Wagen rast in Menschenmenge
Eine rechtsextreme Kundgebung artet in Gewalt aus, es gibt eine Tote und viele Verletzte. Präsident Trump wird vorgeworfen, dass er die Schuldigen nicht beim Namen nennt
Eine tote Frau und viele Verletzte. Das ist die Bilanz eines blutigen Wochenendes im USBundesstaat Virgina. Eine Kundgebung von Rechtsextremisten ist in den USA am Samstag eskaliert. Eine 32-Jährige starb, nachdem ein Wagen vermutlich absichtlich in eine Gruppe vom Gegendemonstranten raste und an einer Kreuzung zwei Autos rammte. Der Fahrer, ein 20-jähriger Mann aus Ohio, wurde nach Polizeiangaben unter Totschlagverdacht festgenommen.
Bereits vor der Tat hatten sich Kundgebungsteilnehmer schwere Schlägereien mit Gegendemonstranten geliefert. Insgesamt wurden 35 Menschen verletzt, 19 davon bei dem Autovorfall. Nach CNN-Angaben waren in der Nacht zum Sonntag fünf von ihnen in kritischem Zustand und vier weitere schwer verletzt. Zwei Menschen kamen außerdem beim Absturz eines Polizeihubschraubers bei Charlottesville ums Leben, der die Zusammenstöße aus der Luft beobachtet hatte. Über die Ursache wurde zunächst nichts bekannt.
Trump verurteilte zwar die „ungeheuerliche Gewalt“vom Samstag, erwähnte dabei die Kundgebung der Rechtsextremen aber nicht direkt. sprach er pauschal von „Gewalt von vielen Seiten“. Dafür gab es heftige Kritik. „Mr. Präsident – wir müssen das Böse beim Namen nennen. Dies waren weiße Rassisten und dies war einheimischer Terrorismus“, schrieb der republikanische Senator Cory Gardner. „Es ist sehr wichtig, dass der Präsident die Ereignisse in Charlottesville als das beschreibt, was sie sind, ein Terroranschlag weißer Rassisten“, schrieb der republikanische Senator Marco Rubio. Der demokratische Gouverneur von Virginia, Terry McAuliffe, richtete eine äußerst scharf formulierte Botschaft an die Rechtsextremisten. „Ihr seid hier nicht willkommen“, sagte er auf einer Pressekonferenz. „Geht nach Hause. Nehmt euren Hass und eure Vorurteile mit. Es gibt hier keinen Platz für euch, und es gibt keinen Platz für euch in Amerika.“
Das Wiesenthal-Zentrum verurteilte die Gewalt als Terror. Es rief US-Spitzenpolitiker, allen voran Präsident Trump, dazu auf, „die extreme Alt-Right-Bewegung und die weißen Nationalisten, die Hass, Misstrauen und Gewalt säen, eindeutig zu verurteilen“. Das 1977 gegründete Zentrum mit Hauptsitz in Los Angeles wurde mit der weltwei- ten Suche nach untergetauchten Nazi-Verbrechern bekannt.
An der Kundgebung unter dem Motto „Vereinigt die Rechte“hatten schätzungsweise mehrere tausend Menschen aus verschiedenen ultrarechten Gruppen teilgenommen, so Angehörige der Alt-Right-Bewegung, Neonazis und Ku-Klux-KlanAnhänger. Unter ihnen war auch der ehemalige Ku-Klux-Klan-Führer te, die Demonstranten wollten sich „unser Land zurückholen“. Damit wollten sie „die Versprechen von Donald Trump erfüllen“. Nach Fernseh- und Augenzeugenberichten waren mehrere Kundgebungsteilnehmer mit Baseballschlägern gekommen. Schon Stunden vor der Veranstaltung kam es zu heftigen Prügeleien mit Gegendemonstranten. Die mutmaßlich gezielte Autoattacke ereignete sich nach Medienberichten, als ein Großteil der Kundgebungsteilnehmer bereits abgezogen war und die Gegendemonstranten einen eigenen Protestzug bildeten.
Trump äußerte sich nach einem ersten allgemeinen verurteilenden Tweet bei einem Auftritt an seinem Urlaubsort in Bedminster, das im Bundesstaat New Jersey liegt. Es gebe in Amerika „keinen Platz“für Gewaltausbrüche wie den in Charlottesville, sagte er, ohne in Einzelheiten zu gehen. Er rief seine Landsleute dazu auf, zusammenzustehen und einander – ungeachtet aller Differenzen – „zu lieben“.
Sein Vorgänger Barack Obama schrieb auf Twitter: „Niemand wird mit Hass auf eine andere Person wegen ihrer Hautfarbe, ihres Hintergrunds oder ihrer Religion geboren.“
Erst Nordkorea, jetzt Venezuela. Während der wüste Schlagabtausch zwischen dem US-Präsidenten und dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong Un die Welt in Atem hält, hat Donald Trump nun auch dem venezolanischen Machthaber Nicolás Maduro mit einem Militäreinsatz gedroht. In Lateinamerika ist das Befremden groß: Verbündete sowie Kritiker des linken Präsidenten wiesen eine Intervention zurück. „Jetzt weiß die Welt: Jene, die gegen Maduro sind, streben nur ein militärisches Eingreifen des Imperiums an“, sagte Boliviens Präsident Evo Morales, ein enger Verbündeter Venezuelas.
Mit Kolumbien, Mexiko und Peru verurteilten auch die schärfsten Kritiker von Maduro das Säbelrasseln von Trump. „Wir lehnen militärische Mittel und Gewaltanwendung im internationalen System ab“, teilte das kolumbianische Außenministerium mit. Angesichts der Krise in Venezuela hatte Trump überraschend einen Militäreinsatz ins Gespräch gebracht. „Wir haben viele Optionen für Venezuela, einschließlich einer militärischen, falls nötig“, sagte er.
Venezuelas Präsident Maduro hatte zuletzt eine Verfassungsgebende Versammlung wählen lassen und damit das demokratisch gewählte Parlament faktisch entmachtet. Oppositionelle und zahlreiche Staaten werfen ihm vor, ein autoritäres Regierungssystem zu errichten. Kritik an Trumps Drohung kam auch aus den eigenen Reihen. „Der Kongress wird natürlich keinem Krieg in Venezuela zustimmen“, sagte der republikanische Senator und einer von Trumps schärfsten innerparteilichen Kritikern, Ben Sasse.
Vor Trumps Drohungen hatte sich Maduro noch um ein Gespräch mit Trump bemüht. Allerdings erteilte ihm das Weiße Haus eine Abfuhr. „Präsident Trump wird gerne mit dem Führer Venezuelas sprechen, sobald die Demokratie in diesem Land wiederhergestellt ist“, hieß es in der Erklärung. Für Maduro ist die Abweisung peinlich, weil sie ihn als Bittsteller dastehen lässt. Trotz aller Differenzen sind die USA der wichtigste Abnehmer von Erdöl, ohne die Exporte in die USA droht die Staatspleite.