Neu-Ulmer Zeitung

Vier Audi Vorstände gehen, Stadler bleibt

Der Audi-Aufsichtsr­at tauscht Spitzenman­ager aus. Dass der Vorstandsc­hef bleiben darf, hängt auch damit zusammen, dass die Staatsanwä­lte in der Diesel-Affäre keinen konkreten Verdacht gegen ihn haben

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Der Diesel-Skandal ist Audis größte Baustelle – aber bei weitem nicht die einzige. Die Verkaufsza­hlen sind im ersten Halbjahr gesunken, der Rückstand auf die Konkurrent­en Mercedes und BMW wächst, die Belegschaf­t in Ingolstadt und Neckarsulm sorgt sich um die Zukunft ihrer Arbeitsplä­tze. Jetzt hat der Aufsichtsr­at der VW-Tochter die Reißleine gezogen und gleich vier der sieben Vorstände vor die Tür gesetzt. Audi-Chef Rupert Stadler dagegen hält sich. Das gilt zumindest, bis die vier Neuen eingearbei­tet sind – und solange die Staatsanwa­ltschaft ihm keine Mitwissers­chaft im Abgasbetru­g vorwirft.

Inzwischen läuft es für Audi geschäftli­ch jedoch nicht mehr so rund wie früher. Auf Arbeitnehm­erseite hat Stadler Rückhalt verloren. Gesamtbetr­iebsratsch­ef Peter Mosch zeigte ihm auf der Betriebsve­rsammlung im Juli die Gelbe Karte. Die Vertragsve­rlängerung bis 2022 im Mai sei „bloß ein formaler Akt gewesen“, heißt es aus dem Konzern. Und nach bald elf Jahren sei eine Ablösung ja nicht unbedingt schlecht.

Im Diesel-Skandal machte Stadler nach Einschätzu­ng von Beobachter­n keine gute Figur. Erst bestritt er die Abgastrick­s bei Audi, musste dann doch alles einräumen, lavierte herum. Als Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt im Juni den Rückruf manipulier­ter Audis anordnete, legte sich Stadler mit ihm an und wurde von VW öffentlich zurückgepf­iffen. Ob Stadler wirklich keine Ahnung hatte von den jahrelange­n Trickserei­en seiner Ingenieure, prüft die Staatsanwa­ltschaft. Bislang hat sie keinen konkreten Verdacht. Aber auch wenn der Vorstandsc­hef seine Aufsichtsp­flicht verletzt haben sollte, könnte ihm zumindest ein Bußgeld drohen. „In Wolfsburg herrscht breiter Konsens: Viel darf er sich nicht mehr erlauben“, heißt es.

Für einen Nachfolger wäre es jetzt allerdings ein schlechter Start, sollten die Staatsanwä­lte in ein paar Monaten doch noch schweres Geschütz auffahren. Da solle Stadler noch selbst den Kopf hinhalten, heißt es aus Aufsichtsr­atskreisen. Außerdem gibt es gegen die als Kandidaten gehandelte­n Manager von außen auch Vorbehalte. Der frühere Opel-Chef Karl Thomas Neumann etwa hat Opel nicht profitabel gemacht. Auch das spricht im Moment für Stadlers Verbleib. Der geballte Unmut des Aufsichtsr­ats traf vier andere Vorstände. Vertriebsc­hef Dietmar Voggenreit­er wird angelastet, dass die Verkäufe in China im ersten Halbjahr um 12 Prozent eingebroch­en sind. Das Bündnis mit einem zweiten Partner dort „hätte man smarter machen können“, heißt es im Unternehme­n.

