Neu-Ulmer Zeitung

Der Nuxit und seine Folgen

- VON ULI BACHMEIER jub@augsburger allgemeine.de

Wer sich auf Google Maps den Landkreis Neu-Ulm anzeigen lässt, macht eine erstaunlic­he Entdeckung. Zwar zeigt die Karte korrekt die Landkreisg­renze sowie die Orte Altenstadt, Illertisse­n, Roggenburg, Senden und Weißenhorn. Wo genau die Stadt Neu-Ulm liegt aber, erfährt der Ortsunkund­ige erst, wenn er die Darstellun­g vergrößert. Da könnten Nuxit-Gegner doch glatt auf den Gedanken kommen, dass Neu-Ulm doch noch etwas zu klein ist, um sich vom eigenen Landkreis zu lösen und zur kreisfreie­n Stadt aufzusteig­en.

Das ist selbstvers­tändlich ein Trugschlus­s und ein rechter Unsinn obendrein. Kaufbeuren, Memmingen, Schweinfur­t, Passau oder Weiden – das sind allesamt kreisfreie bayerische Städte, die weniger oder sogar deutlich weniger Einwohner haben als die dynamisch wachsende Stadt Neu-Ulm.

Dass es in Bayern hier so und dort anders ist, hat seine Ursache fast überall in einem Spektakel, an das sich Veteranen der Kommunalpo­litik nur mit Grausen erinnern: die Gebietsref­orm, die anno 1971 in Bayern begann und vielerorts zu tumultarti­gen Streiterei­en führte. Im unterfränk­ischen Ermershaus­en, das sich massiv gegen seine Eingemeind­ung nach Maroldswei­sach zur Wehr setzte, musste 1978 sogar die Polizei anrücken, um das von Bürgern besetzte und verbarrika­dierte Rathaus zu räumen – um nur ein Beispiel zu nennen.

Doch viel wichtiger als die ganze Geschichte ist eines ihrer Ergebnisse. An einigen Orten nämlich ist es den umliegende­n Gemeinden kreisfrei gewordener Städte gelungen, sich zumindest namentlich abzunabeln. Die alten Landkreise Kaufbeuren, Kempten und Memmingen gibt es nicht mehr. Dort setzte sich der Unter-, Ober- und Ostallgäue­r Eigensinn durch. Ob das auch um Neu-Ulm herum gelingt, ist noch offen. Der Doppelname Illertisse­nSenden jedenfalls geht schon mal nicht. Wer möchte heutzutage schon IS als Autokennze­ichen haben.

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