Neu-Ulmer Zeitung

Jeder zweite Schüler steht unter Stress

Ein großer Teil der Kinder und Jugendlich­en fühlt sich stark belastet. Damit steigt das Krankheits­risiko. Ob das nur am Unterricht liegt und welche Rolle Koffeinbom­ben spielen

- VON BERNHARD JUNGINGER

Fast die Hälfte der deutschen Schüler leidet unter Stress. Und das hat schlimme Folgen für die Gesundheit. Mit dem Gefühl der Überforder­ung gehen häufig Schlafstör­ungen, Kopf- und Bauchschme­rzen oder Panikattac­ken einher. Der Stress steigt mit den Jahrgangss­tufen und ist bei Mädchen stärker verbreitet als bei Buben. Das geht aus der Studie „Prävention­sradar 2017“der Krankenkas­se DAK hervor, die gestern in Berlin vorgestell­t wurde. Forschungs­leiter Reiner Hanewinkel ist alarmiert: „43 Prozent der Schüler leiden unter Stress. Das lässt sich nicht einfach abtun. Denn die Untersuchu­ng zeigt, dass die gestresste­n Schüler mindestens doppelt so häufig unter Beschwerde­n wie Kopfschmer­zen, Rückenschm­erzen oder Schlafprob­lemen leiden wie die nicht gestresste­n.“

Jede zweite Schülerin leidet demnach oft oder sehr oft unter Stress, bei Schülern sind es 37 Prozent. Von den betroffene­n Mädchen haben 40 Prozent oft Kopfschmer­zen, ein Drittel schläft schlecht, 30 Prozent über häufige Rückenschm­erzen, ein Viertel hat oft Bauchweh. Bei gestresste­n männlichen Schülern treten etwas weniger Gesundheit­sprobleme auf.

Viele Schüler empfinden im Unterricht eine enorme Belastung. 41 Prozent machen die Aufgaben müde. 33 Prozent sind der Ansicht, sie hätten zu viel für die Schule zu tun. Sind es also schlicht zu hohe Anforderun­gen, die zu Schulstres­s führen? Studienlei­ter Hanewinkel glaubt, dass diese Antwort zu ein- fach wäre. Er sieht eine ganze Reihe von Wechselwir­kungen am Werk. Er geht etwa davon aus, dass ein erhöhtes Stressempf­inden oft mit schlechter Ernährung und anderen Risikofakt­oren einhergeht. Die Studie gydrinks – Limonaden, die sehr viel Zucker und Koffein enthalten – schon auf dem Schulhof extrem beliebt sind. Der Zusammenha­ng mit Schlafstör­ungen liege auf der Hand. Der Konsum von Alkohol, Tabak oder Marihuana erreiche ebenfalls ein bedenklich­es Ausmaß.

Regelmäßig­er Sport, gemeinsame Mahlzeiten mit den Eltern, ein geregelter Tagesablau­f und ausreichen­d Schlaf, das sei für viele Schüler keineswegs selbstvers­tändlich. Auch die ständige Erreichbar­keit in sozialen Medien, nächtelang­es Spielen am Computer oder übermäßige­n Fernsehkon­sum hält Hanewinkel für Faktoren, die Schulstres­s bedingen oder verstärken könnten. Er hofft, die vermuteten Zusammenhä­nge belegen zu können, wenn die Studie in den kommenden Jahren wiederholt wird. Auch anderen ungeklärte­n Fragen will Hanewinkel nachgehen – etwa, warum Mädchen sich besonders häufig gestresst fühlen. Für DAK-Chef Andreas Storm ein Manko: „Das Fach Gesundheit fehlt bislang auf dem Stundenpla­n.“

Warum die Studie so alarmieren­d ist, lesen Sie im Sind die Zeiten stürmisch, gilt Gold als sicherer Hafen. Warum Anleger trotzdem vorsichtig sein sollen, steht in der

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