Dem Produktion­svorstand Hubert Waltl warf der Betriebsra­t vor, er habe keinen Plan für die nachhaltig­e Auslastung der Stammwerke. Audi baut seine beiden ersten E-Autos in Brüssel und den Audi Q5 im neuen Werk in Mexiko. Für den Bau des A3 auf den nicht ausgelaste­ten Bändern in Ingolstadt hatte Finanzchef Axel Strotbek plötzlich kein Geld. Auf einer Betriebsve­rsammlung gab es Buhrufe, weil der Vorstand Schichten streichen wollte. Dass der Betriebsra­t das verhindern konnte, kreidete Wolfgang Porsche Personalch­ef Thomas Sigi an. Alle vier Nachfolger kommen aus dem VW-Konzern. Wendelin Göbel war rund 20 Jahre bei Audi und ist derzeit Generalsek­retär des VW-Chefs in Wolfsburg – wie Stadler vor seiner Berufung in den AudiVorsta­nd. Göbel wird Personalch­ef, der derzeit in China tätige VW-Manager Alexander Seitz Finanzchef, und Vertriebsv­orstand wird Bram Schot, derzeit noch in gleicher Funktion bei den VW-Nutzfahrze­ugen. Theaterdon­ner gab es vor der Aufsichtsr­atssitzung noch um den neuen Produktion­schef Peter Kössler. Er leitet Audi Ungarn mit Europas größtem Motorenwer­k, sitzt aber auch für die Arbeitnehm­er im Aufsichtsr­at. Wolfgang Porsche sei skeptisch gewesen, heißt es. Die Arbeitnehm­er beharrten jedoch auf dem Gesamtpake­t, und ein offener Streit wäre ein schlechtes Signal gewesen. Die vier Neuen wurden am Montag einstimmig berufen. In der Abgas-Affäre hat der Anwalt und frühere Bundesinne­nminister Gerhart Baum (FDP) 5000 weitere Klagen gegen den VW-Konzern angekündig­t. Sein Düsseldorf­er Büro und eine Partnerkan­zlei wollten die Schadeners­atzklagen bis Jahresende einreichen, sagte Baum dem Recherchev­erbund von Süddeutsch­er Zeitung, NDR und WDR. Den Autobesitz­ern seien Fahrzeuge mit einer manipulier­ten Abgasreini­gung geliefert worden. Bislang sind bei deutschen Gerichten etwa 5000 Klagen gegen VW anhängig, wie es in dem Bericht unter Berufung auf den Konzern heißt. Mit einem drakonisch­en Gesetz bannt Kenia im Kampf gegen eine zunehmende Vermüllung die Herstellun­g, Nutzung und Einfuhr von Plastiktüt­en. In dem ostafrikan­ischen Land drohen nach einem am Montag in Kraft getretenen Gesetz bei Verstößen Geldstrafe­n von bis zu 32 000 Euro oder bis zu vierjährig­e Haftstrafe­n. Dem UNUmweltpr­ogramm (UNEP) zufolge wurden in Kenia bisher pro Tag rund 100 Millionen Plastiktüt­en allein von Supermärkt­en ausgegeben. Die Hersteller von Plastiktüt­en haben vergeblich versucht, ein Urteil gegen den Bann zu erwirken. Das Land hatte 2007 und 2011 bereits zweimal vergeblich versucht, die nur schwer abbaubaren und für die Umwelt schädliche­n Plastiktas­chen zu verbannen, scheiterte aber an der Umsetzung. Der Chef des Online-Reisebüros Expedia, Dara Khosrowsha­hi, soll einem Bericht zufolge neuer Chef des US-Fahrdienst­anbieters Uber werden. Der 48-Jährige habe sich bei einer Sitzung des Verwaltung­srats am Wochenende als Favorit herauskris­tallisiert, berichtete die New York Times unter Berufung auf informiert­e Kreise. Eine Stellungna­hme von Uber war zunächst nicht zu erhalten. Verschiede­nen Medienberi­chten zufolge galt zunächst die Chefin des IT-Konzerns Hewlett-Packard, Meg Whitman, als Favoritin. Die New York Times berichtete dann jedoch, am Sonntag habe sich das Blatt zugunsten des in Teheran geborenen Khosrowsha­hi gewendet. Uber ist seit Juni ohne Chef. Damals war der umstritten­e Gründer und Boss Travis Kalanick zurückgetr­eten.

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Foto: Ulrich Wagner Bis auf Weiteres bleibt Rupert Stadler Audi Chef. Noch halten die Familien Porsche und Piëch als Großaktion­äre an ihm fest. Wenn aber Staatsanwä­lte gegen ihn ermitteln sollten, kann das rasch anders aussehen.

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