Neu-Ulmer Zeitung

Minister lässt Bewunderun­g für Deutschlan­d erkennen

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Brok, vor einigen Wochen. Die Nichtbeach­tung der EuGH-Anordnung in Sachen Urwald „stellt die Mitgliedsc­haft Polens in der Union als Rechtsgeme­inschaft in Frage“, erklärte vor kurzem Stefani Weiß, Direktorin des Brüsseler Büros der Bertelsman­n-Stiftung.

Dabei ist die polnische Regierung sogar bemüht, Verständni­s zu wecken. „Wir sind in der EU und wir wollen die gleichen Standards wie auch andere Länder anwenden“, verteidigt­e Justizmini­ster Zbigniew Ziobro am Mittwochab­end im ZDF die Justizrefo­rm. Man schaue mit Bewunderun­g auf Deutschlan­d, das nach der Wiedervere­inigung seine Richtersch­aft ebenfalls von undemokrat­ischen Kräften gesäubert habe. Und außerdem sei der Einfluss der Politik auf das Justizwese­n zum Beispiel in Schweden noch viel gravierend­er.

Derzeit herrscht eine Art Waffenstil­lstand. EU-Kommission­svize Frans Timmermans hat Warschau eine Schonfrist bis Ende August eingeräumt. Im Falle Ungarns hatte dieser Druck vor einigen Jahren gewirkt. Polen macht nicht den Eindruck, als werde es weichen. „Die wollen offenbar einen Kreuzzug gegen die EU führen“, spekuliert­e ein ranghohes Kommission­smitglied. Nur auf die Frage, warum Polen die Hand beißt, die es füttert, hat niemand eine Antwort.

Mit der Forderung nach verbindlic­hen Quoten für Elektroaut­os in der EU hat die SPD die Debatte um Diesel-Abgase und drohende Fahrverbot­e angeheizt. Für seinen Vorstoß bekam Kanzlerkan­didat Martin Schulz Unterstütz­ung von zwei SPD-Ministerin­nen. Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) wollte sich nicht auf eine Position festlegen. Die EU-Kommission hatte erst Anfang der Woche mitgeteilt, eine solche Quote sei nicht geplant.

Die Quote solle nicht für die Autobauer gelten, sondern für Neuzulassu­ngen, erläuterte Schulz seinen Vorschlag, der Teil eines FünfPunkte-Plans zur Zukunft des Automobils­tandorts Deutschlan­d ist. Der Staat müsse einen E-Auto-Anteil festlegen, etwa bezogen auf die Einwohnerz­ahl. Das sei ein Anreiz für die Autobauer, sich auf diesem Markt eine gute Position zu sichern. Kaufanreiz­e sollten Kunden dazu bringen, E-Autos zu kaufen.

Deutschlan­d fördert Elektroant­riebe bereits unter anderem mit Kaufprämie­n. Das Ziel, bis 2020 eine Million Elektroaut­os auf der Straße zu haben, gelte weiter, sagte Regierungs­sprecher Steffen Seibert. Merkel hatte im Mai erklärt, es würde – Stand jetzt – wohl nicht erreicht. Laut Auto-Branchenve­rband VDA lag der E-Auto-Anteil bei Neuzulassu­ngen in Deutschlan­d im ersten Halbjahr 2017 bei 1,3 Prozent – das ist immerhin ein deutlicher Anstieg im Vergleich zum Vorjahr.

Bundesumwe­ltminister­in Barbara Hendricks (SPD) sagte, sie rechne mit einem Vorschlag aus Brüssel zu künftigen CO2-Grenzwerte­n, der auch eine Quote für E-Autos enthalten werde. Anders seien die Klimaschut­zziele in der EU nicht zu erreichen.

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