Die Krätze des Sommers
Wanted: Diesel, dead or versulzt! Tot oder verreckt. Hauptsache aus dem Verkehr gezogen. Wenn Rudolf Diesel geahnt hätte, dass sein Name und die nach ihm benannte Dreckstickoxidschummelschleuder in diesen Tagen jede Zeitungstitelseite wie einen Steckbrief aussehen lassen – er hätte die Sache mit der vermaledeiten Wärmekraftmaschine vielleicht gelassen. Zumindest hätte Diesel beschlossen, auf Distanz zum Motor zu gehen, der heute, wenn man es mal grob zusammenfassen will, für alles Elend dieser Welt verantwortlich ist, bis auf den Milchpreis und das Raketenprogramm von Nordkorea vielleicht, aber wer weiß …
Diesel ist die Krätze dieses Sommers, das Gift im Pokal des Exportweltmeisters Deutschland, der Furz in der Atemluft. Ob das Augsburger Rudolf-Diesel-Gymnasium nach den großen Ferien noch so heißt? Ist das nicht ein Schatten auf den Lebensläufen junger Menschen? Was nutzt es, wenn du auf Facebook formulierst wie auf Eiern, wenn dann dieses Stigma „Diesel“sich in deine Biografie eingräbt? Und wer garantiert uns überhaupt, dass Horst „Zorro“Seehofer den Diesel wirklich rettet, wie er angekündigt hat? Hat Stoiber den Transrapid gerettet? Nix da. Aber er hätte es tun müssen. Supersauber! Im Vergleich zu einem Dieselfahrer haben Investmentbanker oder Fleischesser inzwischen ja wieder einen guten Ruf. Niemand kann sich ganz heraushalten aus dem Diesel-Delirium. Man erwischt sich ja selbst schon dabei, wie man zu ergründen versucht, wie sich der Porsche-Cayenne-Fahrer da vorne jetzt wohl fühlen mag. Hat er ein schlechtes Gewissen? Pflanzt er heimlich Apfelbäumchen, um wieder halbwegs schlafen zu können? Oder ist es Trotz, der ihn jetzt auch unnötige Stadtfahrten mit dem Wagen machen lässt – solange es erlaubt ist, können ihn alle mal ? Scheißteuer gewesen, der Diesel. (mls)