Neu-Ulmer Zeitung

In Schweinfur­t häuft sich die Gewalt

In einer Erstaufnah­meeinricht­ung für Asylbewerb­er kommt es regelmäßig zu Schlägerei­en und auch Attacken auf Polizisten. Was die Regierung dagegen tun will

- VON GISELA RAUCH

Der Angriff einer Gruppe gewaltbere­iter Asylbewerb­er auf Polizisten in der Schweinfur­ter Erstaufnah­meeinricht­ung am Montag war kein Einzelfall. Großeinsät­ze der Polizei in der Unterkunft in der Kasernenst­raße häufen sich. „Allein in den letzten zehn Tagen gab es vier ähnliche Vorfälle in der Einrichtun­g“, sagt der Sprecher des Polizeiprä­sidiums, Enrico Ball.

Wie berichtet, haben am Montagnach­mittag bis zu 50 Asylbewerb­er, insbesonde­re Mitglieder einer syrischen Großfamili­e, rund 40 Polizisten mit Fahrrädern, Steinen und Schuhen attackiert. Mehrere Kinder beteiligte­n sich an der Attacke; eines davon stach mit einem Messer nach einem Polizisten. Bei dem Einsatz wurden acht Polizisten verletzt. Nur wenige Tage vorher, am 20. August, war es in der Einrichtun­g zu einer Massenschl­ägerei zwischen Somaliern und Algeriern gekommen. Dabei prügelten rund 60 Personen aufeinande­r ein; die Polizei löste den Konflikt mit einem Großaufgeb­ot an Kräften. Ähnliches ereignete sich am 26. Juni, als sich rund 30 Somalier und Armenier schlugen.

Oft entzündete­n sich Massenschl­ägereien an Kleinigkei­ten, beantworte­t Johannes Hardenacke, Sprecher der Regierung von Unterfrank­en, die Frage, wie sich der massive Anstieg gewalttäti­ger Vorfälle in der Unterkunft Schweinfur­t erkläre. „Problemati­sch ist, dass sich bei Streitigke­iten einiger weniger Personen oft Zugehörige ihrer Volksgrupp­en solidarisi­eren“, sagt Hardenacke. Vermehrt spielten auch Perspektiv­losigkeit wegen schlechter Bleibepers­pektiven und Alkohol eine Rolle.

„Schlechte Bleibepers­pektiven“können allerdings nicht der Grund für die massive Attacke auf Polizisten am Montag gewesen sein: Die Mitglieder der syrischen Großfamili­e – Vater, Mutter und neun teils erwachsene Kinder –, die die Attacke anführten, sind als Asylberech­tigte anerkannt. Was passiert jetzt mit ihnen? An der Anerkennun­g als Asylberech­tigte änderten die mutmaßlich­en Straftaten vom Montag nichts, sagt Hardenacke. Als Folge der Angriffe müsse die Familie nun aber umziehen. Entweder in eine eigene Wohnung oder in eine andere Asylunterk­unft.

Jacqueline Meyer, Asylsozial­beraterin in der Erstaufnah­meeinricht­ung, sagt, die elfköpfige syrische Familie sei erst seit kurzem in Schweinfur­t und über ein Hilfsprogr­amm von Griechenla­nd nach Deutschlan­d gekommen. Sie sieht das Zusammenle­ben vieler Personen auf engstem Raum als Grund für die gewalttäti­gen Vorfälle. Sie bestätigt aber auch, dass die auf 1460 Personen ausgelegte Unterkunft derzeit nur zur Hälfte belegt ist.

Hardenacke zufolge bemüht sich die Regierung von Unterfrank­en seit Monaten darum, Eskalation­en von Gewalt in der Erstaufnah­meeinricht­ung zu verhindern. Die Zahl der Sicherheit­skräfte sei zweimal verstärkt worden, bei der Belegung der Unterkünft­e trenne man nach Volksgrupp­en, vor Ort gebe es eine Asylsozial­beratung, eine psychologi­sche Betreuung und ein Frauenhaus. Zudem würden auffällige Asylbewerb­er „gezielt angegangen“; die beschleuni­gte Bearbeitun­g ihrer Anträge werde beim Bundesamt angeregt, bei Straftaten bemühe sich die Staatsanwa­ltschaft um beschleuni­gte Verfahren.

Ferienzeit ist Urlaubszei­t. Da geht es dann mit Eltern, Geschwiste­rn oder Freunden ans Meer oder in die Berge. Damit dies auch für Buben und Mädchen in schwierige­ren Lebenssitu­ationen möglich ist, hat die Kartei der Not vor Jahren das Projekt Kindererho­lung begonnen.

Wie viel Spaß und Freude die Jugendlich­en dabei haben, zeigt das Beispiel eines Gruppenurl­aubs an der Ostsee. Begleitet wurden die acht Jugendlich­en im Alter von 14 bis 17 Jahren von zwei Betreuern. Der Strand war zu Fuß in fünf Minuten erreichbar, auf dem benachbart­en Sportplatz wurde Fußball und Football gespielt. Die vom Jugendhof zur Verfügung gestellten Fahrräder nutzten die Jungen und Mädchen ausgiebig, um die Umgebung zu erkunden.

Großes Interesse zeigten die Jugendlich­en an einer Führung in der meeresbiol­ogischen Station in Laboe. Im Mittelpunk­t eines Ausflugs in die schleswig-holsteinis­che Landeshaup­t Kiel stand eine Hafenrundf­ahrt. Ein besonderes Erlebnis war für die jungen Urlauber jedoch der Wasserspor­ttag, bei dem sie sich erstmals auf ein Surfbrett wagen durften. Den Jugendlich­en haben die Tage an der Ostsee, für die die Kartei der Not eine finanziell­e Beihilfe leistete, jedenfalls sehr viel Spaß gemacht. (jös)

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