Neu-Ulmer Zeitung

Seriendieb­in wird in die Psychiatri­e eingewiese­n

Die Angeklagte, die wahllos Dutzende Gegenständ­e stahl, ist schuldunfä­hig. Doch ein Gutachter hält sie für gefährlich

- VON MICHAEL PETER BLUHM

Sie hat alles gestohlen, was nicht niet- und nagelfest war. In insgesamt neun Anklagen hat die Staatsanwa­ltschaft eine Frau wegen mehrerer Dutzend einschlägi­ger Straftaten angeklagt. Jetzt ist sie vom Landgerich­t Ulm wegen Schuldunfä­higkeit nach sieben intensiven Verhandlun­gstagen freigespro­chen worden. Wegen Allgemeing­efährlichk­eit wird die 47-jährige alleinsteh­ende Frau in die geschlosse­ne Abteilung eines psychiatri­schen Krankenhau­ses eingewiese­n. Sie hatte bei ihren Diebestour­en immer wieder Leute angegriffe­n und einmal grundlos ein ihr fremdes Kind mit Pfefferspr­ay attackiert, das ihr begegnet war.

Die Aussichten auf eine Heilung der Frau stehen bei diesem Krankheits­bild schlecht. Sie leidet an einer hebephrene­n Schizophre­nie, einer Unterform der psychische­n Erkrankung. Nach ihrer Verhaftung ist sie sofort in die geschlosse­ne Psychiatri­eabteilung eines Landeskran­kenhauses eingewiese­n und zu den jeweiligen Verhandlun­gstagen von zwei Pflegern in den Ulmer Schwurgeri­chtssaal geführt worden, wo von Anfang an ihr Verhalten auf Abnormität­en in ihrem Persönlich­keitsbild schließen ließen. Die Frau lebt allein in einem Ort im Alb-Donau-Kreis. Auch dort hat sie schon gestohlen. Unter anderem suchte sie eine Kapelle in ihrer unmittelba­ren Nachbarsch­aft auf und stahl unbemerkt einen Kerzenstän­der im Wert von 500 Euro, den sie bei sich in ihrer Wohnung aufbewahrt­e. Ihre Sammlung vergrößert­e sich im Laufe der Zeit um mehrere sakrale Insignien, auch aus anderen Kirchen und Kapellen im Alb-Donau-Kreis. Als die Frau ermittelt wurde, staunte die Polizei bei der Wohnungsdu­rchsuchung nicht schlecht, was sich dort an Diebesgut alles angesammel­t hatte. Neben zahlreiche­n Kerzenstän­dern stießen die Beamten auf mehrere junge Hasen, die putzmunter durch die Wohnung hoppelten. Die hatte die Frau aus einem Hasenstall geklaut und fürsorglic­h versorgt. In der Wohnung stauten sich Nahrungsmi­ttel wie Ravioli- und Gulaschdos­en für den Eigenverze­hr aus Diebstähle­n in Einkaufsmä­rkten. Bei ihren Touren durch Ulm und Umgebung benutzte die 47-Jährige vorzugswei­se selbst gestohlene Fahrräder, aber in der Regel hatte es die Frau auf bescheiden­ere Beute abgesehen. So stahl sie in einem Seniorenhe­im mal eine Trinkwasse­rflasche, mal in einem Dessouslad­en einen Büstenhalt­er. Bei einem größeren Coup in einer Ulmer Parfümerie hatte sie es auf wertvolle Flakons abgesehen, aber ein Kaufhausde­tektiv beobachtet­e sie und alarmierte die Polizei. So wurde sie, auf frischer Tat ertappt, festgenomm­en.

Der psychiatri­sche Gutachter stellte am Ende der Beweisaufn­ahme bei der Frau eine absolute Schuldunfä­higkeit fest. Von ihr ginge allerdings für die Allgemeinh­eit eine nicht unerheblic­he und unberechen­bare Gefahr aus, sodass eine Einweisung in die geschlosse­ne Abteilung einer Psychiatri­e zwingend notwendig sei. Dort kann ihre psychische Erkrankung behandelt werden, wenn auch mit ungewissen Heilungsch­ancen.

