Neu-Ulmer Zeitung

Der Lkw Fahrer ist immer schuld, sagt er

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schwer, Fahrer zu finden. Bundesweit fehlen 20000. Früher einmal wollten kleine Buben Lkw-Fahrer werden, damit sie etwas von der Welt sehen. „Heute will das keiner mehr machen“, sagt Kiermayer, der durch Zufall in den Beruf gerutscht ist, auch weil er den Lkw-Führersche­in hatte. Die Jüngeren, sagt er, wünschten sich geregelte Arbeitszei­ten, bessere Bezahlung, weniger Stress – nicht zehn Stunden Fahrzeit, keine endlosen Nächte auf überfüllte­n Rastplätze­n oder die ganze Woche unterwegs zu sein.

Kiermayer hat Nürnberg hinter und den Stau vor sich – auf der A6, dort wo Schilder auf zehn Kilometern Länge das Überholen für Lkw verbieten. Die Laster ziehen trotzdem links vorbei – Tschechen, Polen, Russen. „Die pfeifen auf die Schilder“, sagt Kiermayer. Über ihm rauscht der Funk, zum ersten Mal melden sich Kollegen. Sie schimpfen über den ungarische­n Lkw, der sogar auf der dritten Spur fährt, über den Schwertran­sport mit Betonteile­n, der samt Begleitfah­rzeug überholt, über die Polizei, die vorbeigefa­hren ist, aber nicht eingreift. „Das ist der Wahnsinn, Leute!“, motzt einer. „Das ist Dummheit“, meint Kiermayer. Und dass er weiter vorne sicher keinen der Laster einscheren lässt.

Eine Stunde später biegt Kiermayer auf die B2 Richtung Augsburg – gut zwei Stunden, dann ist die Tour vorbei. Seit dieser Woche, erzählt der 65-Jährige, ist er in Rente. Und dass er trotzdem noch ein bisschen weitermach­t. Schon, weil es so schwer für die Spedition ist, Ersatz zu finden. Schon, weil er seinen Job mag – obwohl es immer mehr Lkw werden, obwohl die Rücksichts­losigkeit so groß ist. „Ich fahr halt einfach gern“, sagt er.

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