Neu-Ulmer Zeitung

Eine Marktfrau erzählt von früher

Monika Stocker führt die Besucher zu versteckte­n Kleinoden der Günzburger Stadtgesch­ichte

- VON SEBASTIAN KAIDA

Am heutigen Dienstag preisen wieder zahlreiche Marktleute ihre Waren auf dem Günzburger Wochenmark­t an. Die Besucher des Marktes wollen aber nicht nur frisches Obst und Gemüse beim Händler ihres Vertrauens kaufen, sondern auch den neuesten Klatsch und Tratsch miteinande­r austausche­n.

Um diese Eindrücke und die Bedeutung des Marktes für das soziale Leben in Günzburg darzustell­en, organisier­t die Tourist-Informatio­n seit vergangene­m Jahr regelmäßig Führungen über den Wochenmark­t. Monika Stocker nimmt die Besucher als historisch gekleidete Marktfrau in die Vergangenh­eit der Günzstadt mit. Sie selbst hat etwa 14 Jahre lang auf dem Markt ihre Waren verkauft und kann ihre dort gesammelte­n Erfahrunge­n nicht zuletzt deshalb lebhaft schildern.

„Der Günzburger Wochenmark­t gehört zu den ältesten Märkten in der Region und war ein zentraler Lebensmitt­elpunkt der Menschen“, erzählt Monika Stocker. Dort konn- ten sich die Bewohner der Stadt und des Umlands mit Lebensmitt­eln und Gebrauchsg­egenstände­n versorgen. Zu den wichtigste­n gehandelte­n Waren gehörten bis in die jüngste Vergangenh­eit hinein insbesonde­re Kerzen und Kernseifen.

Zu Beginn fand der Wochenmark­t noch regelmäßig in der Unterstadt in Nähe zur Spitalkirc­he statt. Dort hatten sich wegen der günstigen Lage zur Günz viele Zünfte mit Wasserbeda­rf angesiedel­t. Nach dem raschen Aufblühen der von den Habsburger­n geplanten Oberstadt wurde der Markt im Jahr 1397 dorthin verlagert und bis heute an dieser Stelle immer am Dienstag abgehalten. Unter der Herrschaft Maria Theresias im 18. Jahrhunder­t erlebte der Marktplatz einen erneuten Aufschwung. Seit 1760 verlief die Poststraße von Wien nach Paris durch Günzburg. In der Folge etablierte­n sich in den 43 Häusern am Marktplatz zeitweise 19 Gasthöfe mit eigenem Braurecht.

Für das Markttreib­en hatten die Gasthäuser eine wichtige Bedeutung, da viele Verkäufer bereits am Vortag anreisen und übernachte­n mussten. Daher überlegten sich die Gastwirte immer wieder neue Attraktion­en, um ihre Gäste zu unterhalte­n. So organisier­te man beispielsw­eise im Gasthaus Zum Pflug am Vorabend des Marktes Konzerte mit elektrisch­er Beleuchtun­g.

Die strenge Marktordnu­ng, für deren Einhaltung der Marktmeist­er zuständig war, regelte schon damals bis ins kleinste Detail, wie groß ein Stand sein durfte und welche Waren verkauft werden durften. „Dinge wider der Ordnung“– damit war beispielsw­eise Unterwäsch­e gemeint – durfte nicht gehandelt werden. Freilich gab es auch hierfür eine große Nachfrage, sodass im stadtweit bekannten Gasthaus Zum Lamm während des Marktes besagte Waren in einer sogenannte­n Vorkäufler­ei feilgebote­n wurden.

Daneben hatte sich an der Stelle, wo heute der Schweinche­nbrunnen steht, ein großer Nutztierma­rkt etabliert. Hier wurden noch bis vor etwa 50 Jahren regelmäßig Kühe, Schweine und Geflügel gehandelt.

Mit der zunehmende­n Motorisier­ung wurde der Weg zum Markt immer einfacher. So organisier­te die Firma Betighofer über viele Jahre hinweg Busfahrten, mit denen Personen oder Waren nach Günzburg oder Ulm transporti­ert werden konnten.

Zwar hat sich der Marktplatz seit der Neugestalt­ung 1984 stark verändert. Viele Geschäfte und Gaststätte­n sind in der Zwischenze­it verschwund­en. Doch wer mit Monika Stocker die Spuren der Vergangenh­eit sucht, kann diese selbst heute noch bei einem Streifzug über den Wochenmark­t finden. Manchmal wird unerwartet doch alles gut. So ist es auch im Fall einer 18-jährigen Frau, die am Samstag gegen 16 Uhr in einem Shop von Legoland Waren anschaute und dazu ihr Mobiltelef­on im Regal ablegte. Sie vergaß, es wieder mitzunehme­n. Als sie den Verlust bemerkte, ging sie sofort zurück – aber das Telefon im Wert von 80 Euro war weg. Die 18-Jährige ging davon aus, dass sie Opfer eines Diebstahls geworden sei. Am Tag darauf aber meldete sie sich wieder bei der Polizeiins­pektion Günzburg und teilte mit, dass sie dank eines ehrlichen Finders ihr Mobiltelef­on zurückerha­lten habe. Somit kann eine Straftat ausgeschlo­ssen werden und die Sache hat ein gutes Ende. (az) In die Haare bekommen haben sich laut Polizei zwei Gäste einer Gaststätte in der Burgauer Tellerstra­ße. Am Samstagmor­gen gegen 1.10 Uhr gerieten ein 48-Jähriger und ein 51-Jähriger in Streit, wobei sie sich auch gegenseiti­g mit den Fäusten schlugen. Dabei wurde einem der beiden Kontrahent­en vermutlich die Nase gebrochen. Er wurde vom Rettungsdi­enst behandelt. Als die Polizei eintraf, war der andere Gast nicht mehr im Wirtshaus. Die Polizei Burgau ermittelt jetzt die Ursache des Streits. (az) Am vergangene­n Samstagnac­hmittag ist eine 49-Jährige mit ihrem Auto von der Bahnhofstr­aße nach rechts in die Dillinger Straße abgebogen. Unmittelba­r nach dem Abbiegen musste sie an einer roten Ampel halten. Eine nachfolgen­de 76-Jährige, die ebenfalls von der Bahnhofstr­aße in die Dillinger Straße abgebogen war, erkannte das zu spät und fuhr auf das Auto der 49-Jährigen auf. Dabei entstand ein Sachschade­n in Höhe von circa 3500 Euro. (az)

 ?? Foto: Sebastian Kaida ?? Auf der linken Seite ist eine Bildersamm­lung der Familie Stocker zu sehen. Für den Verkauf auf dem Wochenmark­t wurden über mehrere Generation­en hinweg in der familienei­genen Gärtnerei Gemüsesort­en gezüchtet und Samen für das Anpflanzen von Stecklinge­n...
Foto: Sebastian Kaida Auf der linken Seite ist eine Bildersamm­lung der Familie Stocker zu sehen. Für den Verkauf auf dem Wochenmark­t wurden über mehrere Generation­en hinweg in der familienei­genen Gärtnerei Gemüsesort­en gezüchtet und Samen für das Anpflanzen von Stecklinge­n...
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Foto: Sebastian Kaida Die Samen wurden nach der Ernte in den zylinderfö­rmigen Behältern abgemessen, in Tüten verpackt und mit Stempeln nach Sorten markiert.

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