Der junge Wilde, der es am liebsten zeitlos mag
Der Bayer Stefan Eckert zählt zu den neuen Vertretern der jungen erfolgreichen deutschen Modedesigner-Generation. In seiner Wahlheimat Hamburg spricht er über seine Liebe für Leder und seine Abneigung gegenüber kurzlebigen Trends
Für den richtigen Begleiter zahlt sich der Einsatz aus. Das gilt im Leben wie in der Mode. Designer Stefan Eckert wird, falls nötig, übers dreckige Wasser springen. Zu seinen Füßen schlängelt sich ein mit grüner Entengrütze überzogenes Bächlein. Auf der anderen Seite tänzelt ein kleiner nussbrauner PinscherMischling nur wenige Zentimeter vom Wasser entfernt. Der Hund namens Buddy ist irgendwo falsch abgebogen und scheint nun zu allem bereit, um zu seinem Herrchen zurückzukehren. Auch Stefan Eckert würde es mit der Entengrütze aufnehmen – zur Not auch in Uniform. So nennt der Modedesigner sein tägliches Outfit, was immer aus den gleichen Ingredienzien besteht.
Die körperbetonte Jeans, geputzte, spitze Chelsea-Boots von Santoni und eine Jacke im typischen LederWolle-Materialmix aus seiner Herren-Kollektion. Alles in Schwarz. Einzig das T-Shirt mit dem großzügigen V-Ausschnitt ist manchmal grau. „Mir ist heute mal nach Farbe“, sagte er dann. Mit der Lederjacke darüber ist das darunter ohnehin fast egal. Der 39-Jährige erhebt sie zum ultimativen Kleidungsstück, das in keinem Kleiderschrank fehlen sollte. Schließlich passe sie vom Cocktailkleid bis zu Jeans und T-Shirt zu allem und werde mit jedem Tragen eher schöner. Ein treuer Begleiter für die Ewigkeit eben.
Mit ausgebreiteten Armen steht der gebürtige Nürnberger nun im hohen Gras und bedeutet Begleiter Buddy mit „Hasi, guck mal da hinten“, die kleine Brücke ein paar Meter weiter zu benutzen – der Hund gehorcht. Es ist ein kurioses Bild: Im Grün des Hamburger Stadtrands wirkt der 1,90-Mann mit den hüftlangen zum Zopf gebundenen Dreadlocks irgendwie selbst wie am falschen Ort. Profibasketballer wollte der Nürnberger eigentlich werden.
Das Talent war da, doch Verletzungen verhinderten den Sportkarrierestart. Es folgten stattdessen eine Schneiderlehre, Ausbildungen zum Modedesigner an der AMD Hamburg und dem renommierten St. Martens College in London sowie zwei Saisons bei Alexander McQueen. Die logische Folge setzte sich 2009 mit einem eigenen Modelabel inklusive Laden und Atelier in der Hamburger HafenCity fort.
Eine Stunde wandern Hund und Halter nun. Die Lederjacke ist inzwischen lässig über die rechte Schulter geworfen. Es braucht kein Ziel. Oder doch? Wo stand eigentlich das Auto? Stefan Eckert dreht sich um die eigene Achse, späht in alle Richtungen. Bei dem Gedanken, sich vielleicht verlaufen zu haben, muss er lachen. Ein lautes, tiefes Lachen, das von Herzen kommt. Fast jeden zweiten Tag ist er hier und kann sich doch noch verlaufen. Woanders landen als erwartet – das Prinzip jeder guten Inspirationsquelle. Er reckt den Zeigefinger, deutet in eine Richtung, die nach seiner Ansicht „ungefähr passen müsste“und weiter geht’s.
Problemen begegnet der Modeunternehmer vor allem mit Ruhe. Je größer der Druck, desto in sich gekehrter wird er. In seinem Kopf baut er dann Excel-Tabellen, zerbröselt das Problem in seine Einzelteile und treibt sein Personal mit kleinteiligsten To-do-Listen zur Weißglut. Aber, es funktioniert. Mit Struktur lässt sich viel errei- chen, und ohne sie wäre er nicht da, wo er heute steht, ist er sich sicher. Der Pinscher weicht seinem Herrchen nun nicht mehr von der Seite. Eckerts Lebensgefährtin hatte ihn einst auf Mallorca von der Straße gerettet und nach Deutschland gebracht. Überall ist er jetzt dabei – rennt am Tag durch das Atelier und am Nachmittag durch die Natur, abwechselnd auf drei und vier Beinen. Folgen einer Verletzung aus seiner Zeit als Bandenhund. Vor Buddy gab es noch einen Schäferhund und einen Rottweiler, beide aus dem Tierheim, Wellensittiche und einen Graupapagei. Die Tierliebe ist offensichtlich.
