Vom Winde verweht
Das Wilhelmsburg-Spektakel auf der Donau bleibt nebulös
Die Pläne waren hochfliegend, doch dann wurden sie vom Winde verweht: Mit einer spektakulären Videoshow sollte die Wilhelmsburg auf der Donau präsentiert werden. Als Leinwand diente eine Art künstliche Nebelwand, aus Flusswasser in die Luft gesprüht. Darauf freuten sich am Samstagabend nach offiziellen Angaben 2500 bis 3000 Menschen. Sie bekamen einen musikalisch hübsch untermalten Schlag ins Wasser geboten.
Ohnehin stand die Unternehmung wohl unter keinem sonderlich guten Stern. Vor einer Woche musste das Ganze abgeblasen werden, weil die Donau allzu kräftig Hochwasser führte. Am Samstag wurde das Spektakel nachgeholt – und das Interesse war groß. Die Wiese vor dem Metzgerturm wurde schon lange vor Beginn belagert. Alle wollten diese über der Stadt thronende Festung mal ganz anders erleben. Vielleicht war es auch nur die Lust auf ein schönes Event an einem lauen Sommerabend, an dem die Ulmer Innenstadt ohnehin vor Menschen summte und brummte.
Aber hinter der Aktion steckte natürlich ein Anspruch, denn die Stadt will die so lange weitgehend ungenutzte Festung endlich dauer- haft beleben. Darum sollte sie nun den Menschen durch eine publikumswirksame Kunstaktion „nähergebracht“werden. Die Neu-Ulmer Agentur Livekonzepte hatte sich die Video-Aktion einfallen lassen. In den Proben funktionierte es offenbar ganz gut, Fotos von der Burg auf eine fein versprühte Wasserwand zu werfen, aber am Samstag ging die Sache doch ziemlich den Bach runter.
Für Unmut hatten zunächst erst mal all die Leute gesorgt, die sich am Donauufer in die erste Reihe stellten und damit all denen, die sich teilweise stundenlang Sitzplätze auf der ten Ego-Zuschauer eher für die Katz, denn das angebliche Spektakel war keines. Die Nebelwand stand zwar gut eine Dreiviertelstunde auf der Donau, doch die Bilder waren als solche kaum zu erkennen. Was ging da ab? Blassbunte-Farbflächen schwollen an und ab, irgendwas bewegte sich – aber was? Das Ganze wirkte wie eine psychedelische Light-Show aus den späten 60erJahren, zumal dazu schöne PinkFloyd-hafte Hintergrundmusik spielte. Um das alles richtig genießen zu können, hätte man vielleicht etwas rauchen müssen, schließlich heißt die Fläche vor dem Metzgerturm im Volksmund die Kifferwiese.
Offenbar waren die Gründe, warum das Wilhelmsburg-Spektakel reichlich nebulös blieb, ganz banal, wie die Organisatoren hinterher erklärten. Der böige Wind hatte die Wasserwand immer wieder durcheinandergebracht, deshalb sei es nicht gelungen, die Projektion scharf zu stellen. Die Firma Livekonzepte entschuldigte sich gestern auf ihrer Facebook-Seite: „Dabei blieben wir hinter den uns selbst gesteckten Erwartungen zurück – gaben aber natürlich unser Bestes, unser ,Baby‘ nicht baden gehen zu lassen. Für diese Umstände bitten wir um Ihr Verständnis.“