Mann jagt Ex mit dem Auto hinterher
Aus Eifersucht und Verzweiflung lieferte sich ein 24-Jähriger eine wilde Verfolgungsjagd mit dem Neuen seiner früheren Freundin – quer durch Ulm bis auf die Autobahn
Eifersucht und verletzte Gefühle können einen Menschen zu Dingen treiben, die er sich im Nachhinein selbst nicht so recht erklären kann. Das wurde jüngst bei einer Verhandlung am Neu-Ulmer Amtsgericht deutlich. Dort saß ein 24-Jähriger auf der Anklagebank, der im Januar seine Noch-Freundin und deren neue Bekanntschaft mit dem Auto verfolgt und seinen männlichen Konkurrenten geschlagen hatte. Das Schöffengericht unter dem Vorsitz von Richterin Gabriele Buck hat den jungen Mann deshalb zu einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten verurteilt.
Der Angeklagte, der aus dem Raum Stuttgart kommt, räumte die Tat gleich zu Beginn der Verhandlung ein. Die Beziehung zu seiner damaligen Freundin sei nicht mehr gut gelaufen, ans Aus habe er aber nie gedacht. „Ich war drei Jahre lang mit ihr zusammen, sie war meine erste Freundin“, betonte er. Er habe zwar herausbekommen, dass sie sich hinter seinem Rücken mit einem Anderen getroffen hat, doch: „Ich dachte, das war für sie nur eine Ab- lenkung.“Richtig abschließen konnte weder er noch sie mit der Beziehung. Und dann gab ihm ein Telefonat mit ihr wieder Hoffnung.
Am Tag darauf, Mitte Januar dieses Jahres, fuhr er nach Ulm, um mit ihr zu reden. „Ich dachte, vielleicht wird das wieder was.“Doch an jenem Nachmittag hatte die 25-Jährige ganz andere Pläne: Sie war auf dem Weg zu einem Treffen mit dem anderen Mann. Der Angeklagte verfolgte sie zunächst von ihrer WG bis zur Wohnung ihrer Mutter in Wiblingen – wie sich vor Gericht herausstellte, hatte sie ihrem Date gesagt, sie wohne dort. Dann stieg sie in das Auto ihres 22-jährigen Verehrers.
Die beiden wollten eigentlich zuerst zum „Toys R Us“in Ulm, danach ins Kino nach Memmingen. Doch der Plan änderte sich schnell, als an einer roten Ampel der Angeklagte mit seinem Auto neben dem Wagen der beiden hält – und sie bereits da bedrängt haben soll. Anschließend entwickelte sich das Date zu einer Verfolgungsjagd: Der 24-Jährige verfolgte die beiden – zunächst quer durch Ulm, dann über die B 28 Richtung Süden. Der 22-Jährige sagte vor Gericht, dass der Angeklagte immer wieder Lichthupe gegeben und ihn wild überholt habe. Doch auch er hat sich nach Erzählungen seiner Begleitung nicht an die Straßenordnung gehalten, sei teilweise mit Tempo 200 über den Standstreifen gebrettert.
Am Hittistetter Kreuz nimmt der 22-jährige Verfolgte die Ausfahrt zur A7 Richtung Würzburg. Auf der einspurigen Fahrbahn überholt der Angeklagte ihn rechts und stellt Weitere Schläge folgten. Zu Hilfe kam dem 22-Jährigen, der mittlerweile nicht mehr mit der 25-Jährigen zusammen ist, auch keiner der anderen Verkehrsteilnehmer.
Mit ihrem Urteil blieb das Schöffengericht unter der von Staatsanwältin Patrizia Rabe geforderten Freiheitsstrafe von acht Monaten zurück. Neben der Freiheitsstrafe, die drei Jahre lang zur Bewährung ausgesetzt wird, muss der 24-Jährige insgesamt 4500 Euro an den Förderkreis tumor- und leukämiekranke Kinder Ulm sowie 500 Euro Schmerzensgeld an den 22-Jährigen bezahlen. Sein Führerschein wird noch sechs Monate einbehalten. Das Urteil ist noch nichts rechtskräftig.
Dem Angeklagten kam zu Gute, dass er den Unfall nicht vorsätzlich herbeiführen wollte. Zudem sei er geständig, habe keine Vorstrafen. „Sie hatten fürchterlichen Liebeskummer und waren in einer Ausnahmesituation“, sagte Richterin Buck, fügte aber hinzu, dass der Angeklagte „völlig überreagiert“habe. Zudem hätte der Vorfall auf der Autobahn auch anders ausgehen können: „Wenn da einer reingefahren wäre – Sie wären alle tot gewesen.“ Eine Autofahrerin hat am Donnerstagabend auf der Polizeiinspektion Weißenhorn Anzeige wegen Unfallflucht erstattet. Jetzt sucht die Polizei Zeugen des Vorfalls. Dem Polizeibericht zufolge fuhr die Frau gegen 15.15 Uhr mit ihrem Mercedes, Typ C-Klasse, für den Einkauf zu einem Verbrauchermarkt an der Herzog-Georg-Straße in Weißenhorn. Nach etwa zehn Minuten fuhr sie weiter in die SebastianSailer-Straße. Dort bemerkte sie gegen 16.25 Uhr einen frischen, erheblichen Unfallschaden an der rechten Fahrzeugseite des Autos, der auf 4000 Euro geschätzt wird. Wo genau der Unfall passiert ist, weiß die Autofahrerin nicht. Die Polizeiinspektion erhofft sich nun Hinweise von aufmerksamen Zeugen. (az) O
Wer etwas beobachtet hat, wird gebeten, sich unter der Telefon nummer 07309/96550 zu melden. Der bereits angekündigte FamilienUmwelt-Nachmittag zum Thema „So bunt ist der Sommer“kann am Sonntag, 13. August, nicht wie geplant stattfinden. Krankheitsbedingt muss das Bildungszentrum für Familie, Umwelt und Kultur den Termin absagen. (az)