„Man verpasst so schnell etwas“
zehn Monaten am Vormittag eine Kinderkrippe. Die Gründe, ihn schon im Alter von knapp 15 Monaten dorthin zu geben, waren hauptsächlich finanzieller Natur – aber nicht ausschließlich. „Mit nur einem Gehalt wäre es nicht machbar gewesen“, sagt Eva Friedman. „Hinzu kommt, dass ich auch wieder arbeiten wollte.“Das soziale Umfeld der Kollegen habe ihr gefehlt, ebenso die Bestätigung außerhalb der Familie.
Deshalb arbeitet die 26-Jährige aus Augsburg seitdem in Teilzeit bei einem städtischen Bauunternehmen. Ihr Mann Stefan hat sich mit einer Bauträger-Firma selbstständig gemacht. Wenn sie morgens schon im Büro sitzt, bringt ihr Ehemann Vincent in die Krippe, die nur ein paar hundert Meter von der Wohnung entfernt liegt. Eva Friedman holt ihn mittags nach der Arbeit wieder ab.
Das wäre bei Familie Krug aus Altusried im Oberallgäu nicht so einfach möglich: Zur nächsten Kinderkrippe ist es eine halbe Stunde Fahrt. Den zweieinhalbjährigen Michael morgens dort hinzubringen und mittags wieder abzuholen, würde viel Zeit kosten. Zeit, die seine Eltern Elisabeth und Martin als selbstständige Landwirte nicht haben. „Es war von Anfang an klar, dass unsere Kinder nicht in eine Krippe gehen“, sagt Mutter Elisabeth, während sie Michaels kleine Schwester Lucia auf Schoß hält. Sie bezieht Betreuungsgeld – passt aber nicht so recht ins Bild des von Kritikern oft bemühten „Hausmütterchens mit Herdprämie“: Früh am Morgen beginnt ihr Tag, schließlich wollen im familieneigenen Bio-Milchviehbetrieb knapp 70 Tiere versorgt werden. Michael und Lucia schlafen noch, wenn ihre Eltern zum ersten Mal in den Stall gehen. Zum abendlichen Melken kommen die beiden Kinder mit. „Das hat sich eben angeboten“, sagt Elisabeth Krug.
Eine Trennung von Arbeit, Freizeit und Zeit mit den Kindern gibt es bei den Krugs nicht. „Unser Alltag richtet sich schon nach den Kindern, aber letztlich geht alles ineinander