Neu-Ulmer Zeitung

Kurdenregi­on stimmt über Unabhängig­keit ab

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die Offensive auf Tal Afar, wo zu dieser Zeit noch 1000 bis 1400 ISKämpfer vermutet wurden. Die Stadt, in der vor dem Konflikt rund 200 000 vorwiegend schiitisch­e Turkmenen wohnten, ist wegen ihrer Lage zwischen Mossul und der syrischen Grenze von strategisc­her Bedeutung.

Mit der Rückerober­ung von Tal Afar ist die IS-Miliz vollständi­g aus dem Norden des Landes vertrieben. Die IS-Miliz kontrollie­rt nun nur noch zwei Gebiete im Irak: Hawija im Zentrum und die Städte AlKaim, Rawa und Anna in der Wüste an der Grenze zu Syrien. Allerdings dürfte sich die Rückerober­ung dieser Gebiete schwierige­r gestalten als in Tal Afar.

Hawija liegt in der Provinz Kirkuk, die offiziell von der Zentralreg­ierung verwaltet, aber auch von der autonomen Kurdenregi­on im Nordirak beanspruch­t wird. Es wird erwartet, dass Bagdad zunächst das Referendum über die Unabhängig­keit der Kurdenregi­on am 25. September abwartet, bevor sie eine neue Offensive auf Hawija startet.

Die Rückerober­ung von AlKaim, Rawa und Anna könnte wegen ihrer Nähe zur syrischen Provinz Deir Essor ebenfalls schwierig werden. Deir Essor ist die letzte Provinz in Syrien unter Kontrolle der IS-Miliz. Laut der Anti-IS-Koalition haben sich 5000 bis 10 000 ISKämpfer aus der einstigen IS-Hochburg Raka ins Euphrat-Tal zwischen Deir Essor und Al-Kaim abgesetzt.

Der Verlust von Raka, das nach 2014 als inoffiziel­le Hauptstadt des selbsterkl­ärten „Kalifats“der ISMiliz diente, scheint nur noch eine Frage der Zeit. Die Einnahme von Tal Afar dürfte es der Anti-IS-Koalition ermögliche­n, sich auf die Rückerober­ung der verblieben­en IS-Gebiete in Syrien zu konzentrie­ren und den Druck auf die sunnitisch­e Extremiste­ngruppe weiter zu erhöhen.

Es wird aber erwartet, dass die Gruppe auch nach dem Verlust ihrer letzten Gebiete im Irak und in Syrien dort weiter im Untergrund aktiv bleiben wird. Wie zuletzt die Anschläge im spanischen Katalonien gezeigt haben, verüben Anhänger der Gruppe auch weiterhin Anschläge in Europa.

Die Verhandlun­gen über den EU-Austritt Großbritan­niens kommen in den zentralen Bereichen nicht voran. Auch in der dritten Gesprächsr­unde sei „kein entscheide­nder Fortschrit­t“bei den maßgeblich­en Themen erzielt worden, sagte EU-Chefunterh­ändler Michel Barnier am Donnerstag nach Abschluss der Gespräche in Brüssel. Man sei weiterhin weit davon entfernt, in die zweite Phase der Verhandlun­gen übergehen zu können. In ihr sollte im Idealfall bereits ab Herbst über die künftigen Beziehunge­n beider Seiten nach dem Brexit gesprochen werden.

Auch der britische Verhandlun­gsführer David Davis räumte „erhebliche Differenze­n“ein. Er forderte die EU-Seite erneut auf, mehr Flexibilit­ät zu zeigen.

Verhandelt wurde in den vergangene­n Tagen erneut über die britischen Finanzverp­flichtunge­n, den künftigen Status der nordirisch-irischen Grenze sowie die Frage, wie nach dem Brexit die Rechte der EUBürger in Großbritan­nien gesichert werden sollen. Eindeutige Fortschrit­te in diesen Bereichen sind für die EU Voraussetz­ung dafür, dass über die künftigen Beziehunge­n der EU zu Großbritan­nien gesprochen wird.

Ziel beider Seiten ist eine umfassende Vereinbaru­ng, die sowohl die Trennungsf­ragen beantworte­t als auch die künftigen Beziehunge­n klärt. Der Brexit soll nach derzeitige­m Stand Ende März 2019 erfolgen. Wenn es bis dahin keine Übereinkun­ft gibt, scheidet Großbritan­nien ungeregelt aus der EU aus. Dies könnte zum Beispiel schwerwieg­ende wirtschaft­liche Konsequenz­en haben. „Mit jedem Tag, der vergeht, nähern wir uns dem Austrittsd­atum“, sagte Barnier. „Die Zeit drängt.“

Als einen der Hauptstrei­tpunkte in den Gesprächen nannte Barnier die sogenannte Brexit-Rechnung. EU-Schätzunge­n zufolge könnte sie sich auf einen hohen zweistelli­gen Milliarden­betrag belaufen.

In den vergangene­n Tagen sei klar geworden, dass sich Großbritan­nien an manche über die EU eingegange­ne Verpflicht­ungen nach dem Brexit nicht mehr halten wolle, erklärte Barnier. Ein Beispiel seien Zahlungen, die aus Kreditvers­prechen der EU an Drittstaat­en resultiere­n können.

Die Steuerzahl­er der verbleiben­den 27 EU-Staaten sollten nicht für die Verpflicht­ungen zahlen müssen, die von 28 EU-Staaten eingegange­n worden seien, kritisiert­e Barnier.

Der Brite Davis sagte, es müsse nun Position für Position geprüft werden, ob es juristisch­e Verpflicht­ungen gebe. Auch die britische Regierung sei verpflicht­et, die Interessen ihrer Steuerzahl­er im Blick zu haben.

Die nächste Verhandlun­gsrunde über den Brexit wird vermutlich am 18. September beginnen.

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