Trotzdem verwendet der Designer in seinen Kollektionen ausnehmend gern Leder, das „immerwährende Material“, gewonnen von Tieren. Einen Widerspruch sieht er darin nicht. Alle Materialien stammten von Nutztieren und Rotwild und seien somit Nebenprodukte, die sonst im Müll landen würden. Leder von Zuchttieren wie Krokodil, Python oder Nerz lehnt er ab. Der Wunsch nach Langlebigkeit und Nachhaltigkeit prägt Eckerts Weg, auf das Naturmaterial zu setzen. Kunstleder entspricht für ihn eher der Wegwerfkultur, Echtleder begleitet ein Leben lang. Für ihn ist klar: Die Nachfrage werde zukünftig besonders bei ökologisch orientierten Menschen steigen. Durchdacht sind auch seine Kollektionen. Bereits in der Ausbildung, als die Kollegen noch Utopien skizzierten, setzte er auf Schnitte, die funktionieren. Er kennt das Handwerk hinter der Optik. Anfertigungen nach Maß sind für ihn heute Ehrensache. Ob es bei ihm trotzdem einen „Sale“gebe?
Stefan Eckert verzieht das Gesicht, als hätte man ihm gerade eine Kooperation mit einem Discounter vorgeschlagen. „Das wäre Verrat am eigenen Produkt, das Eingeständnis, dass es eben doch nicht den vollen Preis wert ist.“In seiner aktuellen Kollektion gibt es einen ledernen Plisseerock. Allein das vorsichtige Einbügeln der Falten von Hand dauert rund einen Tag. Nicht auszudenken, wenn da ein „Sale“-Schild dranbaumeln würde.
Eine neue Richtung schlägt Eckert als Designer des Hamburger Labels „Heqtor“ein, einer LuxusCollegejacke. Genau wie die Lederjacke ist sie eine Modeikone, unbeeindruckt von Trends. Ihr Image fußt auf ihrem kulturellen Mythos von Sportlern, Filmstars und der persönlichen Verbindung zur einst
Wir haben es ausprobiert und es funktioniert tatsächlich: Zerknitterte Hosen, Hemden, Blusen oder T-Shirts werden mit einem kleinen Trick wieder schön glatt.
Wir alle kennen das: Ein wichtiger Termin steht an – aber das Outfit wirft hässliche Falten und sieht irgendwie so aus, als hätten wir drin geschlafen. In so einer Situation hilft meist die Hitze des Bügeleisens – es geht aber auch mit Kälte. Alles, was wir dazu brauchen, sind ein Wäschetrockner und ein paar Eiswürfel, die man im Sommer ohnehin meist im Gefrierfach hat.
Das zerknitterte Kleidungsstück legen wir zusammen mit den Eiswürfeln, etwa zwei bis drei Stück, in den Wäschetrockner. Bei wenigen Falten kann auch nur einer reichen. In der Wärme des Trockners fangen die Eiswürfel an zu schmelzen. Der warme Dampf, der so entsteht, lässt Knitterfalten verschwinden. Nicht wundern: Während der Trockner läuft, rumpelt es ganz schön laut, wenn die Eiswürfel durch die Trommel geschleudert werden. Etwa zehn Minuten bei mittlerer Hitze sollten genügen, um die lästigen Falten loszuwerden.
Nach Ablauf der Zeit nehmen wir das Kleidungsstück aus dem Trockner, schütteln es gut aus, hängen es auf einen Bügel oder ziehen es gleich an. Achtung: Nicht zu viele Eiswürfel verwenden, sonst ist das Hemd zu feucht, um es gleich zu tragen. Auf keinen Fall sollte man die Kleidung im Trockner liegen lassen – sonst war die ganze Aktion umsonst und die Knitterfalten kommen zurück.
Wer künftig auf das lästige Bügeln verzichten möchte – und mal ehrlich: Wer bügelt schon gerne? – sollte also dafür sorgen, immer genügend Eiswürfel zuhause zu haben. Stephanie Sartor