Kardinal Müller sollte jetzt am besten schweigen
Es sind die alten, hässlichen Abwehrreflexe, die bei Kardinal Müller noch immer greifen. Es ist der bekannte, jahrzehntelang in Teilen der katholischen Kirche geübte Dreiklang aus Verschweigen, Vertuschen und zum Gegenangriff übergehen, wenn es für Erstgenanntes bereits zu spät ist. Anstatt Demut zu demonstrieren und angesichts des größten Misshandlungsskandals der Kirche in Deutschland, nämlich der bei den Regensburger Domspatzen, in aller Form um Entschuldigung zu bitten, bleibt er dabei: Er habe sich nichts vorzuwerfen; er habe die Aufarbeitung initiiert und vorangetrieben. Müller hat nichts gelernt.
Ein Blick in den Abschlussbericht zum Domspatzen-Skandal sollte ihn nachdenklich stimmen. Darin ist akribisch aufgeführt, worin genau seine Versäumnisse bestehen. Mit seiner Wahrheit deckt sich der Bericht jedenfalls kaum. Und schon gar nicht mit den Erfahrungen der Opfer. Die empfinden seine Aussagen als neuerliche Schläge. Aber das sind sie von Müller, traurig genug, gewöhnt. Der ist gedanklich offenbar im Jahr 2010 hängen geblieben, bei seinem skandalösen Hirtenwort. In dem ging er von Einzelfällen aus und unterstellte Medien, die über das schockierende System der Gewalt bei den Domspatzen berichteten, kriminelle Energie.
Müller sollte sich entschuldigen, wie es der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung gefordert hat. Oder er sollte schweigen. Denn auch Worte können verletzen.