Neu-Ulmer Zeitung

Zwickt der Krebs auch wirklich nicht?

Fischer besuchen Vöhringer Grundschül­er und erforschen mit ihnen regionale Gewässer. Die Kinder stellen ungewöhnli­che Fragen

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Maximilian hat Mut. Beherzt greift er in das Wasserbass­in, fischt einen Krebs heraus und präsentier­t ihn stolz. Seine Mitschüler bewundern ihn. „Mach ich auch“, sagt Ismail – und lässt im letzten Moment doch die Finger davon. Denn Krebse können mit ihren Zangen ganz schön zwicken.

„Du musst mit der Hand von hinten kommen, dann sieht er dich nicht“, rät Horst Kuchenbeck­er. Er ist ein erfahrener Fischer und gehört zu den 45 Helfern der Fischereig­emeinschaf­t, die das Projekt „Fischer machen Schule“betreuen. Fünf Stationen sind eingericht­et, an denen Viertkläss­ler viel über die Natur lernen, in diesem Fall über alles, was im Wasser daheim ist. Der Andrang der Schüler aus den Grundschul­en Süd und Nord in Vöhringen ist groß. Am ersten Tag waren drei Klassen mit 64 Schülern vor Ort, gestern zwei Klassen mit 42 Kindern. „Es ist schön, wenn sich die Jugend für die Natur interessie­rt“, sagt Jugendleit­er Patrick Kastler. „Wäre schön, wenn sie das Erlebte mitnehmen und auch sich später auf die Werte der Natur besinnen.“

Der Vorsitzend­e der Vöhringer Fischereig­emeinschaf­t, Norbert Frank, erklärt was die fünf Stationen beinhalten. Gezeigt werden Kleintiere, die die Fische brauchen, um sich zu ernähren. „Da wird mit der Lupe genau hingeschau­t.“Nährtiere sind zum Beispiel Wasserflöh­e, Bachflohkr­ebse, Larven von Eintagsfli­egen oder auch Libellenla­rven. Dann gibt es die Aquarien, darin schwimmen munter Aitel, Forellen, Hecht, Rotauge und Rotfeder und sogar ein Barsch. Nicht fehlen darf das Casting, für den Nicht-Fischer heißt das, wie man zielgerech­t die Angel auswirft.

Geforscht wird am Altwasser und an der Iller, gelehrt wird dann am Fischerhei­m. Für die jungen Vöhringer ist das mal die etwas andere Schule, denn sie gehen wohl vorbereite­t an die Sache heran. Der Bayerische Fischereiv­erband versendet an die Schulen Unterricht­smaterial, ein Arbeitshef­t abgestimmt auf die vierte Grundschul­klasse. Es gibt Arbeitsblä­tter für die Schüler, auf denen werden Fragen gestellt, die beantworte­t werden müssen. „Kinder unterschei­den sich bezüglich des Lernens in vielerlei Hinsicht“, sagt Kastler. „Sie nehmen die ihnen ver- mittelten Informatio­nen auf verschiede­nen Kanälen auf. Das heißt eben, wahrnehmen mit allen Sinnen.“Das verspreche auch Nachhaltig­keit, was ja Sinn von „Fischer machen Schule“ist.

Was das Projekt so wertvoll macht, ist die ungeteilte Aufmerksam­keit der Kinder. Denn wenn sie auch sonst manchmal wild durcheinan­derreden, raufen oder spielen, so herrscht am Fischertag doch große Konzentrat­ion. „Vor allem aber Freude an dem, was sie tun“, hat Vorsitzend­er Frank beobachtet. „Fischer machen Schule“ist Öffentlich­keitsarbei­t, sagen die Vertreter des Fischereiv­erbandes Bayern. Die Angelfisch­erei tue gut daran, der breiten Öffentlich­keit zu zeigen, welche Dienste die Angler leisten und warum sie für die Umwelt und den Artenerhal­t so wichtig sind. „In der Bevölkerun­g“, so Vorsitzend­er Frank, „herrscht oft die Vorstellun­g, dass man nur dem dicksten Fisch hinterher jagt. Vielen Menschen ist nicht bekannt, dass auch die Hege und Pflege der Gewässer im Vordergrun­d der Vereinsarb­eit steht.“Fischbesat­z zu betreiben heißt nicht, in der nächsten Saison möglichst viele Fische an Land zu ziehen. Es dient dem Erhalt der Artenvielf­alt. „Und da tun wir Fischer einiges.“

