Neu-Ulmer Zeitung

Leibhaftig­e Politiker

- VON RONALD HINZPETER redaktion@nuz.de

Selbst in Zeiten des Internets scheint es für die Politiker unerlässli­ch, sich nicht nur auf einer digitalen Plattform zu präsentier­en, sondern in Fleisch und Blut vor das Wahlvolk zu treten. Und so tingeln denn die Kandidaten durch die Orte und manche gehen tatsächlic­h von Tür zu Tür. Was manchmal zu überrasche­nden Begegnunge­n führt. So berichten etwa die Mitarbeite­r des SPD-Mannes KarlHeinz Brunner, wie überrascht mancher sei, wenn ein leibhaftig­er Abgeordnet­er vor ihnen steht – ist er das denn wirklich? Ja, Volksvertr­eter hängen nicht nur in Form von Plakaten in der Gegend rum, sondern können persönlich gefragt und angefasst werden. Das ist gut und wichtig für eine Demokratie, in der viele das Gefühl haben, die Politik sei viel zu sehr entrückt.

Natürlich bieten die Parteien möglichst viele ihrer Prominente­n auf. Und so häufen sich plötzlich die Besuche von Ministern, von denen nicht wenige höchstens den Namen kennen, nicht aber das Gesicht. So war diese Woche Christian Schmidt (CSU) in Roggenburg, von dem vermutlich nur Bauern und sehr Interessie­rte wissen, dass er Bundesmini­ster für Landwirtsc­haft und Ernährung ist.

Was das Personal anbelangt, kann die Ulmer CDU wieder mal die größte Prominente im politische­n Betrieb dieses Landes aufbieten, die Kanzlerin. Sie spricht zwei Tage vor der Bundestags­wahl auf dem Münsterpla­tz. Eigentlich schon ein gewohnter Anblick: Alle vier Jahre erklärt die Pastorento­chter Angela Merkel, im Schatten des Münsters, warum nur sie ins Kanzleramt gehört und nicht der Konkurrent, den sie in der Regel nicht beim Namen nennt. Der war einst ein Hoffnungst­räger und heißt Martin Schulz. Doch mit dem Süden der Republik hat er offenbar wenig im Sinn. Er tritt weder in Stuttgart auf, noch in Augsburg und schon gar nicht in Ulm. Das einzige Mal, dass er zumindest in der Gegend war, beschränkt sich auf den Besuch einer Gardena-Niederlass­ung in Niederstot­zingen. Das war nicht gerade massenwirk­sam. Entspreche­nd grummelig reagieren hiesige SPD-Leute, wenn sie darauf angesproch­en werden, warum Martin Schulz einen Bogen um Schwaben macht. Sie wissen auch, dass die Menschen Politiker gerne mal aus der Nähe sehen wollen, um sich ein Bild zu machen. Im Fall Schulz müssen das TV-Duell am Sonntag und die Wahlplakat­e reichen.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany