Neu-Ulmer Zeitung

Urlaub auf Englisch

Expertin Susanne Erdmann erklärt dir heute, worauf du beim Urlaub in Großbritan­nien achten solltest und wie du peinliche Fettnäpfch­en vermeiden kannst

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Gäbe es einen Weltmeiste­rtitel für das höflichste Land, dann bekämen ihn wohl die Briten. Denn in Großbritan­nien geht es meistens sehr höflich zu. Vor allem in England, das ein Teil von Großbritan­nien ist. Worauf du beim Urlaub dort achten solltest und wie du Fettnäpfch­en vermeiden kannst, erklärt dir Benimm-Expertin Susanne Erdmann heute: ● Begrüßung Briten mögen in der Regel keine Umarmungen. Man gibt sich die Hand, wenn man sich zum ersten Mal sieht oder wenn man sich lange nicht gesehen hat. Zur Begrüßung fragt man dann „How are you“(gesprochen: hau ar ju. Übersetzt: Wie geht es dir?). Die Antwort lautet dann „Fine, thank you“(gesprochen: fein, ßänk ju. Übersetzt: Danke, gut). Das sagen Briten immer, also auch, wenn es ihnen gar nicht gut geht. ● Sorry Dieses Wort hörst du ganz häufig, wenn du in Großbritan­nien unterwegs bist. Briten entschuldi­gen sich andauernd – selbst, wenn sie es gar nicht bräuchten. Damit möchten sie zeigen: „Ich bin höflich, ich respektier­e dich.“Das erwarten sie auch von anderen. „Passe dich also an und äußere dich mit einem sorry, auch wenn du dich gar nicht entschuldi­gen musst“, rät Susanne Erdmann. Auch gehört es sich, häufig „Danke“und „Bitte“zu sagen, also „Thank you“und „Please“(siehe Infokasten). Aber diese Zauberwort­e kennst du ja schon. ● Zurückhalt­ung Briten fallen nicht gerne auf und mögen keine Angeber. Beliebt ist „Understate­ment“(gesprochen: andastejtm­ent): die Untertreib­ung. ● Anstehen In Großbritan­nien gilt es als extrem unhöflich, sich in einer Warteschla­nge vorzudräng­eln. „Queuing“(gesprochen: Kjuing) ist der englische Ausdruck für „Anstehen“– auch darin sind die Briten wahre Meister. ● Small Talk Die „kleine Unterhaltu­ng“wurde quasi von den Briten erfunden. Damit ist ein kleines Gespräch über unwichtige Dinge gemeint. Beliebtes Small-Talk-Thema in Großbritan­nien: das Wetter. Oder Sport. Allerdings sind nicht alle Themen geeignet: Über Politik, Religion oder das Königshaus sollte man lieber nicht smalltalke­n. ● Kritik Es gilt als unhöflich, jemandem zu widersprec­hen. Briten sind bekannt dafür, dass sie manche Dinge nicht direkt ausdrücken. Sie möchten nicht, dass eine Person sich schämen muss. Wenn sie zum Beispiel sagen „very interestin­g“(übersetzt: sehr interessan­t), kann das auch heißen: „interessie­rt mich gar nicht“. Oder: „I can hear you“bedeutet, dass dein Gesprächsp­artner dich hört, aber nicht unbedingt deiner Meinung ist. Auch wenn Englisch als recht einfache Sprache gilt, muss man immer ganz genau hinhören und den anderen beobachten, um zu verstehen, was er meint. Übrigens ist es auch ein Tabu, Queen Elizabeth II. (gesprochen: die Zweite) und die königliche Familie zu kritisiere­n. ● Essen Auch beim Essen gibt es ein paar Regeln zu beachten: In Großbritan­nien werden viele Speisen mit der Gabel aufgespieß­t. Auf dem Weg zum Mund wird die Gabel dann gedreht, sodass der Gabelrücke­n oben ist. Löffel werden nie komplett in den Mund gesteckt. ● Tea Time Briten trinken gerne Tee – und dies besonders gerne nachmittag­s zu einer festen Zeit: der Tea-Time (gesprochen: Ti Teim). Manche tunken dann auch gerne Butterkeks­e in den Tee. Noch eine Tee-Besonderhe­it gibt es in Großbritan­nien: Viele Menschen dort trinken gerne Schwarzen Tee mit einem Schuss Milch. Wenn du mit den Fingern die Zahl zwei zeigen möchtest, solltest du in Großbritan­nien besonders aufpassen. Am besten zeigst du das mit Daumen und Zeigefinge­r – das ist nämlich harmlos. Willst du Zwei aber mit Zeigefinge­r und Mittelfing­er zeigen, musst du etwas Entscheide­ndes beachten: Beim Zeigen musst du deinen Handrücken sehen – dann heißt das „Zwei“. Zeigt der Handrücken hingegen zu einer anderen Person, bedeutet das Zeichen so viel wie ein Stinkefing­er. Dazu gibt es eine alte Geschichte: Einst bekämpften sich Engländer und Franzosen mit Pfeil und Bogen. Die englischen Pfeilschüt­zen waren berühmt-berüchtigt. Wenn sie gefangen genommen wurden, schnitten die Franzosen ihnen daher den Zeigefinge­r und den Mittelfing­er ab, damit die englischen Soldaten nie wieder einen Bogen spannen können. Um die Franzosen zu ärgern, zeigten die Engländer auf der Gegenseite fortan vor jeder Schlacht ihre beiden noch funktionie­renden „Bogen-Finger“. Das gilt heute noch als Zeichen höchster Verachtung.

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Wenn dein Gegen über deine Hand so sieht, dann hast du „Zwei“richtig gezeigt. Andershe rum wäre es in Großbritan­nien eine beleidigen­de Geste.
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Susanne Erdmann

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