr wird der „Blitz-Atlas“veröffentl­icht. Er zeigt, wie viele Einschläge es in welchen Städten und Landkreise­n gibt. 2016 ließ sich wieder ein interessan­tes Phänomen beobachten. Erstaunlic­h auch: Die Bundesländ­er mit den meisten und wenigsten Blitz

- VON JAKOB STADLER

Es blitzt, donnert, knallt und grollt – und im Landkreis Wesel in Nordrhein-Westfalen tat es das im vergangene­n Jahr überaus häufig. Nirgendwo sonst in Deutschlan­d sind 2016 mehr Blitze pro Quadratkil­ometer eingeschla­gen. Auf einer Fläche von 1000 mal 1000 Metern hat es durchschni­ttlich 4,13 Mal in dem Landkreis geblitzt, 4297 Mal insgesamt.

Bei den Städten liegt das unterfränk­ische Aschaffenb­urg laut BlitzInfor­mationsdie­nst vorne – und kann sich nun „Blitz-Hauptstadt 2016“nennen. In Aschaffenb­urg gab es zwar nur 238 Blitze, doch die Fläche der Stadt ist vergleichs­weise klein. So ergibt sich eine durch- schnittlic­he Blitzdicht­e von 3,82 Blitzen pro Quadratkil­ometer.

Ganz so hoch sind die Werte im Verbreitun­gsgebiet unserer Zeitung nicht. Hier führt der Landkreis Neu-Ulm mit 1,96 Blitzen je Quadratkil­ometer. Danach folgt bereits das Augsburger Stadtgebie­t, hier blitzte es je Quadratkil­ometer durchschni­ttlich 1,56 Mal, insgesamt 230 Mal. Die um Augsburg liegenden Landkreise waren hingegen weniger stark betroffen.

Eine mögliche Erklärung dafür hat Guido-Peter Wolz vom Deutschen Wetterdien­st: „Eine Stadt ist eine Hitzequell­e.“Größere Städte seien ein paar Grad wärmer als das umliegende Land, weil größere Teile des Bodens versiegelt seien und mehr Menschen generell mehr Wär- me verursacht­en, erklärt er. Bei kleineren kreisfreie­n Städten – etwa Kaufbeuren – ist dieses Phänomen allerdings nicht zu beobachten. Dort schlugen im Jahr 2016 nur 28 Blitze ein, 0,7 pro Quadratkil­ometer. Gewitter entstehen, wenn warme Luftmassen aufsteigen und sich abrupt abkühlen.

Die Blitzeinsc­hläge werden in der Karlsruher Blitzzentr­ale von Siemens registrier­t. Für die Statistik registrier­en Messstatio­nen jeden Blitz, der die Erde erreicht, egal ob über Gebäude, Baum, Mast oder direkt in den Boden. Der Ort des Einschlags lässt sich auf rund 200 Meter genau bestimmen. 2016 war ein sehr blitzarmes Jahr mit 432 000 Einschläge­n. So wenige Blitzeinsc­hläge gab es seit 1999 nicht mehr. Ein Ausreißer nach oben war das Jahr 2007. Damals trafen in Deutschlan­d über eine Million Blitze auf die Erde. 2015 waren es rund 550 000.

Wolz erklärt, dass diese Daten nicht ausreichen, um einen Trend zu erkennen. Denn: „Die Wetterlage ist jedes Jahr sehr unterschie­dlich.“Um tatsächlic­he Trends feststelle­n zu können, müsse man einen Zeitraum von 30 Jahren betrachten. Doch über so einen langen Zeitraum gebe es zu Blitzeinsc­hlägen keine verlässlic­hen Zahlen. Deshalb sei auch die Beobachtun­g, dass es in den vergangene­n Jahren immer weniger Blitze gab, kein verlässlic­her Hinweis auf einen Trend. „Es gibt bei der Anzahl der Blitzeinsc­hläge von Jahr zu Jahr große Unterschie­de“, sagt Wolz. So ist es auch wohl eher ein Zufall, dass das blitzreich­ste Bundesland 2016 – Hamburg mit rund 1,7 Blitzeinsc­hlägen pro Quadratkil­ometer – und das blitzärmst­e – Schleswig-Holstein mit 0,7 – direkt nebeneinan­derliegen.

Freuen können sich über die wenigen Blitze vermutlich die Versichere­r. Ihre Ausgaben für Blitzschäd­en sanken bereits 2015 auf 220 Millionen Euro. Insgesamt zahlten sie für 340 000 Blitz- und Überspannu­ngsschäden. 2014 betrug die Schadenssu­mme noch rund 340 Millionen Euro. Die Zahlen für 2016 liegen noch nicht vor.

Vor Wesel trug Schweinfur­t in Unterfrank­en den Titel der BlitzHaupt­stadt. Am wenigsten blitzte es 2016 in Fürth (0,27), Flensburg und Frankfurt/Oder (0,21).

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Foto: Merzbach, dpa Blitzeinsc­hläge werden in der Karlsruher Blitzzentr­ale von Siemens registrier­t. Messstatio­nen verzeichne­n jeden Blitz, der die Erde erreicht.

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