Trotz Marmor und Romantik: Es fehlten die Gäste
verurteilt. Trotz Marmorsäulen und drei Meter hohen romantischen Wandmalereien fehlten die Gäste.
Postl investierte in eine neue Küche, in neue Toiletten und Sitzbänke. Ein Kinderspielbereich kam hinzu. Am mit grünem Filz bezogenen Kartentisch, an dem schon Österreichs Fußball-Legende Ernst Happel spielte, sitzt nun häufig eine Tarock-Runde traditionsbewusster Wiener. Und am Nebentisch spielen junge Leute mit grünen Haaren Schach. Auch so kann Kaffeehauskultur aussehen.
Tja, die Sache mit dem Nachfolger. Man hat Glück oder eben ein Problem. Das gilt insgesamt fürs Personal. Christina Hummel sagt über ihr Haus: „Unsere Stammgäste kommen teilweise zweimal täglich. Sie erwarten klassische Ober mit einem guten Schmäh, die wissen, was die Gäste wollen.“Allerdings: „Unser Oberkellner ist nach 37 Jahren in Pension gegangen, und ich habe noch keinen guten Ersatz.“
Und dann ist da noch die Frage, was man in diesen schwierigen Zeiten seinen Gästen bietet. Hummel versucht, sich fachlich auf dem Laufenden zu halten, über die neuesten Trends der Baristi etwa, der italienischen Espressobar-Betreiber. Denn die Zeiten, in denen man in Wien in gepflegter Kaffeehauskultur schlechten Kaffee getrunken hat, sind endgültig vorbei. Auch deshalb wird das Kaffeehaus überleben – trotz Krise. (mit anf)