Neu-Ulmer Zeitung

Die Schönheit kennen wenige, die Probleme viele

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Fahrt und zeigt auf eine unprätenti­öse Mauer, dahinter dichter Wald. Mehr zu sehen gibt es in der Markthalle von Nador, wo die Händler riesige Thunfische, Langusten zu Schleuderp­reisen, pralle Oliven und Datteln feilbieten.

Am Nachmittag, zurück in Melilla, geht es an den Strand – den neuesten der Stadt: Die „Ensenada de los Galápagos“wurde erst vor einigen Jahren mit Sand aufgeschüt­tet und zur Badebucht herausgepu­tzt. Zu erreichen ist sie über einen Tunnel durch die Stadtmauer. Obwohl längst Sommerferi­en sind und die Temperatur­en nach Abkühlung schreien, tummeln sich dort nur ein paar Mütter mit ihren Kindern. Etwas abseits, im Schatten neben den Felsen, sitzt eine Gruppe Jugendlich­er. Sie haben keine Handtücher dabei, aber Handys, mit denen waghalsige Klippenspr­ünge dokumentie­rt werden. „Mir sind die ein Dorn im Auge, das sind minderjähr­ige Flüchtling­e, die meisten aus Marokko“, erklärt eine ältere Dame und bittet den Rettungssc­hwimmer, ihre Habseligke­iten zu beaufsicht­igen, während sie ins Wasser geht. Der nickt nur müde. „Die sind doch harmlos“, sagt er. Und hätten ohnehin nur ein Ziel: Es an Bord einer Fähre zu schaffen, die sie ans spanische Festland bringt.

Ansonsten ist von all den Migranten, die sich über das spanische Nadelöhr Eintritt nach Europa verschaffe­n, im Stadtbild nicht viel zu sehen. Wenn wieder mal eine Schar Schwarzafr­ikaner den Zaun stürmte, erfahren das auch die meisten Einheimisc­hen nur aus den Fernsehnac­hrichten. Der mächtige Grenzwall ist für sie weit genug weg – und zudem derart Normalität, dass sie ihn gar nicht mehr wahrnehmen. Wie auch die Franco-Statue, die immer noch an prominente­r Stelle im Hafen steht, obwohl Spanien die Verbannung sämtlicher Franco-Symbole bereits 2007 per Gesetz angeordnet hat. Melilla ist eben keine normale spanische Stadt.

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