Seriendiebin wird in die Psychiatrie eingewiesen
Die Angeklagte, die wahllos Dutzende Gegenstände stahl, ist schuldunfähig. Doch ein Gutachter hält sie für gefährlich
Sie hat alles gestohlen, was nicht niet- und nagelfest war. In insgesamt neun Anklagen hat die Staatsanwaltschaft eine Frau wegen mehrerer Dutzend einschlägiger Straftaten angeklagt. Jetzt ist sie vom Landgericht Ulm wegen Schuldunfähigkeit nach sieben intensiven Verhandlungstagen freigesprochen worden. Wegen Allgemeingefährlichkeit wird die 47-jährige alleinstehende Frau in die geschlossene Abteilung eines psychiatrischen Krankenhauses eingewiesen. Sie hatte bei ihren Diebestouren immer wieder Leute angegriffen und einmal grundlos ein ihr fremdes Kind mit Pfefferspray attackiert, das ihr begegnet war.
Die Aussichten auf eine Heilung der Frau stehen bei diesem Krankheitsbild schlecht. Sie leidet an einer hebephrenen Schizophrenie, einer Unterform der psychischen Erkrankung. Nach ihrer Verhaftung ist sie sofort in die geschlossene Psychiatrieabteilung eines Landeskrankenhauses eingewiesen und zu den jeweiligen Verhandlungstagen von zwei Pflegern in den Ulmer Schwurgerichtssaal geführt worden, wo von Anfang an ihr Verhalten auf Abnormitäten in ihrem Persönlichkeitsbild schließen ließen. Die Frau lebt allein in einem Ort im Alb-Donau-Kreis. Auch dort hat sie schon gestohlen. Unter anderem suchte sie eine Kapelle in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft auf und stahl unbemerkt einen Kerzenständer im Wert von 500 Euro, den sie bei sich in ihrer Wohnung aufbewahrte. Ihre Sammlung vergrößerte sich im Laufe der Zeit um mehrere sakrale Insignien, auch aus anderen Kirchen und Kapellen im Alb-Donau-Kreis. Als die Frau ermittelt wurde, staunte die Polizei bei der Wohnungsdurchsuchung nicht schlecht, was sich dort an Diebesgut alles angesammelt hatte. Neben zahlreichen Kerzenständern stießen die Beamten auf mehrere junge Hasen, die putzmunter durch die Wohnung hoppelten. Die hatte die Frau aus einem Hasenstall geklaut und fürsorglich versorgt. In der Wohnung stauten sich Nahrungsmittel wie Ravioli- und Gulaschdosen für den Eigenverzehr aus Diebstählen in Einkaufsmärkten. Bei ihren Touren durch Ulm und Umgebung benutzte die 47-Jährige vorzugsweise selbst gestohlene Fahrräder, aber in der Regel hatte es die Frau auf bescheidenere Beute abgesehen. So stahl sie in einem Seniorenheim mal eine Trinkwasserflasche, mal in einem Dessousladen einen Büstenhalter. Bei einem größeren Coup in einer Ulmer Parfümerie hatte sie es auf wertvolle Flakons abgesehen, aber ein Kaufhausdetektiv beobachtete sie und alarmierte die Polizei. So wurde sie, auf frischer Tat ertappt, festgenommen.
Der psychiatrische Gutachter stellte am Ende der Beweisaufnahme bei der Frau eine absolute Schuldunfähigkeit fest. Von ihr ginge allerdings für die Allgemeinheit eine nicht unerhebliche und unberechenbare Gefahr aus, sodass eine Einweisung in die geschlossene Abteilung einer Psychiatrie zwingend notwendig sei. Dort kann ihre psychische Erkrankung behandelt werden, wenn auch mit ungewissen Heilungschancen.
