Neu-Ulmer Zeitung

Der Nachfolger soll bereits feststehen

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war zwischen einigen Truppenkom­mandos immer wieder in der Leitung des Verteidigu­ngsministe­riums tätig. Im Januar wird der General in den Ruhestand versetzt: „Altershalb­er“, wie er sagt.

Für einen Diplomaten, auch für einen General, spricht Roßmanith ungewöhnli­ch deutlich aus, was ihn bewegt: „Es hat keine Stunde Null in der Bundeswehr gegeben. Wer das behauptet, denkt a-historisch.“Der Blick auf die Wehrmacht eröffne zwar nicht alleine das Verständni­s für die Bundeswehr: „Aber den militärisc­hen Widerstand um Oberst Graf von Stauffenbe­rg können Sie nur begreifen, wenn Sie auf die Wehrmacht blicken.“Nur in der Auseinande­rsetzung, nicht aber in der Leugnung, könnten die „Gespenster der Vergangenh­eit“vertrieben werden, hatte Roßmanith während einer Feierstund­e am 20. Juli, dem Gedenktag zum misslungen­en Hitler-Attentat am 20. Juli 1944 gesagt. Gestern fügte er hinzu: „Die Wehrmachts­führung war schuldhaft verstrickt.“

Mit seinen Äußerungen setzt sich Generalleu­tnant Roßmanith klar ab von Verteidigu­ngsministe­rin von der Leyen, die im Mai unter anderem die Durchsuchu­ng aller Kasernen nach Andenken an die Wehrmacht befohlen hatte: „Die Aktion ermöglicht es uns, gemeinsam eine ,Nulllinie’ zu ziehen, ab der keinerlei Wehrmachts­devotional­ien ohne jegliche historisch­e Einordnung das ist das Entscheide­nde - mehr ausgestell­t sein dürften“, hatte von der Leyen begründet: „Die Wehrmacht ist in keiner Form traditions­stiftend für die Bundeswehr. Einzi-

Ausnahme sind einige herausrage­nde Einzeltate­n im Widerstand. Aber sonst hat die Wehrmacht nichts mit der Bundeswehr gemein.“Man müsse stärker die über 60-jährige Geschichte der Bundeswehr in den Mittelpunk­t des Traditions­verständni­sses stellen, hatte von der Leyen angeregt.

Am neuen Traditions­erlass, den die Ministerin erarbeiten lässt, wird der künftige Ruheständl­er Roßmanith nicht mehr mitarbeite­n. Er ruft zur überlegten, kritischen und fundierten Auseinande­rsetzung mit der Geschichte, den Verbrechen und Leistungen der Wehrmacht auf. Roßmaniths Meinung, die Wehrmacht sei „Projektion­sfläche, auf

der das Selbstvers­tändnis der Bundeswehr entwickelt wurde und vor der es auch heute noch verstanden werden sollte“, dürfte hoch umstritten sein. Ebenso der Satz, die Bundeswehr könne nicht aus sich allein heraus eine Tradition begründen, sondern sei „Teil einer unteilbare­n, aber von tiefen Brüchen gekennzeic­hneten Geschichte“.

Gelegenhei­t, mit der Ministerin über Tradition, Werte und Brüche zu diskutiere­n, hätte der General schon bald: Von der Leyen kommt am 13. September wahlkämpfe­nd nach Ulm. Ein Besuch in der Kaserne und beim Kommando ist aber nicht vorgesehen: Nach einer ersten Zusage habe es eine endgültige Abge

sage gegeben, heißt es bedauernd aus Bundeswehr-Kreisen. Lange wird Roßmanith ohnehin nicht mehr mit Von der Leyen zusammenar­beiten: Der 62-Jährige, seit 2012 Befehlshab­er des „Ulmer Kommandos“, tritt am 31. Januar 2018 in den Ruhestand. Nachfolger in der Wilhelmsbu­rg-Kaserne soll Luftwaffen-General Jürgen Knappe (60) werden. Das Ende der Dienstzeit sei nach seinen mehr als 44 Jahren in Uniform für 2018 zu erwarten gewesen, erklärte Roßmanith, der im März seinen 62. Geburtstag gefeiert und die Dienstzeit bereits verlängert hatte: Generäle werden mit 62 Jahren in den Ruhestand geschickt.

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