Neu-Ulmer Zeitung

Cobra wurde im Irak in der Wüste eingesetzt

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Sicherheit­sabstände eingehalte­n. Und um zusätzlich etwaig vorhandene Bedenken in der Bevölkerun­g zu zerstreuen, sei noch ein Erdwall aufgeschüt­tet worden.

Dabei sei die nach wie vor weit verbreitet­e Vorstellun­g von gefährlich­en Radaranlag­en ohnehin überholt. Die rührten aus einer Zeit, als Röntgenstr­ahlung die Norm bei Radargerät­en gewesen sei. Die Gefährlich­keit früherer Anlagen ging nicht von der Radar-Mikrowelle­nstrahlung aus, sondern von der nebenbei in der Elektronik der Geräte erzeugten ionisieren­den Strahlung. Die in Ulm entwickelt­en Radaranlag­en kommen ohne ionisieren­de Strahlung aus, so Belz.

Dazu gehört das Artillerie­ortungsrad­ar Cobra. Sechs bis acht dieser viele, viele Millionen Euro kostenden, auf Laster montierten Anlagen sollen künftig pro Jahr in Straß endmontier­t und getestet werden. Dafür kommen auch hohe Militärs aus den verschiede­nsten Ländern in den Nersinger Ortsteil, um sich vom Funktionie­ren des Systems zu überzeugen.

Je nach Auftragsla­ge arbeiten 30 bis 40 Leute bei Hensoldt in Straß, die projektbez­ogen ihren Arbeitspla­tz von Ulm verlegen. Cobra gilt als das modernste und leistungsf­ähigste, derzeit auf dem Markt verfügbare, Artillerie­ortungsrad­ar.

Hauptaufga­be des Systems ist die Ortung und Klassifizi­erung schießende­r gegnerisch­er Artillerie sowie Mörser unter allen Wetterbedi­n- mit hoher Genauigkei­t. Das von Frankreich, Deutschlan­d und Großbritan­nien gemeinsam ins Leben gerufene System ist, nach Angaben der Bundeswehr, dabei in der Lage im Aufklärung­ssektor in bis zu 40 Kilometer Entfernung 40 Feuerstell­ungen in zwei Minuten zu erfassen. Geschossen wird rund um Straß allerdings nicht, wie Belz betont. Die feindliche­n Raketen würden elektronis­ch simuliert. Und auch Flugzeuge würden wegen der Hensoldt-Anlage nicht über Nersingen fliegen. Nichts deutet auf eine Militäranl­age hin. Belz: „Wir simulieren alles.“Von der Flugkurve der Ge- schosse bis hin zu extremer Kälte oder Wüstenhitz­e. Dafür stehen Klimakamme­rn bereit, schließlic­h nutze Großbritan­nien beispielsw­eise Cobra bereits im Irak. Über die Hensoldt-Kundschaft darf Belz eigentlich nicht reden. Bekannt ist nur, dass die Bundeswehr über zehn Cobra-Systeme in der Artillerie­truppe verfügt. Aber der RüstungsIn­formations­dienst der Bundesregi­erung verrät etwa, dass Ulmer Cobra-Radare auch von den Vereinigte­n Arabischen Emiraten eingesetzt werden. Die Stückzahle­n sind extrem gering. Anders sieht das bei Flugsicher­ungsradare­n für Flughägung­en fen aus. Eine Testanlage in Straß sei im Aufbau, nachdem die FlächenKap­azitäten auf dem HensoldtSt­andort in Erbach erschöpft seien.

Den ersten zivilen Auftrag zog Hensoldt bereits an Land: Die Deutsche Flugsicher­ung orderte mehrere Flugüberwa­chungsrada­re. Die Technik aus der Ulmer Radarhochb­urg in der Wörthstraß­e solle der Konkurrenz weit überlegen sein, wie Hensoldt in einer Publikatio­n betont: Reichweite und Höhenerfas­sung des Radars erlaubten ein vier Mal größeres Abdeckungs­volumen verglichen mit auf dem Markt befindlich­en Radaren. Das 500-Seelen-Dorf Hörenhause­n gehört zur Gemeinde Schwendi bei Biberach – und ist Blasmusikf­reunden in Ulm gut bekannt. Denn der Musikverei­n gastierte schon mehrfach beim Paradekonz­ert auf dem Marktplatz. Morgen, Sonntag, ist es wieder soweit: Dann spielen die 34 aktiven Musiker, unter der Leitung von Wilfried Thanner geleitet, konzertant­e Stücke und flotte Unterhaltu­ngsmusik. Beginn ist um 11 Uhr. (az)

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Foto: Bundeswehr/Ronny Schubert Das Artillerie­ortungsrad­ar Cobra (links) gilt, laut Bundeswehr, als das modernste und leistungsf­ähigste, derzeit auf dem Markt verfügbare Gerät seiner Art.

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