Neu-Ulmer Zeitung

Es gibt keine Kanalisati­on, kein fließendes Wasser

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keines, die bestehende Infrastruk­tur zu verbessern. „Geld fließt erst, wenn es zu einer Katastroph­e kommt“, meint Sally Cox.

Percy Nayuptuk, 65, sitzt in seinem Gemischtwa­renladen an der einzig asphaltier­ten Straße der Insel und sagt: „Wir haben nicht einmal einen Notfallpla­n.“Eine Rettungsar­che, von der manche geträumt haben, gibt es nicht. Und niemand weiß, ob es die Militärhub­schrauber, auf die man im Katastroph­enfall hofft, überhaupt in die entlegene Region schaffen. Donna Barr, die Bürgermeis­terin, fühlt sich von Donald Trump im Stich gelassen. „Für uns ist der Klimawande­l real. Er bedroht unsere Tiere, unsere Art zu leben und unsere Häuser“, sagt sie.

Tocktoo, das Mitglied im Ältestenra­t der Inupiat, sorgt sich vor allem um den Eisbären und das Walross, das keinen Platz mehr zum Ruhen auf dem Eis findet, und das Karibu, das nicht mehr an seine Nahrung kommt. Er hat den Hilferuf seines Volkes schon einmal persönlich in Washington und Anchorage überbracht. Er sagt: „Das Desaster kommt. Die Frage ist nur wann.“

Vor zwei Jahren kam Barack Obama nach Kotzebue, unweit von hier, und hat sich ein Bild davon gemacht, welche Folgen der Klimawande­l in Alaska hat. Und jetzt, mit Trump? „Er sollte sich mal anschauen kommen, wie Shishmaref Stück für Stück versinkt“, sagt Ken Steneck, der noch immer am Grab von Norman steht. Die Stenecks haben ihr fünftes Kind nach dem jungen Mann benannt, der Opfer des Klimawande­ls wurde. Eine Tradition der Inupiat, in deren Glauben die Verstorben­en in den nach ihnen benannten Personen weiterlebe­n.

Es könnte das Schicksal der Insel vorwegnehm­en. Wenn der letzte Tag gekommen ist und die Insel in der Tschuktsch­ensee untergeht, wird, so hoffen sie, Shishmaref weiterlebe­n.

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Clifford Weiyouama hat dagegen ge stimmt, dass sein Dorf aufs Festland um zieht. „Ich werde längst tot sein“, sagt er.

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