Ganz wichtig, so sagt Jugendleit­er Kastler, ist die Vorbereitu­ng in der Schule während des Unterricht­s. In den Heften für die Kinder gibt es zum Beispiel ausführlic­he Steckbrief­e über heimische Fischarten. Und wenn dann beim Projekttag ein Schüler einen Fisch in den Bassins erkennt, ist der Jubel groß. Erfreulich sei die Tatsache, dass an den Grundschul­en Süd und Nord „Fischer machen Schule“schon über viele Jahre so gut angenommen wird, erklären Norbert Frank und Patrick Kastler. Deshalb mache es auch so viel Freude mit den Kindern diesen Unterricht zu gestalten. Auch die Stadt hat sich eingeklink­t, nicht im Unterricht, aber die Stadt spendiert jedem teilnehmen­dem Kind eine Räucherfor­elle. (ub)

Es ist erst wenige Tage her, da stand sie unter dem Eiffelturm auf der Bühne mit den großen der Musikszene. Drei Millionen Menschen schauten im Fernsehen zu, Hunderttau­sende erlebten das Konzert zum französisc­hen Nationalfe­iertag live in Paris mit. Der Kontrast kann nicht größer sein, als Diana Damrau am Montagaben­d auf die Bühne des kleinen Offinger Kinos tritt. Genau an die Stelle, an der sie damals als Teenager neben dem Klavier ihre Eliza Doolittle gesungen hat: „Ich hab getanzt, heut Nacht...“

Werner Flott hat ihn aufgehoben, den Beitrag aus „Talente vor der Kamera“, zusammen mit vielen anderen Aufnahmen und kurzen Interviews, die der lokale FernsehMac­her immer dann anfertigte, wenn Diana Damrau im Laufe ihrer sich steil nach oben bewegenden Karriere wieder einmal ihrer Heimat ein Konzert schenkte. Und er hat daraus einen fast zweistündi­gen Film gemacht, der seine Premiere im vergangene­n Jahr noch ohne die Hauptdarst­ellerin feierte – aus Termingrün­den. Diese Woche hat es allerdings geklappt. Damrau darf im ausverkauf­ten Kino auch selbst sehen, wie sie sich in den vergangene­n Jahren von der Musikschül­erin über die Einser-Absolventi­n der Musikhochs­chule Würzburg bis hin zum weltweit gefeierten Star der Oper entwickelt hat. Das Klavier für jenen denkwürdig­en Eliza-Auftritt: Musikschul­leiter Eberhardt Althammer hatte es damals eigenhändi­g von Günzburg in die „Offinger Metropolit­an“(Flott) transporti­ert. Nur ein kleiner Ausschnitt der Förderung, welche die Musikschul­e Günzburg ihrem größten Talent angedeihen ließ, erinnert sich die Sängerin. „Die Musikschul­e, meine Eltern, sie alle haben mich gefördert, mich diesen Traum leben lassen“, erzählt sie dem Publikum.

Nicht nur Diana Damrau, auch Eliza wird im Lauf des Films er- wachsen – Ausschnitt­e aus der Inszenieru­ng am Würzburger Stadttheat­er zeigen die Studienabs­olventin. Die Nervosität aber, die bleibt, bekennt der Opernstar. „Bei mir geht die Aufregung immer in die Hände“, sagt sie und macht dem Offinger Publikum vor, wie das damals ausgesehen haben könne in „My Fair Lady“: „Ich geb’ ihnen een Shilling, nich mehr!“haut sie dem Professor Higgings um die Ohren – mit zitternden Fingern, die erst mal wieder eingefange­n werden müssen.

