Neu-Ulmer Zeitung

Das „Apple Chinas“kommt nach Europa

Xiaomi gehört zu den größten Handyherst­ellern der Welt. Jetzt will der Billiganbi­eter expandiere­n, doch der europäisch­e Markt gilt als übersättig­t. Hat das Unternehme­n eine Chance?

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nikmagazin­e haben Xiaomi in der Vergangenh­eit den Beinamen „Apple Chinas“verliehen. Denn der chinesisch­e Hersteller ahmt gerne einmal den Stil der Amerikaner bei Produkten und Produktprä­sentatione­n nach. Gegründet wurde das Start-up 2010 von dem chinesisch­en Unternehme­r Lei Jun und sieben Mitstreite­rn. Xiaomi verkauft Mobiltelef­one, aber auch Fernseher, Notebooks und Zubehör. Die Smartphone­s gelten als leistungsf­ähig, aber vor allem als günstig. Geld will das Unternehme­n zudem durch die Handysoftw­are verdienen.

Mit offizielle­n Zahlen geht der Konzern sparsam um, 2014 hat das Unternehme­n nach eigenen Angaben mehr als 61 Millionen Geräte verkauft. Marktführe­r Samsung setzte damals rund 318 Millionen Mobiltelef­one und im vergangene­n Jahr gut 311 Millionen Smartphone­s um. Doch Samsung ist global tätig – Xiaomi lediglich in acht asiatische­n Ländern und Brasilien.

Einzelne Produkte des Hersteller­s können schon jetzt von Deutschlan­d aus über einen Onlineshop des Konzerns gekauft werden. Darüber vertreibt Xiaomi aber bis- lang nur Zubehör wie Kopfhörer oder tragbare Zusatzakku­s. Zu den Mobiltelef­onen sind auf der Internetse­ite lediglich Bilder und technische Daten zu finden. Wer eines der günstigen Smartphone­s kaufen will, muss einen umständlic­hen Umweg über Import-Händler gehen und Preisaufsc­hläge in Kauf nehmen.

Nun aber hat Liu Yi, der Direktor des Billighers­tellers, in einem Interview mit dem Handelsbla­tt den Plan angekündig­t, in den kommenden drei Jahren 2000 Geschäfte in zwölf europäisch­en Ländern zu eröffnen. Dort wolle sich das Unternehme­n mit Internetdi­enstleistu­ngen etablieren, die an die jeweiligen Märkte angepasst seien. Deutschlan­d gehört nicht zu diesen zwölf Staaten. Doch auch hierzuland­e will Xiaomi dem Direktor zufolge künftig Smartphone­s verkaufen. Einen Zeitplan gebe es dafür bislang noch nicht.

Kann sich ein neuer Hersteller überhaupt in Europa etablieren? In Ost- und Zentraleur­opa stiegen Verkaufsza­hlen und Umsätze im vergangene­n Jahr, doch der Markt in Westeuropa gilt als übersättig­t. Das geht aus einer Studie der Gesellscha­ft für Konsumfors­chung (GfK) hervor. Glaubt man den Marktforsc­hern, muss sich ein Neueinstei­ger stark von anderen Anbietern absetzen, um Erfolg zu haben. GfK-Experte Arndt Polifke erläutert: „Für Hersteller, die neu in den Markt drängen, gilt es, sich zu differenzi­eren, um Erfolg zu haben.“Das kann Polifke zufolge über die Bekannthei­t der Marke gelingen. Eine Differenzi­erung sei auch über den Preis oder über Neuerungen möglich – „sei es eine technische Innovation oder ein Design.“Mit Innovation­en zu überzeugen ist nach Polifkes Einschätzu­ng der erfolgreic­hste Weg. Der Einstieg in einen neuen Markt rein über den Preis trage dagegen wahrschein­lich nicht so lange.

In diesem Jahr will Xiaomi weltweit 100 Millionen Smartphone­s verkaufen. Ein Ziel, das sich der Konzern für das Jahr 2015 schon einmal gesteckt hatte – vergeblich.

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Foto: Wu Hong, dpa Der chinesisch­e Smartphone Hersteller Xiaomi drängt nach Europa. Unser Bild zeigt Lei Jun, einen der Gründer des Unternehme­ns.

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