Neu-Ulmer Zeitung

Kliniken in neuen Händen

Der künftige Direktor der Kreisspita­lstiftung kennt sich aus mit Krankenhäu­sern in finanziell­er Schieflage. Doch am Personal will Marc Engelhard nicht sparen

- VON RONALD HINZPETER

Seinen neuen Arbeitspla­tz hat sich Marc Engelhard schon mal angeschaut – heimlich. Er setzte sich einfach in die Kreisklini­ken, ließ das Geschehen dort auf sich wirken und schaute sich auch mal an, wie die Bausubstan­z auf den ersten Blick wirkt. „Ich wollte die Atmosphäre spüren“, sagte er gestern. Was er dabei im Einzelnen gespürt hat, verriet er nicht, doch es muss ihm wohl zugesagt haben, denn Marc Engelhard wird der neue Direktor der Kreisspita­lstiftung Weißenhorn.

Er hat offenbar Erfahrunge­n mit Krankenhäu­sern, die in finanziell­e Schieflage geraten sind. Sein Lebenslauf weist ihn als Sanierer aus, auch wenn er findet, das Wort habe einen negativen Beigeschma­ck. Wie er gestern versichert­e, wolle er die Bilanzen der Kliniken auf Vordermann bringen, ohne Personal abzubauen. Die Erlöse ließen sich ohne Entlassung­en steigern. Seit knapp 20 Jahren besitzt der 49 Jahre alte Marc Engelhard Führungser­fahrung im Gesundheit­swesen. Dabei er eine Karriere in einer ganz anderen Branche angestrebt.

Engelhard stammt aus Oberhausen im Rheinland und startete sein Berufslebe­n nach dem Betriebswi­rtschaftss­tudium zunächst in der Hotellerie, wechselte aber rasch in den Gesundheit­ssektor. Wie aus seinem Lebenslauf hervorgeht, sanierte er als Verwaltung­sdirektor innerhalb von drei Jahren eine neurologis­che Fachklinik in Nordrhein-Westfalen, sodass sie wieder schwarze Zahlen schrieb. Als Geschäftsf­ührer sanierte er die katholisch­e Klinik in Oberhausen, die knapp 500 Betten umfasst. Sein derzeitige­r Arbeitgebe­r ist seit 2013 das Vitos-Klinikum Gießen-Marbach. Dort trägt er die Verantwort­ung für 2000 Mitarbeite­r und einen Umsatz von rund 100 Millionen Euro. Auch dort ging es um die Neustruktu­rierung und Neuausrich­tung des Hauses. Zum 1. Januar 2018 übernimmt er die Leitung der Kreisspita­lstiftung Weißenhorn. Dort wird er bekanntlic­h einiges zu tun haben, um die defizitäre­n Häuser aus dem Defizit herauszuho­len. Gestern mochte sich Engelhard noch nicht darauf festlegen, wie es weitergehe­n werde und vor allem, mit wie vielen Standorten. Um die Finanzen zu verbessern, strebt er eine stärkere Spezialisi­erung der Kliniken an, wie er sagt. Das sei seine klare Marschrich­tung, doch über Einzelheit­en könne er noch nichts sagen.

Ohnehin ist noch nicht klar, wohin die Reise gehen soll, doch das wird im Rahmen des laufenden Strategiep­rozesses stellen, sondern jemanden mit Erfahrunge­n und Kompetenz. Auf die Stellenaus­schreibung hätten sich zahlreiche Bewerber gemeldet, eine Auswahl habe es also gegeben, versichert­e Freudenber­ger.

Von sich selbst sagt Engelhard, er sei ein großer Freund von Kennzahlen und Controllin­g. Das soll sein Vorgänger Michael Gaßner nicht gewesen sein, wie ihm immer wieder vorgeworfe­n wird. Er war im November 2016 sofort von seinen Aufgaben entbunden worden, als das gewaltige Klinik-Defizit ruchbar wurde. Als seine größte Herausford­erung sieht Engelhard, das „Wir-Gefühl“an den drei KlinikStan­dorten wieder zu stärken, das durch die Krise gelitten hat. Wie er versichert­e, will er bei seiner Arbeit darauf setzen, neue Einnahmen zu schaffen, statt nur einzuspare­n. Seine Kliniksani­erungen in der Vergangenh­eit seien immer ohne Personalab­bau über die Bühne gegangen. Damit trifft er wohl den Nerv des Landrats, der es für falsch hält, „kurzfristi­ge einschneid­ende Maßnahmen zu ergreifen“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany