Der Tag rutscht seit Jahren im Kalender nach vorn
Deutschland für sich genommen hatte seine Natur-Ressourcen rechnerisch bereits am 24. April aufgebraucht. Dass der weltweite Überlastungstag erst später im Jahr erreicht wird, liegt an Entwicklungsund Schwellenländern mit niedrigerem Verbrauch.
Berechnet wird das Datum mithilfe des ökologischen Fußabdrucks. Das ist eine Art Buchhaltungssystem für die Ressourcen des Planeten. Auf der einen Seite steht das Angebot, zum Beispiel an Wäldern, Feldern, Gewässern. Auf der anderen Seite geht es um den Bedarf des Menschen, etwa um Energie zu gewinnen, zu bauen, Vieh zu halten. Auch Abgase und Abfälle spielen eine Rolle – entsprechend groß ist der Fußabdruck von Industrienationen. Um den Öko-Fußabdruck zu verkleinern, empfehlen Umweltschützer, häufiger vegetarisch zu essen, weil die Produktion tierischer Lebensmittel mehr Fläche beansprucht. Daneben geht es zum Beispiel um das Vermeiden von Lebensmittelabfällen und sparsames Heizen. Auch Transport ist ein Faktor: Flugreisen und Autofahrten fallen viel stärker ins Gewicht als etwa öffentliche Verkehrsmittel.
Auch die Politik ist gefordert. In einem aktuellen Strategiepapier fordert der WWF eine nachhaltigere Ausrichtung der Landwirtschaft mit mehr Ökolandbau sowie einen unumkehrbaren Kohleausstieg.
Bund und Länder haben auf dem Diesel-Gipfel in Berlin ein „rasches, umfassendes und belastbar wirksames Sofortprogramm“zur Reduzierung der gesundheitsschädlichen Stickoxidbelastung gefordert. Die deutsche Autoindustrie sagte Software-Updates und die Beteiligung an einem Mobilitätsfonds zu, aus dem besonders belastete Kommunen Geld bekommen sollen.
Und diese Punkte sind für Autofahrer interessant: ● für Diesel-Pkw Euro 5 und 6: Die Autobauer VW, Daimler, BMW und Opel zahlen mehr als fünf Millionen Besitzern von Dieselautos mit den Abgasgrenzwerten Euro 5 und Euro 6 ein Software-Update und den dafür nötigen Werkstattbesuch. Das kostet sie laut Herstellerverband 500 Millionen Euro und soll den StickoxidAusstoß dieser Autos um durchschnittlich 25 bis 30 Prozent senken. ● Doch wirklich neu sind die
nur für etwas mehr als eine Million Dieselbesitzer. Denn viele der beim Gipfel angekündigten Software-Updates sind in Deutschland umgesetzt oder angelaufen: Knapp 2,5 Millionen Fahrzeuge hat VW wegen des DieselSkandals bereits in die Werkstätten geschickt, die Töchter Audi und Porsche riefen zudem jüngst zusammen 610 000 Autobesitzer zum Update. Daimler hat bereits rund 900 000 Kunden die Nachrüstung angeboten – insgesamt sind das schon mehr als vier Millionen. ● Solche Maßnahmen, etwa der Einbau von Abgasreinigungssystemen, wurden auf dem Gipfel nicht vereinbart. Die Autoindustrie lehnt sie strikt ab: Der Aufwand sei zu groß, die Wirkung zu klein. In der Abschlusserklärung werden die Hersteller dennoch aufgefordert, „technisch leistbare sowie wirtschaftlich vertretbare Konzepte“zu entwickeln. Derzeit kostet ein technischer Umbau rund 1500 Euro oder mehr pro Fahrzeug. ● auf saubere Autos: Die Hersteller bieten unterschiedliche Kaufanreize für einen Umstieg auf ein umweltfreundlicheres Auto an. Ford etwa hatte schon einen Tag vor dem Gipfel angeboten, Kunden mit einem Ford Diesel der Euro-Norm 1, 2 oder 3 mit Zulassungsdatum bis 2006 eine Prämie bis zu 8000 Euro zu zahlen, wenn sie bis Ende des Jahres einen Neuwagen beim Ford-Händler kaufen. ● bietet Besitzern von DieselPkw der Euro-Norm 4 oder älter bis zu 2000 Euro, wenn sie einen Elektro-, Hybrid- oder Diesel-Neuwagen kaufen. Die Aktion ist ebenfalls bis Ende des Jahres beschränkt. ● für die Kommunen: Der Bund und die Hersteller zahlen jeweils 250 Millionen Euro in einen sogenannten Mobilitätsfonds zur Unterstützung der Kommunen ein. Mit dem Geld sollen die 28 Städte und Ballungsräume gefördert werden, die besonders stark von Stickoxid-Emissionen betroffen sind. Für sie soll jeweils ein „Masterplan“entwickelt werden, mit dem sie etwa ihre Verkehrssysteme intelligenter und öffentliche Nahverkehrsangebote attraktiver machen sollen. ● Mehr Geld für
Der Staat will laut Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) seine Mittel zur Förderung des Öffentlichen Nahverkehrs in Deutschlands Städten erhöhen – es sei von 250 Millionen Euro zusätzlich „die Rede“, sagte er. Mit dem Geld sollen zum Beispiel Busse, Taxen und kommunale Fahrzeuge wie Müllautos auf umweltfreundlichere Antriebe umgestellt werden. ● Der Bund verspricht in der Abschlusserklärung, die Abgaskontrollen zu verschärfen. Das Kraftfahrtbundesamt (KBA) soll „regelmäßig“Autos überprüfen, die schon zugelassen sind – dies hatte Dobrindt allerdings bereits nach Bekanntwerden des VW-Diesel-Skandals angeordnet. Auch Nachrüstungen soll das KBA kontrollieren. Das KBA soll einen Verbraucherbeirat bekommen und sich so künftig mehr um die Sorgen von Autobesitzern kümmern.