Neu-Ulmer Zeitung

Fahnder mischen sich in Badehose unter Touristen

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Belege ausgaben – an die Gäste wurden auf diese Weise mehr als 22000 für die Staatskass­e wertlose Zettelchen verteilt, wie Steuerfahn­der Anfang Juli ermittelte­n.

Außerdem ganz vorne mit dabei ist ein Imbiss auf der Insel Chrysi südöstlich von Kreta. Der Besitzer operierte mit der Steuernumm­er eines seit Jahren geschlosse­nen Souflaki-Ladens und gab im Laufe der Zeit unter diesen falschen Angaben mehr als 16 500 ungültige Belege aus. Übertroffe­n wird er nur von einem großen Nachtklub auf der Touristeni­nsel Santorini – dort konnte der Inhaber nicht nur keine Kassenzett­el, sondern nicht einmal eine Registrier­kasse vorweisen.

Auch auf dem Festland werden die Fahnder fündig. Sogar mitten in Athen, etwa im Café des bei Touristen beliebten Numismatis­chen Museums. Zwölf Mal wurde dort während einer verdeckten Prüfung keine Quittung ausgegeben – prompt folgte ein 48-stündiges „Loukéto“. Von Ostern bis Anfang Juli seien so mehr als 200 Betriebe vorübergeh­end geschlosse­n worden, heißt es bei der Steuerbehö­rde. Bei 270 Ermittlung­en habe die Betrugsquo­te ganze 66 Prozent betragen.

Der Chef der griechisch­en Steuerfahn­der, Giorgos Pitsilis, zeigt sich angesichts der Zahlen optimistis­ch. „Wir haben für dieses Jahr einen umfassende­n Aktionspla­n und werden die Prüfungen mit aller Intensität durchführe­n.“Dazu gehöre auch, mit der Zeit zu gehen. „Wir sind klüger geworden“, sagt er. So mischen sich mittlerwei­le Fahnder in Bermudas und Badehose unter Touristen, um unentdeckt zu bleiben.

Denn gerade auf den Inseln gibt es längst Vorwarnsys­teme: Steigen die Beamten mitten im Sommer im Anzug und mit Aktentasch­e unterm Arm von Bord, laufen die Telefone zwischen den Betrieben heiß. Und damit nicht genug: Manchmal beziehen die Fahnder gar Prügel, so wie jüngst zwei Beamte auf Patmos, denen ein aufgebrach­ter Barbesitze­r an den Kragen ging.

Der oberste Steuerfahn­der Pitsilis betont deshalb, wie wichtig es sei, dass die normalen Bürger beim Kampf gegen Steuersünd­er helfen und so Steuerpfli­cht zur Selbstvers­tändlichke­it wird. Das aber hat für die Griechen etwas Denunziato­risches und widerstreb­t den meisten zutiefst. Die Steuerbehö­rde versucht daher, den Bürgern die Jagd spielerisc­h schmackhaf­t zu machen. So soll demnächst eine App auf den Markt kommen, die es Kunden erlaubt, eine Quittung an Ort und Stelle mit dem Smartphone auf ihre Legalität zu überprüfen.

Als unfair empfinden viele Griechen den Betrug dabei durchaus. Nicht zuletzt, weil es zahlreiche Betriebe gibt, die sehr wohl ordnungsge­mäß abrechnen. Tankstelle­n achdie

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