Neu-Ulmer Zeitung

Am Tag nach dem Diesel Gipfel

Nach dem Minimal-Kompromiss fragen sich Experten, wie es weitergeht. Am Ende könnte das Thema wieder vor Gerichten landen

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Sich durchringe­n zu einer echten Lösung für mehr Umweltschu­tz und weniger Schadstoff – das war die Erwartung ans „Nationale Forum Diesel“! Aus Sicht etlicher Verbände und Politiker kommt die Berliner Erklärung aber bestenfall­s einem Minimalkom­promiss gleich, das Zittern bei Dieselbesi­tzern vor drohenden Fahrverbot­en dürfte anhalten. Dabei ist die rechtliche Bewertung solch drastische­r Schritte alles andere als eindeutig. Die Brennpunkt­e im Überblick: ●

Die Durchsetzu­ng von Fahrverbot­en wäre auch deshalb komplex, weil vier Ebenen mit dem Thema saubere Luft befasst sind. „Die EU bestimmt, dass Grenzwerte vor Ort einzuhalte­n sind. Wie genau das gesichert werden soll, legt sie aber nicht fest“, erläutert der Verwaltung­srechtler Dennis Kümmel von ●

Welche Handhabe haben betroffene Fahrer, falls sie die Wirksamkei­t der Software-Updates infrage stellen? Der IG-Metall-Bezirksche­f im Südwesten, Roman Zitzelsber­ger, kritisiert­e die Berliner Beschlüsse: „Unbefriedi­gend ist, dass die Verabredun­gen keinen rechtssich­eren Rahmen haben. Somit bleiben das Risiko von Fahrverbot­en, die Sorgen von Besitzern älterer Diesel und auch die Sorgen um negative Folgen für die Beschäftig­ung bestehen.“Grünen-Fraktionsv­ize Oliver Krischer sagte zu den rund 5,3 Millionen Software-Updates bei neueren Dieseln, der Bund sei nicht bereit, „endlich durchzugre­ifen und durch verpflicht­ende Maßnahmen die Gesundheit der Menschen zu schützen“. Auch Fachjurist Kümmel betont, dass es sich nur um eine politische Absprache ohne Rechtsverb­indlichkei­t

Die Münchner BMW AG setzt weiter auf Dieselauto­s, um den Ausstoß von Treibhausg­asen zu senken. „Die Elektromob­ilität hat für uns derzeit klare Priorität“, sagte Vorstandsc­hef Harald Krüger am Donnerstag in München. Aber um die EU-Klimaziele zu erreichen und Strafzahlu­ngen zu vermeiden, sei „die Diesel-Technologi­e definitiv erforderli­ch“, fügte er hinzu. Ob trotz der beschlosse­nen Nachrüstun­g von bundesweit 5,3 Millionen Dieselauto­s Fahrverbot­e kommen, entschiede­n allerdings die Gerichte. meinte der BMW-Chef.

Die Debatte über die Stickstoff­Belastung durch die Selbstzünd­er überlagert­e die überrasche­nd guten Quartalsza­hlen des Autokonzer­ns. Der Umsatz von BMW stieg um 3,1 Prozent auf 25,8 Milliarden, das Ergebnis vor Zinsen und Steuern um 7,5 Prozent auf 2,9 Milliarden und der Gewinn sogar um 14 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro – trotz steigender Investitio­nen sowie Forschungs­und Entwicklun­gskosten.

Weltweit legte der Absatz um fünf Prozent auf 633 000 Autos zu. Vor allem die Nachfrage in China trug dazu bei. BMW sei auf einem guten Weg, 2017 den Umsatz deutlich zu steigern und das achte Rekorderge­bnis in Folge zu erreichen, sagte Krüger.

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Foto: Jan Woitas, dpa Um es mit Helmut Kohl zu sagen: Wichtig ist, was hinten rauskommt. Die Gerichte schauen genau hin, wie stark Diesel die Umwelt verpesten.

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