Neu-Ulmer Zeitung

Das Glück der Dummen

- VON HEIKE SCHREIBER redaktion@nuz.de

Verlieren können ist nicht jedermanns Sache. Manch Erwachsene­r hat im gestandene­n Alter immer noch nicht gelernt, dass es bei Gesellscha­ftsspielen vor allem um Spaß geht. Wie schwer ist es dann erst für Kinder, zu akzeptiere­n, dass sie nicht immer nur gewinnen können? Die siebenjähr­ige Tochter hat sich noch nie gerne auf der Verlierers­traße gesehen. Seit sie Mensch ärgere Dich nicht begriffen hat, ärgert sie sich regelmäßig so richtig. Wenn ihre roten oder blauen Männchen nicht als Erste im Ziel stehen, fließen seit jeher Tränen oder noch besser – es wird gleich das Brett samt Würfeln und Figürchen durch die Gegend geschmisse­n. Sie damit beruhigen zu wollen, dass es doch nur ein Spiel sei, fruchtet überhaupt nicht.

Gleiches Bild beim RomméSpiel. Wenn nicht mindestens zwei Joker auf der Hand sind oder der Papa wieder mal ein besseres Blatt hat, fliegen die Karten und es wird gejammert: „Ich gewinne nie.“

Halt! Es gibt ein Spiel, da kann niemand der Tochter das Wasser reichen. Beim Memory-Spiel ist sie einsame Spitze. Da musste die Mama kürzlich ehrlich eingestehe­n, dass sie sich so viele Karten einfach nicht merken kann. Die Siebenjähr­ige freute sich nach dem ersten haushoch gewonnenen Spiel diebisch. Doch beim zweiten kam fatalerwei­se die Wende. Die Mama hatte einen (kurzen) Lauf, deckte Pärchen um Pärchen auf – vermutlich nur, weil die Karten schlecht gemischt waren und nebeneinan­derlagen.

Trotzdem war die Tochter empört und kurz vor einem Wutanfall: „Das ist gemein. Du hast selbst gesagt, du kannst nicht Memory spielen. Das ist total unfair!“Wie war das noch, das Glück ist mit den Dummen? In der Folge verlor die Mama dann doch. Sie weiß halt, was sich gehört. Oder ist einfach zu schlau …

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