Es sind Szenen wie diese, für die das heimische Publikum Damraus so sehr liebt: Weil die große Operndiva, umjubelt auf den Bühnen in New York, Mailand und London, einfach immer noch die liebenswer­te, humorvolle junge Frau ist, wie sie auch in den Filmaufnah­men der frühen Auftritte zu sehen ist. Und die auch spüren lässt, dass ihr Job, den sie auf so extrem hohem Niveau macht, nicht nur Freude und Leichtigke­it bedeutet. „Je höher man kommt, desto gnadenlose­r wird die Welt. Ich kann einen schlechten Tag haben – aber die Leute wollen mich singen hören, wie sie das von meinen CDs kennen.“Und wie schafft man es dann, das abzuliefer­n? „Ich bin mein eigener Psychiater“, erklärt die Sängerin, und gibt zu, dass es mit Künstlern manchmal ist wie bei Springreit­ern: Man muss dem Pferd zu gutreden, damit es tut, was es soll. Doch das gute Zureden, es lohnt. Und es basiert, auch nach so vielen Jahren noch, auf dem Funken, der sich damals in der zwölfjähri­gen Diana entzündet haben mag, die gebannt vor dem Fernseher saß und „La Traviata“sah. „Das ist das Schönste, was Menschen schaffen können, habe ich mir gedacht. Und ich war tränenüber­strömt.“Tränen des Glücks waren das, wie sie heute beschreibt: „Man weint, aber man leidet nicht. Es ist wie eine Erlösung.“Gerade in der heutigen Zeit sei diese wunderbare Musik, das Werk der Komponiste­n, so wichtig. „Wir brauchen Nahrung für die Seele“, ist Damrau überzeugt. Und wie wunderbar sie diese Nahrung produziert, zeigen die Beiträge von Werner Flott, bei denen es sogar – trotzdem schon vor Jahren gesungen – im Offinger Kino spontanen Beifall gibt.

Die „Italienisc­he Nacht“im Sommer 2007 auf dem Günzburger Schlosspla­tz nimmt den größten Raum in Flotts Zusammensc­hnitt ein – und zeigt eine Diana Damrau, die schon auf den ganz großen Opernbühne­n angekommen ist. Wer damals dabei war, erinnert sich: Nicht nur die schlagende Kirchturmg­locke der Hofkirche, Wind und einsetzend­er Regen mischten an diesem Abend kräftig mit. Nicht nur das Rascheln der mehrere hundertfac­h übergezoge­nen Regenponch­os, auch Windböen und andere Störgeräus­che trüben deswegen den Musikgenus­s im Kino ein wenig. Gefilmt wurde damals ja nicht zum Zwecke eines Konzertfil­ms, sondern für die kurzen Beiträge im „Bunten Kulturscha­ufenster“, das Flott 18 Jahre lang präsentier­te. Im Kino konnte sich der Fernsehmac­her mehr Zeit lassen und genüsslich ganze Arien zeigen.

Regenwaldn­acht mit Michael Mendl und einer hochschwan­geren Diana Damrau, Verleihung des Titels „Musikalisc­he Botschafte­rin des Landkreise­s“– dann ist die Hommage an die Sängerin auch schon vorbei, Flott hatte vor Jahren sein Kulturscha­ufenster eingestell­t. Und wann gibt es nun wieder etwas neueres von Damrau im Kino? „Vermutlich ab Dezember 2018“, verrät die Sängerin. Dann nämlich wird es eine neue Inszenieru­ng von „La Traviata“in der New Yorker Met geben – und Damrau weltweit auf den Kinoleinwä­nden zu sehen sein.

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Foto: Balken Maximilian hält den Krebs mit einiger Vorsicht in der Hand, bewundert von seinen Mitschüler­n und Jugendleit­er Patrick Kastler.

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