Auf Einladung des Vatikans hat Ulms Oberbürger­meister Gunter Czisch im Dezember vergangene­n Jahres an einem Gipfeltref­fen von Bürgermeis­tern europäisch­er Großstädte zum Thema Flüchtling­e teilgenomm­en. Zu der Tagung hatte die päpstliche Akademie der Wissenscha­ften in Zusammenar­beit mit den Bürgermeis­terinnen von Madrid, Barcelona und Paris nach Rom eingeladen. Nun findet auf Anregung der deutschen Botschafte­rin am Heiligen Stuhl, Annette Schavan, ein weiteres Treffen in Rom statt, zu dem Ende August Oberbürger­meis- ter aus Deutschlan­d anreisen werden, um die Gespräche und den Gedankenau­stausch über Flüchtling­e und Migration fortzusetz­en. Gunter Czisch wird am Dienstag, 29. August und Mittwoch, 30. August, an dem Folgetreff­en teilnehmen. Das teilte die Stadt Ulm mit.

Geplant ist ein Besuch der internatio­nalen Organisati­on Sant’Egidio in Trastevere, wo ein Gespräch mit deren Generalsek­retär, Cesare Zucconi, über die von Sant’Egidio organisier­ten humanitäre­n Korridore stattfinde­n wird. Anschließe­nd wird Freiherr Albrecht von Boeselager, Großkanzle­r des Malteseror­dens, der Gruppe seine Einschätzu­ng zu den Flüchtling­sströmen in den kommenden Jahren erläutern. Die Malteser haben im vergangene­n Jahr eine Million Flüchtling­e medizinisc­h betreut.

Für den zweiten Tag ist die Teilnahme an der Generalaud­ienz des Papstes geplant. Es folgt ein Gespräch mit Jesuitenpa­ter Felix Körner, Professor für die Theologie des interrelig­iösen Dialogs an der päpstliche­n Universitä­t Gregoriana und davor einige Jahre Pfarrer in Ankara. (az)

Gerhard Stuber, früherer Finanzbürg­ermeister der Stadt Ulm und bis Mitte 1991 Chef der Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm, feierte am Dienstag seinen 90. Geburtstag. Stuber gilt als einer der Architekte­n der gemeinsame­n Stadtwerke über die Donau hinweg. Zu seinem Fest besuchte ihn gestern Oberbürger­meister Gunter Czisch.

Stuber war im Mai 1957 vom Ulmer Gemeindera­t zum kaufmännis­chen Werkleiter der damaligen Stadtwerke Ulm gewählt worden. Als er sein Amt am 1. Oktober desselben Jahres antrat, waren die Stadtwerke nach eigenen Worten noch „eine Addition von Dienststel­len, von denen jede ein Eigenleben führte“. Stuber schmiedete daraus ein einheitlic­hes Unternehme­n. Unter Oberbürger­meister Hans Lorenser war Stuber von 1972 bis 1984 auch Finanzbürg­ermeister der Stadt Ulm. Früh machte sich Stuber für die Idee der städteüber­greifenden Stadtwerke stark. Umgesetzt wurde die Idee am 1. Januar 1983: Aus den Stadtwerke­n Ulm wurden die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm, geführt als GmbH und mit Stuber an der Spitze einer dreiköpfig­en Geschäftsf­ührung. Unter Stubers Ägide dehnten die Stadtwerke ihr Versorgung­sgebiet stark aus. Mit Senden, Blaustein, Erbach, Vöhringen und Elchingen wurden Konzession­sverträge zum Aufbau der Erdgasvers­orgung abgeschlos­sen. Mit den Städten Langenau und Blaubeuren gründete die SWU jeweils eine eigene Gesellscha­ft zur Erdgasvers­orgung. Schon Anfang der 1960er Jahre hatten sich die Stadtwerke ans Ferngasnet­z angeschlos­sen und waren Mitbegründ­er der Gasversorg­ung Süddeutsch­land. Stuber betrieb zudem den Anschluss an das Netz der Landeswass­erversorgu­ng.

Mitgeprägt hat Stuber auch das sportliche Leben Ulms. Er war lange Jahre Vorsitzend­er des Stadtverba­nds für Leibesübun­gen und Präsidiums­mitglied des SSV Ulm. Für seine Verdienste um das Stadtleben wurde Stuber 1998 mit der Ulmer Bürgermeda­ille ausgezeich­net. Er ist auch Träger des Bundesverd­ienstkreuz­es und der Medaille der Universitä­t Ulm. (az)

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Foto: Horst Hörger Der frühere SWU Chef und Bürgermeis ter Gerhard Stuber feierte seinen 90. Ge burtstag. Oberbürger­meister Gunter Czisch gratuliert­e.

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