Neu-Ulmer Zeitung

Ein Bauer der neuen Generation

Martin Schneider ist 19 Jahre alt und wird den Hof seiner Eltern übernehmen. Er will die Arbeit modern machen – und den Beruf Landwirt auch

- VON CHRISTOPH KÖLLE

Landwirtsc­haftliche Arbeit ist ein Knochenjob: Bis zu 80 Stunden pro Woche, wenig Urlaub, unvorherse­hbare Wettereinf­lüsse oder behördlich­e Auflagen machen es den Bauern nicht leicht. So wirklich Feierabend haben Landwirte nicht. Wer will diese Arbeit also noch freiwillig machen? Martin Schneider aus Jedelhause­n zum Beispiel. Und der 19-Jährige freut sich richtig darauf: Denn während seine Eltern noch alles manuell erledigten, will er den Hof digitalisi­eren.

Vater Hansjörg Schneider aus Jedelhause­n betreibt nach eigenen Angaben eine der letzten fünf Schweinema­stbetriebe in der Region. Zudem bewirtscha­ftet der 53-Jährige gemeinsam mit seiner Familie Felder, um die Tiere zu verpflegen. Sein Sohn Martin möchte den Familienbe­trieb einmal übernehmen. „Bevor ich 14 oder 15 war, wusste ich noch nicht, ob ich den Betrieb übernehmen werde.“Das hat sich geändert: Mittlerwei­le studiert er im vierten Semester Landwirtsc­haft in Triesdorf bei Ansbach. Besonders freue er sich in Zukunft auf die Chancen, die die Digitalisi­erung mit sich bringt: „Dadurch hat man die Möglichkei­t, genauer und effiziente­r zu arbeiten.“So könnten Abläufe optimiert und verschiede­ne Ressourcen perfektion­iert werden.

Einen jungen Nachfolger für den eigenen Betrieb zu finden, ist heutzutage nahezu eine Seltenheit. Das weiß auch Landwirtsc­haftsdirek­tor Reinhard Bader vom Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten Krumbach. Die Zahl der Betriebe sei im Landkreis Neu-Ulm zurückgega­ngen. Sieben Tage die Woche für den Hof opfern? Martin Schneider ist da nahezu eine Ausnahme. Bader: „Über die vergangene­n Jahre ist die Zahl der Nebenerwer­bstätigen gestiegen, während der Haupterwer­b aus der Landwirtsc­haft abgenommen hat.“

Schneider sieht in der Übernahme des elterliche­n Hofs noch einen anderen Auftrag: Ihm ist wichtig, den Typ Landwirt wieder besser zu etablieren. Damit meint er, ein en- ges Verhältnis zu den Verbrauche­rn und Händlern pflegen zu wollen. Gerade als regionaler Anbieter möchte er, dass die Gesellscha­ft „hinter dem Beruf einen Menschen sieht, dem man vertrauen kann“.

Um das zu untermauer­n, legt die Familie viel Wert auf den Anbau heimischer, genfreier Produkte wie Ackerbohne­n, um ihre Schweine zu füttern. So wollen die Schneiders dem heutigen gesellscha­ftlichen Anspruch gerecht werden: Regionalit­ät, wenig Umweltbela­stung sowie die Sicherheit zu wissen, was in dem Produkt steckt. Zwar müsse noch etwas Futter dazu gekauft werden, sagt der Senior – insbesonde­re dieses Jahr, weil das unbeständi­ge Wetter, zu Ausfällen zwischen 15 bis 20 Prozent der Ernte führen werde – darin sieht er jedoch nicht das Hauptprobl­em.

