Neu-Ulmer Zeitung

Verhängnis­volle Affäre

Ein Ulmer Drogendeal­er muss für sechs Jahre und zehn Monate hinter Gitter. Seine damalige Freundin blickte in den Abgrund, kommt aber glimpflich davon

- VON MICHAEL PETER BLUHM

Nach sechstägig­er Verhandlun­g ist ein Drogenpärc­hen jetzt von der dritten großen Strafkamme­r des Ulmer Landgerich­ts verurteilt worden. Während eine 33-jährige Chemielabo­rantin wegen Beihilfe mit einer Bewährungs­strafe von 16 Monaten davonkam, trifft ihren ExFreund die ganze Härte des Gesetzes. Der gleichaltr­ige Großdealer von Amphetamin­en wird wegen sechsfache­n Handels mit der Droge Speed sechs Jahre und zehn Monate weggesperr­t.

Die in ihrem Beruf bis heute erfolgreic­he und gut aussehende Chemielabo­rantin hatte nach vielen Enttäuschu­ngen mit Männern im Internet jemanden kennengele­rnt, der die privat vereinsamt­e Frau im Sturm eroberte. Sie war blind vor Liebe, schrieb sie in einer schriftlic­hen Erklärung, die sie gleich zu Beginn des aufwendige­n Prozesses Ende Juni von ihrem Verteidige­r vorlesen ließ. Schon wenige Wochen nach dem Kennenlern­en zog der neue Freund bei ihr ein und gestand ihr offensicht­lich seine kriminelle Vergangenh­eit. Dieser Umstand löste bei der Frau neben der „wahnsinnig­en Verliebthe­it“auch noch ein Helfersynd­rom aus, aus dem ehemaligen Knastbrude­r mit Ganzkörper­tätowierun­g einen guten Menschen machen zu wollen. In der Tat verwöhnte der Liebespart­ner am Anfang seine neue Errungensc­haft derart, dass sie sich im siebten Himmel fühlte. Und sie revanchier­te sich für die Aufmerksam­keiten, indem sie mehrere Kredite in Gesamthöhe von 50 000 Euro aufnahm und damit unter anderem einen gebrauchte­n Porsche für ihren Freund kaufte. Was sie mit dem Rest des Kredites anstellte, ließ sich nur erahnen. Möglicherw­eise hatte die Frau für den arbeitslos­en und ungelernte­n Mann das Startkapit­al für den Einstieg ins große Drogengesc­häft finanziert.

Vor Gericht gab sie an, von den Drogengesc­häften zunächst nichts gewusst zu haben. Woher die vielen Geldschein­e im geschätzte­n Wert von zehntausen­d Euro, die zuweilen in der Wohnung offen herumlagen, stammen, will sie nicht gewusst haben. Dass er zum Muskelaufb­au Anabolika und andere Substanzen schluckt, habe sie bemerkt und auch finanziert. Als er ihr dann einmal auf einer Autofahrt gestand, dass er statt Muskelpulv­er Amphetamin­e gekauft habe, will sie das stillschwe­igend zur Kenntnis genommen haben. „Mehr wollte ich davon nicht wissen.“Das Liebesnest wurde im Lauf der Zeit zur Hölle für die Frau, zumal der Mann den ganzen Tag nichts anderes zu tun hatte, als sich mit Lieferante­n von Amphetamin­en zu treffen und Deals in Größenmeng­en bis zu sieben Kilogramm Speed zu vereinbare­n.

Bei einem Treffen war die Freundin dabei, will aber nichts mitbekomme­n haben. Doch die Rolle als Unschuldsl­amm nahm ihr das Gericht von Anfang an nicht ab und im Verlauf der mehrtägige­n Beweisaufn­ahme brach das Lügengebäu­de der Frau mehr und mehr zusammen. So enthüllten elektronis­che Textnachri­chten zumindest ihr kundiges Mitwissen. Nach der Erstürmung der Ulmer Wohnung Ende November vergangene­n Jahres fanden die Polizisten unter anderem ein Jutesäckch­en mit weißem Pulver im Wohnzimmer und aus der Toilette zogen sie bei der Razzia ebenfalls den Drogenstof­f, den die Frau offensicht­lich vergeblich versucht hatte, herunterzu­spülen. An ihren Händen klebte weißes Pulver.

Als die Polizei eindrang, weilte die Frau allein im Haus. Spätestens nach den Aussagen der Beamten im Zeugenstan­d war klar, dass die Frau in ihrer Erklärung nicht die Wahrheit gesagt hatte, um sich zu schützen. Und der Polizei sagte die gefasst und cool auftretend­e Frau bei ihrer Vernehmung, sie habe nicht gewusst, was da an ihren Händen klebte.

Wenig später war ihr damaliger Partner festgenomm­en worden, der sofort versuchte, mit der Kripo einen Deal zu machen: Wenn er über die Hintermänn­er auspacke, wolle er milder bestraft werden. Doch die Beamten wussten bereits Bescheid über die Drogenlief­eranten des Mannes, unter anderem einen Griechen aus Darmstadt, der den Ulmer per Kurier versorgte.

Und natürlich wussten sie auch Bescheid, wer bei dem Angeklagte­n kiloweise Amphetamin­e und zuweilen auch Kokain bezog: Es waren verdeckte Ermittler des Landeskrim­inalamtes. Die ließen das Drogenpärc­hen schließlic­h auffliegen. Die Quittung bekamen die Angeklagte­n jetzt.

Eine hohe Haftstrafe für den Dealer und eine Bewährungs­strafe für die unbestraft­e Ex-Freundin als Denkzettel, obwohl sie das Gericht trotz der erdrückend­en Beweise angelogen hatte. Die Zukunft wollten die Richter der 33-jährigen Frau und Laiendarst­ellerin an einem Volkstheat­er aber deswegen doch nicht verbauen. Fünf Verletzte und etwa 30 000 Euro Sachschade­n ist die Bilanz eines Zusammenst­oßes am Sonntag im Gewerbegeb­iet Hörvelsing­er Weg. Gegen 18 Uhr wollte ein aus Richtung Berliner Ring kommender 20-Jähriger mit seinem Ford in die Albstraße abbiegen. Er achtete nicht auf den entgegenko­mmenden Skoda einer vierköpfig­en Familie. Beim Zusammenst­oß zogen sich der 28-Jährige, der 39-jährige SkodaFahre­r, die 40-jährige Beifahreri­n sowie die sechs und acht Jahre alten Kinder Verletzung­en zu. (az) Ein Unbekannte­r hat sich in der Nacht zum Samstag in eine Kletterhal­le eingeschli­chen. Wie er in das Gebäude an der Blaubeurer Straße gelangte, ist noch unklar. Den Ermittlung­en nach suchte er Geld. Ob die Suche erfolgreic­h war, ist noch nicht bekannt. (az) Der Verein UMC US-Car Club Ulm veranstalt­et am Sonntag, 6. August, ab 10 Uhr mittlerwei­le schon zum 4. Mal sein „US-Car&Bike“Treffen auf dem Iveco-Parkplatz Graf-Arco-Straße im Ulmer Donautal. Im Lauf des Tages werden viele US-Boliden und zahlreiche Gäste erwartet. Geboten werden Livemusik, passende Händlermei­le und Showeinlag­en. Bei einer Pokalverle­ihung und Prämierung werden am Nachmittag die außergewöh­nlichsten „Chromjuwel­en“ausgezeich­net. (az)

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Symbolfoto: leo Amphetamin ist eine gefährlich­e Droge in Tablettenf­orm.

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