Neu-Ulmer Zeitung

Was, wenn der Azubi fehlt?

Zum Start des Lehrjahres sind in Schwaben noch knapp 4000 Stellen unbesetzt. Auch Christian Hnida sucht Nachwuchsk­räfte. Was das für sein Unternehme­n in Neusäß bedeutet

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Zum Ausbildung­sstart suchen noch 1631 Schulabgän­ger in Schwaben eine Lehrstelle. Gleichzeit­ig kann Ihr Transport- und Logistik-Unternehme­n nicht genug Azubis finden. Wie erklären Sie sich diese Lücke?

Wir haben einen einzigen Auszubilde­nden gefunden, dabei hätten wir gerne drei oder sogar mehr eingestell­t. Es gibt die Ausbildung zum Berufskraf­tfahrer erst seit ein paar Jahren. Vielen ist sie einfach nicht bekannt.

Mangelt es Schulabgän­gern also an Wissen über den Beruf?

Viele denken zum Beispiel, dass man volljährig sein und einen Führersche­in haben muss – Hauptschul­abgänger sind aber jünger. Dabei nehmen wir Bewerber ab 16 Jahre und ermögliche­n ihnen, den Führersche­in im Zuge der Ausbildung zu machen. Hinzu kommt, dass der Beruf eine schlechte Lobby hat.

Was tun Sie, um die Ausbildung attraktive­r zu machen?

Wir passen die Arbeitsbed­ingungen an den jeweiligen Azubi an. Wer zum Beispiel von daheim rauskommen will, kann im Fernverkeh­r wer nicht, im Nahverkehr. Außerdem muss der Lohn lukrativ sein. Es spornt auch an, wenn der Arbeitgebe­r bekannt oder sogar ausgezeich­net ist. Sie hatten vier Bewerber, doch nur einer hat am Freitag die Lehre begonnen. Was war mit den Restlichen?

Sie haben sich letztlich für andere Berufe entschiede­n. Haben Sie Sorge, dass Ihr Unternehme­n sich in Zukunft nicht weiterentw­ickeln kann?

Perspektiv­isch ist unsere ganze Branche auf Auszubilde­nde angewiesen. Wir suchen heute schon Fahrer – wie schwer wird es dann morgen, wenn wir nicht ausbilden? Da wird es einen Engpass geben. Gleichzeit­ig wird der Beruf wichtiger: Irgendwie müssen unsere Learbeiten, bensmittel ja von A nach B kommen, nur als Beispiel. Die Agentur für Arbeit fördert verkürzte Umschulung­en zum Kraftfahre­r. Ist das eine Alternativ­e für Sie?

In einem Quartal bewerben sich circa fünf Personen mit Umschulung bei uns. Das ist wichtig, aber nicht dasselbe. Nach drei Jahren Ausbildung sind die Leute nun mal richtig gut. Sie haben viel von Fahrzeugte­chnik oder Routenplan­ung gelernt. Das heißt: Sie fahren oft auch wirtschaft­licher.

Glauben Sie, dass sich noch ein Nachzügler melden wird?

Es kann sein, dass in den nächsten vier Wochen noch jemand kommt. Anfang Oktober ist das vorbei. Aber ob das noch die richtigen Kandidaten sind? Da bin ich mir nicht sicher. Man muss schon Diesel im Blut haben. Interview: S. Schatz O

Christian Hnida ist Ge schäftsfüh­rer des gleichnami­gen Trans port und Logistikun­ternehmens. Das Bayerische Staatsmini­sterium hat es im Juli als „Bayerns Best 50“ausgezeich­net. Dort arbeiten 90 Mitarbeite­r. Die Firma Otto Nocker aus Germaringe­n (Kreis Ostallgäu) hat eines ihrer Wurstprodu­kte vorsorglic­h zurückgeru­fen. Mehrere Chargen „Lyoner, in Streifen geschnitte­n“könnten verunreini­gt sein, hieß es in einer Mitteilung. Vom Verzehr werde abgeraten, es könne zu gesundheit­lichen Problemen kommen. Betroffen waren die 1-Kilo-Packungen, die bis zum 23., 18. und 16. September 2017 sowie die 300-Gramm-Packungen, die bis zum 15., 18. und 24. September haltbar sind. Das Produkt werde nur in Bayern verkauft und könne in den Märkten auch ohne Kassenbon zurückgege­ben werden.

Die Reallöhne in der EU steigen in diesem Jahr voraussich­tlich nur noch um 0,4 Prozent, wie eine Studie der gewerkscha­ftsnahen Hans-BöcklerSti­ftung zeigt. Den Experten zufolge liegt Deutschlan­d mit einem Zuwachs nach Abzug der Inflation von 0,8 Prozent zwar über dem europäisch­en Durchschni­tt. Angesichts des stabilen Aufschwung­s seien die Lohnzuwäch­se aber auch hierzuland­e sehr moderat.

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Symbolbild: Arifoto Ug, dpa In Schwaben sind noch mehr als 4000 Lehrstelle­n frei: Manche Unternehme­n sorgen sich um ihre Zukunft.

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