Soll der Landkreis „Dirk“heißen?
Bei den Wahlen im SPD-Unterbezirk schafft Karl-Heinz Brunner ein Spitzenergebnis, während ein anderer Genosse ziemlichen schlecht abschneidet. Ist der Nuxit schuld?
Ein bisschen schwebte der Geist von Martin Schulz über dieser SPD-Unterbezirksversammlung in Illertissen: Der Hoffnungsträger der Partei hatte im März bei der Wahl zum Vorsitzenden der deutschen Sozialdemokraten ein 100-ProzentErgebnis erzielt. Karl-Heinz Brunner wurde nun ebenfalls mit sämtlichen Stimmen als oberster SPDMann im Landkreis bestätigt: „Ich hätte nie gedacht, dass das nach Martin Schulz auch mit mir passiert“, sagte Brunner, als das Ergebnis verkündet wurde. Überhaupt gaben sich die Kreis-Sozialdemokraten recht geschlossen, wobei die Meinungsverschiedenheiten eher unterschwellig aufblitzten, und das auch nur bei einem Thema, dem Nuxit. Schließlich ist es nicht ganz einfach, gemeinsam Stellung zu beziehen, wenn Befürworter aus NeuUlm und Gegner des Ausstiegs aus anderen Teilen des Kreises in einem Raum zusammenkommen, aber alle das gleiche Parteibuch besitzen.
So erntete denn Karl-Martin Wöhner, der für sich in Anspruch nimmt, mit einem Antrag die Debatte über die Kreisfreiheit so richtig in Fahrt gebracht zu haben, eine eher unwirsche Reaktion, als er scherzhaft vorschlug, der restliche Landkreis könne sich nach dem Ab- schied Neu-Ulms ja „Dirk“nennen – Donau-Iller-Roth-Kreis. Daraufhin entgegnete ihm die Vize-Vorsitzende Sabine Krätschmer aus Nersingen deutlich: „Wir lassen uns von euch nicht auch noch den Namen diktieren.“Warum Wöhner bei der Wiederwahl als Bildungsbeauftragter nur 18 von 32 Stimmen holte – das mit Abstand schlechteste Ergebnis des Abends – und was seine Haltung zum Nuxit damit zu tun hat, muss Spekulation bleiben.
Was die Kreisfreiheit angelangt, wollen die Sozialdemokraten voraussichtlich im Herbst einen Sonderparteitag veranstalten. Bisher lägen noch zu wenige Zahlen und Fakten vor, wie Ulrich Schäufele kritisierte. Der Vorsitzende der Kreistagsfraktion, der auch im NeuUlmer Stadtrat sitzt, beklagte die Informationspolitik des Rathauses. Der Kreistag habe offiziell immer noch keine Unterlagen bekommen. „Wir werden das vehement einfordern“, versprach er. Schäufele verteidigte die Ausstiegsbemühungen, denn die Rahmenbedingungen hätten sich geändert, Neu-Ulm sei städtischer geworden. Jetzt müsse überlegt werden, was besser passe. Eine scharfe Attacke ritt Detlef Kröger gegen OB Gerold Noerenberg. Die Vorlage zum Nuxit sei eine Frechheit, die Verwaltung habe bei ihrer Abwägung von Vor- und Nachteilen eines Ausstiegs nur das herausgefunden, „was rauskommen sollte“. Er warf dem OB „Verwaltungsfeudalismus“vor. Vorsitzender Brunner, ein bekennender Ausstiegsgegner, sagte, es sei das gute Recht der Stadt auszusteigen, aber „die Bürger haben kein Recht zu sagen, ich will nicht“. Er machte sich für einen Bürgerdialog stark.
Die Kliniken waren das zweite beherrschende Thema des Abends. Kröger forderte, „in den Süden muss ein richtiges Krankenhaus hin“. Wöhner kritisierte, dass der Bürgerentscheid für die Wiedereröffnung der Illertisser Babystation noch nicht umgesetzt sei: „Man wartet, bis ein Jahr rum ist, so funktioniert CSU-Politik.“Ähnlich äußerte sich auch der Illertisser Ortsvereinsvorsitzende Kasim Kocakaplan, der dem Landrat gar einen „Anschlag auf die Basisdemokratie“vorwarf, weil der Bürgerentscheid nicht umgesetzt werde. Bei den Wahlen wurde nicht nur der Vorsitzende Brunner im Amt bestätigt, auch seine Stellvertreter Sabine Krätschmer und Ulrich Schäufele. Kasim Kocakaplan bleibt Kassier, Erich Krnavek Schriftführer.
Den Haushalt meistern, das Kleinkind versorgen, kochen, putzen, waschen, Anträge stellen, die Kinder in die Schule oder den Kindergarten bringen und wieder abholen – Elternsein kann auch ziemlich anstrengend sein. Aus diesem Grund gibt es 14 Familienparten des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB), die die Familien im Alltag unterstützen. Die Koordinatorin des Projekts, Inka Mast, möchte nun noch weitere hinzugewinnen. Im September beginnen die neuen Vorbereitungsseminare. „Familienpaten sind ehrenamtliche Helfer, die ein Jahr lang gegen eine Aufwandsentschädigung etwa drei Stunden in der Woche eine Familie unterstützen, damit diese ihren Alltag besser meistern kann“, erklärt Sozialfachwirtin Mast, die seit Februar 2016 als Koordinatorin für Familienpaten beim ASB-Kreisverband Neu-Ulm angestellt ist.
Das Projekt, bei dem der ASB mit dem Landratsamt Neu-Ulm zusammenarbeitet, läuft nach Auskunft beider Partner erfolgreich. „Im Laufe einer Familiengeschichte gibt es immer wieder Zeiten, in denen Familien Hilfe benötigen, um ihre Alltagsaufgaben zu bewältigen. Nach der Geburt eines Kindes, in Krisen, bei Krankheit, für Alleinerziehende oder in einem Haushalt mit mehreren kleinen Kindern“, erläutert Mast. Für die ehrenamtlichen Helfer steht Mast als feste Ansprechpartnerin zur Verfügung. Es finden außerdem regelmäßige Teambesprechungen und Fortbildungen statt.
Um als Familienpate geeignet zu sein, ist keine sozialpädagogische Ausbildung notwendig. Es werden Frauen und Männer gesucht, die über Einfühlungsvermögen und Erfahrung im Umgang mit Kindern verfügen. Wer sich für das Ehrenamt interessiert, wird in einem sechstägigen Seminar auf seine spätere Aufgabe vorbereitet, sagt Koordinatorin Mast.
Vor allem die Koordinierende Kinderschutzstelle (KoKi) vermittelt Familien, denen Unterstützung guttäte. Die Freiwilligenagentur „Hand in Hand“des Landkreises Neu-Ulm kümmert sich mit um die Werbung und Vermittlung der Freiwilligen. Frauen und Männer, die sich für das ehrenamtliche Engagement als Familienpate interessieren, können sich direkt bei Inka Mast, Doris Böck oder Mareike Vierling von der Freiwilligenagentur melden. (az) O
Mehr Informationen gibt es bei der Freiwilligenagentur „Hand in Hand“(Telefon 0731/7040 475; E Mail: freiwilligenagentur@lra.neu ulm.de) oder Inka Mast vom ASB Kreisverband Neu Ulm (Telefon 0731/94589 42 oder E Mail: i.mast@asb nu.de).