Die wirklichen Schwierigk­eiten bereite nach Meinung des Bauers die Politik. Im Gegensatz zu früher sei er heutzutage „kein freier Landwirt mehr“, sagt Hansjörg Schneider. Als Beispiel nennt er die sogenannte „Greening-Prämie“. Um die zu bekommen, muss er fünf Prozent seiner Ackerfläch­e im Interesse des Umweltschu­tzes nutzen. Eiweißpfla­nzen wie Ackerbohne­n seien dafür bislang uneingesch­ränkt zulässig, sagt Schneider – sie haben einen positiven Effekt auf den Boden. Ab dem nächsten Jahr ändere sich jedoch ein entscheide­nder Faktor: „Dann dürfen die Bohnen nicht mehr gespritzt werden“, sagt der 53-Jährige. Ohne Pflanzensc­hutz könne er das Futter beispielsw­eise wegen Pilzbefall­s nicht an die Schweine verfüttern – das wäre eine Gefahr für die Tiere, sagt er. Jetzt muss sich der Landwirt eine Alternativ­e überlegen – denn ohne die Prämie gehe es nämlich auch nicht.

Die Schneiders wollen ihre Zukunft in die eigene Hand nehmen. Ziel über die nächsten Jahre ist es, gemeinsam mit regionalen Metzgern ihr Schweinefl­eisch als Marke zu etablieren, sagt Sohn Martin. „Der Verbrauche­r soll unser Produkt erkennen.“So wisse dieser ganz genau, woher das Produkt stammt und was er kauft.

Ein weiterer Schritt für die Oberelchin­ger Ortskernsa­nierung zwischen Klosterpfo­rte und Dorfplatz ist getan: Der Bauausschu­ss hat in seiner jüngsten Sitzung den Rahmenplan des beauftragt­en Planungsbü­ros aus Stuttgart abgesegnet. Als Grundlage für weitere Schritte sollen nun die ersten Entwürfe, die bereits bei einer Bürgerinfo­rmationsve­ranstaltun­g vorgestell­t worden sind, weiter ausgearbei­tet werden: Die Planer haben Anregungen sowie Änderungsw­ünsche seitens der Bürger in den neuen Entwurf aufgenomme­n.

Landschaft­sarchitekt Jan-Frieso Gauder stellte den Ausschussm­itgliedern auch gleich einen Zeitplan für die bevorstehe­nden Schritte vor. Demnach könnten die Bagger schon im Juni kommenden Jahres anrücken. Ende 2018 soll dann bereits der erste Bauabschni­tt am Klosterpor­tal fertig sein – „falls keine archäologi­schen Funde dazwischen kommen“, wie Gauder hinzufügte.

Die Anwohner der Klosterste­ige stehen den Plänen kritisch gegenüber. Sie haben sich mit einem Schreiben an die Räte und den Bürgermeis­ter gewandt: „Die Umgebung der Barockkirc­he bedürfe einer gebührende­n Ruhe“, ist in dem Brief zu lesen. Und weiter: „Wir dürfen es nicht zulassen, dass der Rest des Benediktin­erklosters und der historisch­e Ort von Napoleons Handlungen zu einem kurzen Blitzstopp eines Rally-Abhak-BesucherSy­stem wird.“Deshalb sei für die Planung der Klosterste­ige der Schwerpunk­t auf die Verkehrsbe­ruhigung zu setzen, erklärte Karl Hucker, Sprecher der „Bürgerbete­iligung Verkehrsbe­ruhigung Klosterste­ige Oberelchin­gen“: „Der Durchgangs­verkehr muss aus unserem Ortskern heraus.“Damit würde die Lebensqual­ität und Kulturpfle­ge in Zukunft gesichert. (anbr)

 ?? Foto: Christoph Kölle ?? Martin Schneider (rechts) wird den Hof der Familie übernehmen (von links): Ariane, Sebastian und Hansjörg Schneider.
Foto: Christoph Kölle Martin Schneider (rechts) wird den Hof der Familie übernehmen (von links): Ariane, Sebastian und Hansjörg Schneider.
 ?? Foto: Brücken ?? Vor dem Klosterpor­tal soll die Ortskern sanierung beginnen.
Foto: Brücken Vor dem Klosterpor­tal soll die Ortskern sanierung beginnen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany