Das urbane Lebensgefühl weit oben über dem Lärm
oder 20. Stockwerk – weit oben über dem Verkehrslärm und mit grandiosem Ausblick auf die Stadt, vielleicht noch mit grüner Dachterrasse. Und wenn man unten aus dem Haus tritt, ist man gleich drin im Kultur-, Kneipen- oder Konsumleben. Nachdem das Industrieloft eine Zeit lang Mode war, sucht der coole Stadtbewohner jetzt offenbar nach dem Apartment in luftiger Höhe. Für solch zahlungskräftige Kunden bieten die Baufirmen dann gern auch noch den Concierge, der den Zugang bewacht, sowie ganz individuell gestaltete Wohnungsgrundrisse an; die Preise sind entsprechend. Im Marco Polo Tower in der Hamburger Hafen-City, mit seiner spiralförmig gedrehten Architektur bereits eine Ikone des neuen Hochhausbaus, soll der Quadratmeter Eigentumswohnung 11000 Euro kosten. Die geldschweren Bewohner zeigen, dass das Hochhaus wieder ein Statussymbol ist – für die Happy Few einer Metropole. Auch andere Städte planen luxuriöse Wohntürme mit werbekräftigen Namen: Stuttgart die „Cloud Nr. 7“, Berlin den „Gehry-Tower“und „Living Levels“, Frankfurt den „WestsideTower“.
Doch solche Luxusprojekte werden die Wohnungsknappheit nicht beseitigen. „Die braucht niemand in den Städten, das sind reine Immobilieninvestitionen“, sagt die Stadtsoziologin Christine Hannemann. Die Stuttgarter Professorin plädiert durchaus für Hochhäuser, aber sie müssten gut in die Stadtlandschaft integriert und familienfreundlich geplant werden. Das heißt, die Wohnungen müssen zu erschwinglichen Preisen erhältlich sein, im Inneren der Häuser wie auch drum herum müssen Spielgebiete für Kinder und Freiräume für Jugendliche vorhanden sein. Und sicher müssen sie natürlich auch sein, die Hochhäuser.