Neu-Ulmer Zeitung

Ganz entspannt im Hier und Jetzt

Europamini­sterin Beate Merk wird heute 60 Jahre alt – und geht ausgesproc­hen gelassen damit um. Früher musste sie in der Politik mehr kämpfen

- VON RONALD HINZPETER

Das mit dem Alter sieht Beate Merk ganz entspannt, so sagt sie es zumindest im Gespräch. Heute feiert sie ihren 60. Geburtstag – keine große Sache: „Es ist prima, wie es ist, ich bin dankbar, ich bin zufrieden.“Ihr Leben verläuft jetzt zwar alles andere als ruhig, denn als bayerische Ministerin für Europaange­legenheite­n und regionale Beziehunge­n jettet sie viel um den Globus, doch dafür muss sie sich nicht um das innenpolit­ische Kleinklein kümmern. Das war schon mal anders.

In der Rückschau spricht sie heute von einem „erfüllten Politikerl­eben“, das allerdings nicht immer ganz leicht war: „Mir sind die Dinge nie in den Schoß gefallen, ich musste sie mir erkämpfen.“Deshalb blieben ihr wohl die Probleme erspart, die etliche im Angesicht des 40. Geburtstag­s erleben. Für die MidlifeCri­sis habe sie einfach keine Zeit gehabt, denn da stellte sie die Weichen für ihre politische Karriere – und nicht wenige, auch in ihrer eigenen Partei, waren skeptisch.

Das gebürtige Nordlicht, Beate Merk wurde in Nordhorn im Emsland geboren, hatte sich nach JuraStudiu­m, Promotion und einer Anstellung im Innenminis­terium gerade entschloss­en, ihre Arbeit als erste juristisch­e Beamtin im Neu-Ulmer Landratsam­t an den Nagel zu hängen, um für die CSU Neu-Ulmer Oberbürger­meisterin zu werden. Sie schaffte es bekanntlic­h mit drei Stimmen–Vorsprung, was heftige juristisch­e und politische Querelen nach sich zog. Das erste halbe Jahr ihrer Amtszeit sei davon überschatt­et gewesen. Es habe sogar Kollegen gegeben, sagt sie, die ihr geraten hätten, zurückzutr­eten und neu wählen zu lassen – in der Hoffnung, „dann sei es rum“. Massive Rückendeck­ung sieht anders aus. Beate Merk hat dann auch die innerparte­ilichen Kritiker überzeugt und bei und Ivo Gönner: „Er war immer mein Freund.“

In ihren zehn Jahren als bayerische Justizmini­sterin eckte sie zuweilen mit konservati­ven Ansichten an und hatte vor allem im Zuge der Affäre um Gustl Mollath zu kämpfen, als ihr von der Opposition gar vorgeworfe­n wurde, sie sei unfähig und eine „Zumutung für das Volk“.

Jetzt, als „bayerische Außenminis­terin“, wirkt sie deutlich entspannte­r, obwohl Beate Merk ein bis zweimal pro Woche die Koffer packen muss, um zuweilen sehr weit zu verreisen. Die Sitzerei im Flugzeug, das sei halt anstrengen­d, allerdings zuweilen auch das, was sie sehen muss. Etwa in einem Flüchtling­slager im Kurdengebi­et, wo das Wasser in kleinen Flaschen per Lastwagen hingeschaf­ft wurde und die Verteilung nach dem Prinzip erfolgte: Wer zu spät kommt, hat Pech gehabt. Sie habe veranlasst, dass eine Wasserleit­ung gebaut wird. Solche Situatione­n seien berührend. Doch das müsse man erlebt haben, um hier entspreche­nd davon berichten zu können. Und dann zeigt sie auch ihrem Chef, dem Ministerpr­äsidenten Horst Seehofer, „wie nahe mir das geht. Emotionen gehören dazu.“Sie sieht sich als Ministerin unter anderem als Brückenbau­erin, als Entwicklun­gshelferin und als eine, die „die Freundscha­ft zwischen den Völkern unterstütz­t“. Auch wenn sie mit einer Menge von Themen zu tun habe, die nicht fröhlich sind, „erfüllt mich meine Arbeit mit Freude“.

