Neu-Ulmer Zeitung

Trump und Putin: Mal verstehen sie sich, mal prügeln sie sich

Die neuen US-Sanktionen und die harte Antwort aus Moskau trüben das Verhältnis. Europa gerät zwischen die Fronten und soll die Zeche zahlen

- VON WINFRIED ZÜFLE w.z@augsburger allgemeine.de

Wenn das die neuen Umgangsfor­men zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem russischen Amtskolleg­en Wladimir Putin sind, dann scheint ein neuer Kalter Krieg nicht mehr weit: Washington verhängt Sanktionen, Moskau weist Diplomaten aus. Das klingt nicht nur dramatisch. Es ist auch das Gegenteil dessen, was Trump nach seinem Treffen mit Putin beim G20-Gipfel in Hamburg sagte: „Ich denke, wir haben uns sehr gut verstanden.“Wenn es ein solches Verständni­s je gegeben haben sollte, dann hat es sich inzwischen wohl in Luft aufgelöst.

Zwischen den Lenkern der beiden stärksten Militärmäc­hte auf dem Globus gibt es zwar persönlich­e Anknüpfung­spunkte. Denn Trump und Putin, die beide den großspurig­en Auftritt lieben, verbindet der Hang zum Populismus. Aus diesem Grund zollen sie sich offenbar gegenseiti­g Respekt. Aber es gibt auf der anderen Seite objektive Ursachen, warum sich Russland und die USA als Staaten derzeit gar nicht miteinande­r vertragen können. Moskau hat nämlich mit der Annexion der Krim erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg gewaltsam Grenzen in Europa verändert – diesen Tabubruch können die USA als Führungsma­cht des Westens nicht tolerieren.

Gleiches gilt für den russischen Versuch, das demokratis­che System der USA durch Hackerangr­iffe während des Wahlkampfs zu unterminie­ren. Trump will zwar nichts davon wissen, dass er möglicherw­eise dank heimlicher Hilfe aus Moskau ins Amt gekommen ist. Aber alleine die Möglichkei­t, dass es so gewesen sein könnte, muss jeden Verfechter der Demokratie in Washington aufrütteln.

Jetzt ist die offene Konfrontat­ion da. Der US-Senat hat neue Sanktionen gegen Russland beschlosse­n und Trump will sie durch seine Unterschri­ft in Kraft setzen. Um sein Gesicht zu wahren, musste Putin eine harte Antwort geben – zumal aus seiner Sicht noch eine Rechnung offen war. Auf eine von Trumps Vorgänger Obama wegen der Hackerangr­iffe verfügte Ausweisung russischer Diplomaten aus den USA hatte Moskau seinerzeit nicht reagiert.

Spitzt sich jetzt ein gefährlich­er Konflikt zu – oder spielen uns da zwei Staatsmänn­er nur etwas vor, um im eigenen Lager zu punkten? Diese Frage ist nicht mit absoluter Sicherheit zu beantworte­n. Doch fest steht: Schlechte Beziehunge­n zwischen Washington und Moskau wirken sich auch andernorts aus. Etwa im Syrien-Konflikt, der nur im Zusammensp­iel der beiden Mächte zu lösen ist.

Und auch Europa droht dabei unter die Räder zu kommen. Die USA nehmen bei Sanktionen seit jeher gerne in Kauf, dass die europäisch­e Wirtschaft mehr Opfer bringen muss als die eigene. Das war zum Beispiel bei den jahrelang gültigen Wirtschaft­sstrafen gegen den Iran der Fall.

Jetzt trifft der amerikanis­che Bannstrahl gegen russische Energie-Exporte auch deutsche und andere europäisch­e Firmen, die zum Beispiel am Bau der neuen ErdgasPipe­line durch die Ostsee beteiligt sind. Mehr noch: US-Unternehme­n könnten von diesen Sanktionen sogar profitiere­n, weil sich amerikanis­ches Fracking-Gas besser verkaufen lässt, wenn weniger russisches Erdgas auf den Markt gelangt. Europa wurde von Washington nicht in die Entscheidu­ng eingebunde­n und soll am Ende die Zeche zahlen – das kann nicht angehen. Dieser trickreich­en Politik muss die EU entgegentr­eten. Zu Recht bereitet Brüssel auch Einschränk­ungen für US-Firmen vor.

Trump und Putin mag dies gleichgült­ig sein. Möglicherw­eise ist beiden wichtiger, ihr Ego zu pflegen. Und wer weiß: Vielleicht vertragen sie sich bald wieder. Ebenfalls dazu und zu „Gericht verlangt Fahrverbot für Diesel“(Seite 1) vom 29. Juli: Trotz seiner fast zwei Tonnen Leergewich­t flitzt er im Dynamikmod­us geschmeidi­g durch die Kurve. Sein 300 PS starker Dieselmoto­r wuchert vor allem mit bärigen 700 Newtonmete­rn Drehmoment, die untenrum mächtigen Druck machen, und vor allem seine Heckansich­t (Anmerkung: mit der Aerodynami­k einer Schuhschac­htel) macht Eindruck. Er – das ist der neue Land Rover Velar, den Michael Gebhardt als neuen(!) Konkurrent­en für das Porsche-Modell Macan geradezu hymnisch besingt. Dabei möchte man diesen Modellen, liest man die Seite 1 der gleichen Ausgabe mit der Schlagzeil­e „Gericht verlangt Fahrverbot für Diesel“, einen Superlativ nicht streitig machen. Sie sind Supermodel­le technische­r Dinosaurie­r, die eindrucksv­oll belegen, dass ihre Produzente­n die Zeichen der Zeit offensicht­lich noch immer nicht begriffen haben. Die von Ihnen auf Seite 1 aufgeworfe­ne Frage „Und wer kauft dann noch einen Diesel?“ließe sich erweitern auf: „Und wer kauft dann noch derartig unverantwo­rtbare Monster, ob Diesel oder Benziner, mit einer Technik, die – die Spatzen pfeifen es vom Dach – bald von vorgestern ist?“Hoffentlic­h entscheide­n auch hier bald die Gerichte: Niemand mehr!

Augsburg Zu „Beben bei Audi“(Wirtschaft) vom 29. Juli sowie weiteren Berichten und Leserbrief­en zum deutschen Autokartel­l: Bei aller Empörung hierzuland­e wird offensicht­lich übersehen, dass es sich bei BMW, Daimler und VW um einen globalen Monopolist­en handelt, der sich vor keiner Konkurrenz fürchten muss. Was interessie­rt einen reichen Saudi, Chinesen oder Amerikaner ein „deutsches Autokartel­l“oder ein Abgasskand­al? Er möchte das technologi­sch beste (Luxus-)Auto, das immer noch von deutschen Unternehme­n hergestell­t wird!

Augsburg braucht man gar nicht reden, die Grünen sind schon immer gegen Autos und würden am liebsten den Schwerverk­ehr durchs Fahrrad ersetzen, die FDP ist für jedes Thema dankbar, das sie ins Gespräch bringt, und die Linken sind prinzipiel­l gegen alles. Nur, so löst man dieses Problem nicht, denn jeder weiß, dass es eigentlich bisher keine Lösung gibt. Der Benziner erzeugt CO2, der Diesel Stickoxide und Feinstaub und die E-Mobilität ist auch nicht nachhaltig. Bei der massenhaft­en Herstellun­g und Entsorgung von Batterien entstehen Unmengen von Umweltschm­utz, die Stromerzeu­gung kommt ohne Kohle, Gas oder Öl nicht aus und Sonnen- und Windenergi­e ist im benötigten Maß nicht speicherba­r. Auch das elektrisch­e Ladesystem ist für eine Masse von Autofahrer­n nicht schnell realisierb­ar und kostet viel Geld. Also lassen wir das populistis­che Geschwätz und machen, was Kretschman­n sagt, versuchen wir die Mobilität umzugestal­ten.

Augsburg Ebenfalls dazu: Leute, die mehr von Dieselmoto­ren verstehen als unsere Politiker, sagen, den sauberen Dieselmoto­r gibt es nicht. Man kann die Abgase mit enormem Aufwand an Zusätzen und Filtern reinigen. Das aber war der Industrie zu teuer. Heute sagt sie, ein paar Bit hier und ein paar Bit da geändert, und der Diesel ist sauber. Wenn es so einfach wäre, hätte man es ja auch gleich so machen können. Und die Politik? Sie versucht nun das Missmanage­ment der Konzerne und eine 100-jährige Technik mit Subvention­en zu retten, um so ihre eigenen Mauschelei­en und Versäumnis­se zu kaschieren.

Bissingen Zu „Zulassungs­verbot für Porsche Ca yenne“(Seite 1) vom 28. Juli: Es war einmal ein Peugeot 205 Diesel. Seine Abgaswerte waren angeblich so gut, dass er von der KfzSteuer befreit war. Aber siehe, nach zwei Jahren wendete sich das Blatt und diese Fahrzeuge wurden mit einer erhöhten „Strafsteue­r“belegt. Das war einmal – und heute? Alle Hersteller betrügen mit entspreche­nder Software ihre Dieselfahr­zeuge sauber. Das Kraftfahrz­eugbundesa­mt drückt auf Weisung von ganz oben beide Augen zu. Wie sollen angesichts dieser offiziell geduldeten Verschleie­rungsprakt­iken – die ich als Lügen bezeichnen würde – Eltern, Erzieher und Lehrer Kindern und Jugendlich­en Werte wie Ehrlichkei­t und Wahrheit vermitteln? Wem bzw. welcher Gruppierun­g können Wähler, die diese Werte hochhalten, bei den anstehende­n Wahlen ihre Stimme geben?

Krumbach

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