In Illertissen bricht „Der Sturm“los
Die Schwabenbühne spielt ab heute Shakespeare. Was die Besucher auf der Freilichtbühne am Schloss erwartet
Mit „Der Sturm“, einem späten Bühnenwerk William Shakespeares, hat sich die Schwabenbühne ein schwieriges Stück für den Freilichtsommer ausgesucht. Der Text in altertümlicher Sprache hat Verse, die Charaktere sind komplex und die Inszenierung des Stücks, das auf einer Insel spielt und an die Kolonialzeit erinnert, ist eine Herausforderung. Heute, Freitag, ist Premiere auf der Freilichtbühne am Illertisser Schloss (20.30 Uhr).
Im „Sturm“, Shakespeares letztem erhaltenen Theaterstück, lässt der Autor viele Charaktertypen seiner früheren Werke aufblitzen. Dadurch wird die an sich einfache Handlung vielschichtig: Den der endet mit einem selbstkritischen Monolog, in dem sich der Protagonist ans Publikum wendet.
Das Theaterstück ist schwer einem Genre zuzuordnen. Regisseur Markus Bartl sieht in ihm vor allem eine Tragikomödie. Zusammen mit Ausstatter Philipp Kiefer wird es in einer offenen, in allen Bereichen einsehbaren Inszenierung aufgeführt; das gilt auch für Regie und Maske. Das Ganze soll in Kontrast stehen zur Doppeldeutigkeit des Spiels und Hintergründigkeit der Charaktere. Der Regisseur nennt es „Theater im Theater“. Er sagt: „Das Stück wirft viele Fragen auf, es meint nicht nur den Sturm mit Blitz und Donner, sondern auch die innere Haltung.“
Bartl und Kiefer sehen darin eine Herausforderung, aus der sie Kapital schlagen wollen. Sie haben mit den Mimen der Schwabenbühne eine Inszenierung vorbereitet, die sich „in einem festen Haus gar nicht durchführen ließe“, wie Kiefer feststellt. Die Freilichtbühne wird nicht wiederzuerkennen sein, versprechen die beiden. Dafür hat Kiefer 35 Kubikmeter Sand aufschütten lassen. Für ihn hat das Arbeiten mit elementaren Materialien besonderen Reiz und Symbolwert: „Sand lässt sich ganz anders anfassen.“Auch dieses unterscheidet Kiefer zufolge die Illertisser Inszenierung des „Sturms“von Aufführungen in Theaterhäusern mit naturgemäß bühnenbildnerisch eingeschränkten Möglichkeiten. Am Schloss könne er den Kontrast von „Sand als Symbol für die Natur gegenüber dem Anzug als eine Form von Kultur“darstellen.
Die Geschichte ist weder in der Vergangenheit noch direkt in der Gegenwart verortet. Vielmehr soll zeitlos auf die Bühne gebracht werden. Stil und Ausstattung orientieren sich an den 1960er-Jahren. Die Herren tragen Anzüge und die Insel vermittelt die neoliberale Lebensart Italiens. Dazu konnte der Ausstatter im Kostümfundus aus dem Vollen schöpfen. Für die
Schwabenbühne ist es nicht die erste Shakespeare-Inszenierung, trotzdem ist „Der Sturm“auch für erfahrene Darsteller wie Josef Hutzler, Thomas Beitlich, Ralf Ziesche, Gertrud Menzel oder Daniela Dirr eine besondere Produktion. Insgesamt stehen 25 Schauspieler auf der Bühsie
ne und sie versprechen: Nicht nur vordergründig soll es stürmisch und turbulent zugehen. Ein Liebespaar darf nicht fehlen und Luftgeist Ariel sorgt dafür, dass sich der Wind wie das Schicksal immer wieder ändert. Ein laues Lüftchen soll dieser „Sturm“nicht werden. Einen Cocktail aus Klezmer, Flamenco und Swing-Anklängen, begleitet von afrikanischen Beats, serviert am Sonntag, 6. August, die Gruppe Conspiracy of Love. Das Konzert beginnt um 14 Uhr im Kulturgewächshaus Birkenried zwischen Günzburg und Gundelfingen. (az)