Der FCA wirbt für sich und die Liga
Die deutschen Klubs wollen auch auf internationalen Märkten punkten. Den England-Trip verbucht Reuter als Erfolg. Andere Ziele scheiden wegen der Strapazen aus
Dass Stefan Reuter zu später Stunde in der Lobby des Hilton-Hotels ein positives Fazit zieht, überrascht kaum. Der Manager des FC Augsburg steht unter dem Einfluss des Tests gegen den PremierLeague-Klub FC Southampton, vor knapp eineinhalb Stunden ging dieser zu Ende. Wiederholt hatte das Publikum im mit 8000 Zuschauern spärlich besetzten St. Mary’s Stadium geraunt, beeindruckt vom Auftreten der Augsburger FußballProfis. Wie viel Gespür englische Fans für ihren Football haben, zeigten sie durch Applaus für Aktionen beider Mannschaften. Dass ihr Team, die „Saints“, verdient 0:4 unterlagen, erkannten sie an.
Reuter spricht, entspannt im Sessel sitzend, von einem krönenden Abschluss der sechstägigen Englandreise, deren Klammer die Testbegegnungen mit Middlesbrough (1:2) und Southampton bildeten. Zunächst hatte nur Erstligaabsteiger Middlesbrough angefragt. Als zudem Southampton anfragte, nahmen die Augsburger die Einladung an und begaben sich in ein zweites Trainingslager. Einerseits aus sportlichen Gründen, wie Reuter erläutert. „Es ist immer gut, wenn du die Jungs ein paar Tage zusammen hast. Du kannst viel besprechen, analysieren und intensiv arbeiten.“
Der Trip in den Norden und Süden der Insel beruhte allerdings ebenso auf monetären Überlegungen. Längst ist der Fußball global, europäische Topligen buhlen um den weltweiten Markt, wollen so Werbeeinnahmen, Merchandising und TV-Gelder steigern. Vorbild sind englische Klubs, die Asien wiederholt bereisen und dort Pflichtspiele austragen.
Die Bundesliga will das Feld nicht kampflos überlassen, Dortmund, Schalke oder der FC Bayern begaben sich zuletzt auf PR-Reisen gen Fernost. Es sei klasse, meint Reuter, dass große deutsche Klubs Werbung für die Bundesliga machten. Und der FCA? Der fängt klein an. Zwar erhalte man Einladungen aus Asien, allerdings lohnten sich die Strapazen nicht, erklärt Reuter. Deshalb England, mit China die Geldkammer des Weltfußballs. Der Europa-League- Slogan „In Europa kennt uns keine Sau“hat sich überholt, mit den Gagen der Testspiele wird die Reise bezahlt. Mit einem verschmitzten Lächeln ergänzt Reuter: „Vielleicht bleiben sogar noch ein paar Euro übrig.“
Der Bundesligist wird international wahrgenommen, ist Teil des großen Ganzen, in dem aberwitzige Ablösesummen bezahlt werden und ein Spieler über 220 Millionen Euro kostet. Ob er das auch wert ist? Reuter meint, nein. „Das ist verrückt. Die Art, wie Transfers von Spielern und deren Beratern forciert werden, ist mehr als fraglich.“Doch der 50-Jährige weiß: Jeder unterwirft sich den Marktgesetzen. Auch er. Wenn ein Spieler gehen will, wird über finanziellen Ausgleich verhandelt. Wie dieser Tage bei Paul Verhaegh. Der 33-jährige Rechtsverteidiger will sich dem VfL Wolfsburg anschließen, die Einigung steht noch aus.
Die nächsten Tage würden zeigen, ob er bleibt oder geht, erklärt Reuter. Dass Verhaegh am Samstag zum Mannschaftstraining des FCA erscheint, gilt allerdings als unwahrscheinlich. Vielmehr wird wohl bis dahin Klarheit herrschen. Wolfsburg hat sein Interesse an Verhaegh bestätigt. „Wir unterhalten uns mit Augsburg über die Möglichkeit eines Wechsels“, sagte Sportdirektor Olaf Rebbe. Abgeschlossen sind die personellen Planungen des FCA damit längst nicht.
Die Transferperiode endet am 31. August, der Kader mit über 30 Profis ist weiterhin überdimensioniert. Reuter betont, man werde keinen Spieler wegschicken. Er sagt aber auch: „Wenn sich interessante Lösungen ergeben, werden wir das eine oder andere realisieren.“Möglich sind Leihgeschäfte oder Verkäufe.
Auf welche Profis die Verantwortlichen letztlich setzen, dürfte sich nach der Generalprobe für den DFB-Pokal entscheiden. Gegner am Sonntag in eigener Arena ist die PSV Eindhoven (15 Uhr). Erneut eine Gelegenheit, in einem internationalen Vergleich Eigenwerbung zu betreiben.
Der Rekordtransfer des brasilianischen Fußball-Profis Neymar vom FC Barcelona zu Paris SaintGermain steht vor dem Abschluss. Ein „gesetzlicher Vertreter“des Stürmers bezahlte am Donnerstagabend die festgelegte Ablösesumme von 222 Millionen Euro direkt an seinen bisherigen Klub FC Barcelona, wie die Katalanen mitteilten. Das Kapitel Neymar ist damit bei den Spaniern beendet, der 25-Jährige ist kein Spieler des FC Barcelona mehr. Der Weg für den 25-Jährigen zu Paris Saint-Germain ist damit frei. Am Freitag oder Samstag soll der Nationalspieler in Frankreichs Hauptstadt vorgestellt werden. Eine Suite im Hôtel Royal Monceau ist für den Star schon reserviert, Donnerstagabend bestätigten dann auch die Pariser den Transfer.
Zuvor hatten die spanische Liga und ihr Boss Javier Tebas die Annahme des Ablöseschecks medienwirkam zurückgewiesen und Paris Saint-Germain Verletzung des Financial Fairplays vorgeworfen. Die katarischen Ölscheichs, die bei PSG das Sagen haben, beschuldigte Tebas des „finanziellen Dopings“. Die französische Liga reagierte darauf mit Unverständnis und forderte die spanischen Verantwortlichen auf, diese Blockadehaltung aufzugeben. Man unterstütze PSG und wünsche sich Neymar in der Ligue1, hieß es in einem Statement.
Die Europäische Fußball-Union Uefa versicherte auf Anfrage noch einmal: „Alle Vereine in Europa müssen die Regeln des Financial Fairplays respektieren und zeigen, dass sie nicht höhere Verluste als 30 Millionen Euro in drei Jahren haben.“Der Transfer Neymars würde für die Finanzen von PSG Auswirkungen über Jahre hinweg haben. Allerdings kann der Einfluss nicht