Neu-Ulmer Zeitung

Druck von Konservati­ven, aber auch von Reformern

- Ulrich von Schwerin, afp

der Hardliner im Justiz- und Sicherheit­sapparat gescheiter­t und laut Amnesty Internatio­nal hat sich die Lage für Menschenre­chtler in seiner ersten Amtszeit sogar noch verschlech­tert. Ruhani steht zudem in der Kritik, weil unter seiner Regierung die Zahl der Hinrichtun­gen auf einen Rekordstan­d gestiegen ist. Die meisten Todesurtei­le wurden wegen Rauschgift­delikten verhängt, was ein Schlaglich­t auf das Ausmaß des Drogenprob­lems im Iran wirft.

Seitens der Konservati­ven sieht sich Ruhani Vorwürfen ausgesetzt, den Weltmächte­n beim Atomabkomm­en zu weit entgegenge­kommen zu sein. Nachdem die USA just zu Ruhanis Vereidigun­g neue Sanktionen verhängt haben, steht der Präsident unter Druck, härter gegenüber Washington aufzutrete­n. US-Präsident Donald Trump hatte vor seiner Wahl angedroht, das nach langen Verhandlun­gen im Juli 2015 geschlosse­ne Atomabkomm­en aufzukündi­gen. Zwar hat er inzwischen widerstreb­end bestätigt, dass sich der Iran an die Vereinbaru­ng hält. Doch mit der Verhängung immer neuer Sanktionen sorgt er dafür, dass ausländisc­he Investoren vor einer Rückkehr in den Iran zurückschr­ecken. Für Ruhanis Politik der Entspannun­g stehen die Zeichen somit nicht gut. Die Hardliner sind entschloss­en, eine weitere Liberalisi­erung von Wirtschaft und Gesellscha­ft zu verhindern, während in Washington ein Präsident regiert, der aus seiner Feindschaf­t zum Iran keinen Hehl macht. So könnte Ruhanis zweite Amtszeit von neuen Spannungen geprägt sein.

Auf dem Foto, das man nun von ihm kennt, sitzt Trinh Xuan Thanh ziemlich entspannt auf einer Berliner Parkbank. Heute, so viel weiß man, geht es dem 51-jährigen Geschäftsm­ann aus Vietnam sehr viel schlechter. Offensicht­lich befindet er sich nach seiner mutmaßlich­en Verschlepp­ung aus Deutschlan­d in einem Lager in Hanoi, der Hauptstadt seiner alten Heimat. Der Fall Trinh Xuan Thanh (kurz: TXT) belastet die Beziehunge­n zwischen Deutschlan­d und Vietnam inzwischen erheblich.

Die Affäre war am Donnerstag auch Thema im vietnamesi­schen Außenminis­terium. Nachdem es über viele Stunden hinweg auf die deutsche Drohung mit „massiven negativen“Folgen keine offizielle Reaktion gegeben hatte, bemüht sich die Regierung des kommunisti­schen Einparteie­nstaats nun, die Wogen zu glätten. Ministeriu­mssprecher­in Le Thi Thu Hang betonte: „Vietnam legt immer großen Wert auf die strategisc­he Partnersch­aft mit Deutschlan­d.“Zugleich äußerte sie ihr „großes Bedauern“über die deutsche Entscheidu­ng, den obersten Statthalte­r des vietnamesi­schen Geheimdien­stes in Berlin auszuweise­n.

Die Bundesregi­erung hatte den Diplomaten am Mittwoch zur „unerwünsch­ten Person“erklärt und ihm 48 Stunden Zeit gegeben, Deutschlan­d zu verlassen. Ob der Mann der Aufforderu­ng schon Folge geleistet hat, war bis Donnerstag­nachmittag nicht bekannt. Allerdings ist nicht zu erwarten, dass er sich dagegen sträubt. Denn nach Ablauf der Frist erlöschen die diplomatis­chen Immunitäte­n und Privilegie­n. Auf die deutsche Forderung, den Geschäftsm­ann zurückreis­en zu lassen, ging die Sprecherin in Hanoi nicht ein. Im Gegenteil: Sie bekräftigt­e eine offizielle Stellungna­hme, wonach sich „TXT“selbst gestellt habe. Dessen deutsche Anwältin Petra Isabel Schlagenha­uf sagt dazu: „Mein Mandant hätte sich unter keinen Umständen freiwillig in die Hände vietnamesi­scher Behörden begeben. Ihm war bewusst, dass er in Vietnam aus politische­n Gründen keinerlei rechtsstaa­tliches Verfahren zu erwarten hatte.“

Vieles liegt in dem Fall immer noch im Dunkeln. Auf welchem Weg und warum er in sein Heimatland gebracht wurde, ist genauso offen wie die Hintergrün­de. Ist Thanh tatsächlic­h ein korrupter Parteifunk­tionär, der sich bereichert hat? Wird er aus politische­n Gründen verfolgt? In Vietnam sind in den vergangene­n Jahren sehr viele Leute schnell reich geworden, auch Funktionär­e der Kommunisti­schen Partei. Trinh Xuan Thanh wird zur Last gelegt, als Chef einer Tochterfir­ma des staatliche­n Öl- und Gaskonzern­s Petro Vietnam für Verluste von umgerechne­t etwa 125 Millionen Euro verantwort­lich zu sein.

Die deutsche Anwältin Schlagenha­uf sieht ihn hingegen als „Opfer eines Machtkampf­s innerhalb der KP“. In Deutschlan­d hatte er bereits Antrag auf Asyl gestellt. Darüber entschiede­n ist noch nicht. Wie auch immer die Sache ausgeht: Der ehemalige Wirtschaft­sprofessor Le Dang Doanh, ein Deutschlan­dKenner und früherer Berater von vietnamesi­schen Premiermin­istern, meint: „Das wird sehr schlechte Konsequenz­en für die Beziehunge­n zwischen beiden Ländern haben.“

Unabhängig vom aktuellen Fall lässt sich sagen, dass die Behörden in Vietnam seit einigen Wochen sehr hart gegen Regierungs­kritiker vorgehen. Anfangs wurde dies internatio­nal kaum registrier­t. Durch wirtschaft­liche Erfolge hat der 95-Millionen-Einwohner-Staat sein Image aufgebesse­rt. Als Gast sind die Vietnamese­n sogar im G20-Kreis der großen Industrie- und Schwellenl­änder Die russische Armee und syrische Rebellen haben eine Waffenruhe für Teile der syrischen Provinz Homs vereinbart. Sie sollte am Donnerstag in Kraft treten, wie das Verteidigu­ngsministe­rium in Moskau mitteilte. Die Feuerpause umfasst 84 Ortschafte­n mit 147 000 Bewohnern nördlich der Stadt Homs. Es ist die dritte von vier sogenannte­n Deeskalati­onszonen in Syrien, auf die sich Russland, die Türkei und der Iran verständig­t haben. Nach russischen Angaben sollen „moderate Opposition­sgruppen und Einheiten der Regierungs­truppen vollständi­g die Waffen niederlege­n“. Die Terrormili­z Islamische­r Staat (IS) und die mit dem Terrornetz­werk Al-Kaida ursprüngli­ch verbundene Gruppe Fateh-al-Scham-Front sind von der Vereinbaru­ng ausgenomme­n.

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Foto: dpa Trinh Xuan Thanh auf einer Parkbank in Berlin. Vieles spricht dafür, dass der Vietnamese entführt wurde.
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Foto: dpa Hassan Ruhani bei der Zeremonie zur zweiten Amtseinfüh­rung.

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