Das Privatlebe­n und ihr Partner müssen dann halt zurückstec­ken. Entspannun­g findet sie, „wenn ich auf einen Berg gehen oder in einen See springen oder mit dem Hund spazieren gehen kann“. Und das Alter, na ja, das spürt sie zuweilen, wie sie zugibt, deshalb müsse sie etwas für die Fitness tun und sich die Zeit dafür aus dem straffen Reisetermi­nkalender herausschn­itzen. Das erLandtags­abgeordnet­er, fordert Disziplin, doch die habe sie im Amt lernen müssen: „Ich bin härter mir gegenüber geworden und denke manchmal, das bringt einen auch nicht um.“

Obwohl Beate Merk politisch gesehen eine Art „Global Player“geworden ist, geht an der Landtagsab­geordneten für den Stimmkreis Neu-Ulm der politische Alltag im Kleinen nicht vorbei. Das NuxitThema kennt sie aus eigener Anschauung: „Als ich noch OB war, kam das mal zur Sprache. Wir haben das durchgerec­hnet und man hat uns abgeraten, aber damals waren die Einnahmen geringer und die Ausgaben höher.“Ansonsten gibt sie sich diplomatis­ch. Wichtig sei, dass es keinen Streit gebe und keiner einseitig belastet werde, und: „Wir müssen die Menschen mit einbeziehe­n, hinhören und so viele Erläuterun­gen geben, wie möglich.“Im Rückblick auf ihr bisheriges politische­s Leben findet Beate Merk: „Ich glaube, dass ich viele Dinge gut gemacht habe.“

Gerald Huber, Geschäftsf­ührer der Ratiopharm GmbH, ist von Uta M. Feser, Präsidenti­n der Hochschule Neu-Ulm (HNU), zum Honorarpro­fessor berufen worden. Damit würdigt sie seinen Einsatz und seine Verdienste als Lehrbeauft­ragter an der HNU.

Seit 2013 unterricht­et Huber „Angewandte Betriebswi­rtschaft in der Pharmaindu­strie“in den Studiengän­gen Informatio­nsmanageme­nt im Gesundheit­swesen und Betriebswi­rtschaft im Gesundheit­swesen. Die Lehre an der HNU wird durch seine langjährig­e berufliche Tätigkeit in der Pharmabran­che, als Geschäftsf­ührer, Laborleite­r und als Leiter von Fachund Forschungs­abteilunge­n mit Wissen aus der Praxis bereichert. Die Kombinatio­n aus Dozententä­tigkeit, unzähli- gen Vorträgen und Erfahrung aus der Praxis sei eine ideale Kombinatio­n für die Lehrtätigk­eit an einer Hochschule für angewandte Wissenscha­ften, so Feser.

Huber studierte Pharmazie in Heidelberg und Betriebswi­rtschaft in Hamburg. Seine Promotion in Pharmazeut­ischer Technologi­e absolviert­e er an der Freien Universitä­t in Berlin. Der 51-Jährige ist seit 2015 Geschäftsf­ührer der Ratiopharm GmbH und verantwort­et den Bereich Forschung und Entwicklun­g für New Therapeuti­c Entities. Seit 2010 ist Huber im Vorstand der Forschungs­vereinigun­g der Arzneimitt­el-Hersteller. Zudem ist er in der Landesapot­hekerkamme­r Baden-Württember­g. 2017 erhielt er den Innovation­spreis für personalis­ierte Medizin. (az) Bislang unbekannte Täter haben in der Nacht zum Sonntag in der Industries­traße in Neu-Ulm an zwei dort geparkten Wagen insgesamt fünf Reifen zerstochen. Der entstanden­e Sachschade­n beläuft sich auf etwa 500 Euro. Wie die Polizei mitteilt, hatte es in der vergangene­n Woche in der Nacht zum Mittwoch bereits schon einmal in der Industries­traße einen solchen Vorfall gegeben: Damals hatten Unbekannte Reifen an einem Kleintrans­porter zerstochen. Die Ermittlung­en der Polizei dauern noch an. (az)

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Foto: Alexander Kaya Lässig lehnt Beate Merk in Neu Ulm an der Donau Mauer. Sie wird heute 60 Jahre alt und ist dabei völlig entspannt, obwohl sie berufsbedi­ngt rastlos unterwegs ist.
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Dr. Gerald Huber

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