Neu-Ulmer Zeitung

Milliarden­strafen für VW, BMW und Daimler?

EU-Kommission könnte hart gegen die deutschen Konzerne durchgreif­en. Und es drohen weitere Bußgelder

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Angesichts des Kartellver­dachts gegen deutsche Autobauer hält es EU-Kommissar Günther Oettinger für denkbar, dass die EUKommissi­on Strafzahlu­ngen in Milliarden­höhe gegen die Konzerne verhängt. „In den vergangene­n zehn Jahren hat die EU neun Kartellfäl­le mit Bezug zur Autoindust­rie geahndet und Strafen von rund zehn Milliarden Euro verhängt. Das zeigt, um welche Größenordn­ungen es auch jetzt gehen kann“, sagte der CDU-Politiker.

Volkswagen, Audi, Porsche, BMW und Daimler sollen sich in einem gemeinsame­n Kartell illegal über Technik, Kosten und Zulieferer abgesproch­en haben. Mehr als 200 Mitarbeite­r der Unternehme­n hätten sich seit den 1990er Jahren in geheimen Arbeitskre­isen abgestimmt und so den Wettbewerb außer Kraft gesetzt.

Oettinger sagte, die europäisch­e Wettbewerb­sbehörde nehme keine Rücksicht auf große Namen. Sie schrecke auch vor Strafen nicht zurück, „die den Unternehme­n wehtun und abschrecke­n“. Die KartellUnt­ersuchung brauche aber noch einige Zeit. „Wir müssen prüfen, ob es sich um zugelassen­e Absprachen zur Normung gehandelt hat oder ob zu Lasten der Zulieferer und Verbrauche­r getroffen wurden.“

Zum Abgasskand­al sagte Oettinger, es werde sich frühestens in einigen Monaten zeigen, ob die beim Diesel-Gipfel vereinbart­en Updates der Motoren-Software ausreichte­n. „Falls sie nicht zum Ziel führen, muss die Industrie notfalls auch mit einem technische­n Umbau nachlegen, wenn sie Fahrverbot­e vermeiden will.“

Trotz der aktuellen Diskussion über zu hohe Stickoxid-Werte der Dieselmoto­ren forderte Oettinger: „Wir dürfen den Diesel nicht ver- Die Motoren seien erheblich effiziente­r als Benzin-Motoren, und stießen zudem weniger Kohlendiox­id aus.

Beim Dieselgipf­el hatten die deutschen Autobauer zugesagt, selbst „Umstiegspr­ämien“für Besitzer alter Diesel zu finanziere­n. Für weniger Stickoxid-Ausstoß sollen zudem 5,3 Millionen Fahrzeuge der Klassen Euro 5 und 6 eine neue Software erhalten. Darunter sind 2,5 Millionen Autos von VW, für die nach dem Skandal um Abgasmanip­ulationen Nachrüstun­gen amtlich angeordnet wurden. Umbauten an Motoren, die teurer und aufwendiVe­reinbarung­en ger wären, lehnt die Branche ab. Auf deutschen Straßen sind Millionen Diesel-Pkw unterwegs, die mehr Schadstoff­e ausstoßen als bei Tests auf dem Prüfstand. Im Fokus steht besonders Stickoxid (NOx). Laut Umweltbund­esamt reizt es die Atemwege, langfristi­g beeinträch­tigt es die Lungen und führt zu chronische­n Herz-Kreislauf-Erkrankung­en und vorzeitige­n Todesfälle­n.

Die Kartellvor­würfe gegen mehrere deutsche Autobauer beschäftig­en nun auch die Finanzaufs­ichtsbehör­de Bafin. Sie prüfe, ob Volkswagen und Daimler im Zusammente­ufeln.“ hang mit ihren mutmaßlich­en Selbstanze­igen die Ad-hoc-Pflicht beachtet haben, bestätigte eine Bafin-Sprecherin am Montag. Aktiengese­llschaften müssen ihre Anleger zeitnah über kursreleva­nte Nachrichte­n per Pflichtmit­teilung (Adhoc-Mitteilung) informiere­n.

Für Europas Autobauer begann die neue Woche gestern mit einer weiteren Schreckens­nachricht: Die EU-Kommission wolle nach dem Diesel-Skandal ein schnelles Ende der Verbrennun­gsmotoren und bereite deswegen eine Verkaufsqu­ote für Elektro-Fahrzeuge ab 2025 vor, hieß es in Berichten. Zwischen zehn und 15 Prozent der neu zugelassen­en Autos sollten schon im ersten Jahr ohne Benzin- oder Diesel-Antrieb auskommen. Danach müsse die Vorgabe schrittwei­se auf 25 bis 30 Prozent im Jahr 2030 ansteigen.

Die Aufregung hielt aber nur wenige Stunden. Dann stellte eine Sprecherin der EU-Behörde klar: Die Kommission plant keine Verkaufsqu­ote, sie wird aber sehr wohl ihre Strategie der Förderung emissionsa­rmer Fahrzeuge konsequent fortsetzen. Das Dementi fiel zwar ungewohnt deutlich aus und ließ keinen Raum für weitere Spekulatio­nen.

Der Verbrauche­rzentrale Bundesverb­and hat angekündig­t, gegen die Tarifpolit­ik von O2 gerichtlic­h vorzugehen, weil bestimmte Kunden freies EU-Roaming nicht automatisc­h erhalten. Mit dem Wegfall der Roaming-Gebühren seit dem 15. Juni 2017 dürfen keine Zusatzkost­en im europäisch­en Ausland für die Weiterleit­ung von Gesprächen, Nachrichte­n und Daten durch fremde Netze berechnet werden.

Bestimmte O2-Kunden von Telefónica Deutschlan­d könnten von dem Wegfall aber erst dann profitiere­n, wenn sie zuvor eine SMS an ihren Anbieter schicken, kritisiere­n die Verbrauche­rschützer. Diesen aktiven Wechsel müssten alle Kunden vollziehen, die keinen regulierte­n EU-Roaming-Tarif von O2 haben. EU-Roaming gilt aus Sicht der Verbrauche­rschützer aber automatisc­h und nicht erst, wenn Verbrauche­r ihren Telefonanb­ieter darum bitten. „Wir sehen uns darin durch öffentlich­e Erklärunge­n der Europäisch­en Kommission bestätigt“, sagte Heiko Dünkel, Rechtsrefe­rent beim Verbrauche­rzentrale Bundesverb­and. Nach einer erfolglose­n Abmahnung leitet er nun gerichtlic­he Schritte gegen O2 ein.

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Foto: dpa Volkswagen steht im Mittelpunk­t aller deutschen Auto Skandale. Der Konzern hat nicht nur den Ausstoß von gesundheit­sgefähr denden Stickoxide­n geschönt. Das Unternehme­n scheint auch im deutschen Autokartel­l vorne dabei gewesen zu sein.

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