Auf Einladung des Vatikans hat Ulms Oberbürgermeister Gunter Czisch im Dezember vergangenen Jahres an einem Gipfeltreffen von Bürgermeistern europäischer Großstädte zum Thema Flüchtlinge teilgenommen. Zu der Tagung hatte die päpstliche Akademie der Wissenschaften in Zusammenarbeit mit den Bürgermeisterinnen von Madrid, Barcelona und Paris nach Rom eingeladen. Nun findet auf Anregung der deutschen Botschafterin am Heiligen Stuhl, Annette Schavan, ein weiteres Treffen in Rom statt, zu dem Ende August Oberbürgermeis- ter aus Deutschland anreisen werden, um die Gespräche und den Gedankenaustausch über Flüchtlinge und Migration fortzusetzen. Gunter Czisch wird am Dienstag, 29. August und Mittwoch, 30. August, an dem Folgetreffen teilnehmen. Das teilte die Stadt Ulm mit.
Geplant ist ein Besuch der internationalen Organisation Sant’Egidio in Trastevere, wo ein Gespräch mit deren Generalsekretär, Cesare Zucconi, über die von Sant’Egidio organisierten humanitären Korridore stattfinden wird. Anschließend wird Freiherr Albrecht von Boeselager, Großkanzler des Malteserordens, der Gruppe seine Einschätzung zu den Flüchtlingsströmen in den kommenden Jahren erläutern. Die Malteser haben im vergangenen Jahr eine Million Flüchtlinge medizinisch betreut.
Für den zweiten Tag ist die Teilnahme an der Generalaudienz des Papstes geplant. Es folgt ein Gespräch mit Jesuitenpater Felix Körner, Professor für die Theologie des interreligiösen Dialogs an der päpstlichen Universität Gregoriana und davor einige Jahre Pfarrer in Ankara. (az)
Gerhard Stuber, früherer Finanzbürgermeister der Stadt Ulm und bis Mitte 1991 Chef der Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm, feierte am Dienstag seinen 90. Geburtstag. Stuber gilt als einer der Architekten der gemeinsamen Stadtwerke über die Donau hinweg. Zu seinem Fest besuchte ihn gestern Oberbürgermeister Gunter Czisch.
Stuber war im Mai 1957 vom Ulmer Gemeinderat zum kaufmännischen Werkleiter der damaligen Stadtwerke Ulm gewählt worden. Als er sein Amt am 1. Oktober desselben Jahres antrat, waren die Stadtwerke nach eigenen Worten noch „eine Addition von Dienststellen, von denen jede ein Eigenleben führte“. Stuber schmiedete daraus ein einheitliches Unternehmen. Unter Oberbürgermeister Hans Lorenser war Stuber von 1972 bis 1984 auch Finanzbürgermeister der Stadt Ulm. Früh machte sich Stuber für die Idee der städteübergreifenden Stadtwerke stark. Umgesetzt wurde die Idee am 1. Januar 1983: Aus den Stadtwerken Ulm wurden die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm, geführt als GmbH und mit Stuber an der Spitze einer dreiköpfigen Geschäftsführung. Unter Stubers Ägide dehnten die Stadtwerke ihr Versorgungsgebiet stark aus. Mit Senden, Blaustein, Erbach, Vöhringen und Elchingen wurden Konzessionsverträge zum Aufbau der Erdgasversorgung abgeschlossen. Mit den Städten Langenau und Blaubeuren gründete die SWU jeweils eine eigene Gesellschaft zur Erdgasversorgung. Schon Anfang der 1960er Jahre hatten sich die Stadtwerke ans Ferngasnetz angeschlossen und waren Mitbegründer der Gasversorgung Süddeutschland. Stuber betrieb zudem den Anschluss an das Netz der Landeswasserversorgung.
Mitgeprägt hat Stuber auch das sportliche Leben Ulms. Er war lange Jahre Vorsitzender des Stadtverbands für Leibesübungen und Präsidiumsmitglied des SSV Ulm. Für seine Verdienste um das Stadtleben wurde Stuber 1998 mit der Ulmer Bürgermedaille ausgezeichnet. Er ist auch Träger des Bundesverdienstkreuzes und der Medaille der Universität Ulm. (az)