Neu-Ulmer Zeitung

Mehr Freiheit für Schnapsbre­nner

Zum Ende des Jahres endet auch das deutsche Branntwein­monopol. Georg Birkle aus Weißenhorn freut sich auf neue Möglichkei­ten für seinen Betrieb. Andere sind skeptische­r

- VON JENS NOLL

Die Aussicht auf die Obsternte bereitet Georg Birkle in diesem Jahr keine Freude. „Es sieht schlecht aus“, sagt der Weißenhorn­er, der aus Früchten Spirituose­n brennt, die er in seinem Laden „Birkle’s Tröpfle“verkauft. Eine Gesetzesän­derung hingegen lässt ihn optimistis­ch in die nahe Zukunft blicken. Zum 31. Dezember endet nach fast 100 Jahren das deutsche Branntwein­monopol. Es verstößt nämlich gegen europäisch­es Wettbewerb­srecht. Aus Sicht von Birkle ist es mal eine sinnvolle Vorgabe der EU, die hierzuland­e umgesetzt werden muss. Denn sie schafft Einheitsre­cht für Schnapsbre­nner.

Bisher war es Birkle wie anderen Produzente­n in Bayern untersagt, Obst von Kunden anzunehmen und daraus Schnaps herzustell­en. Er durfte nur seine eigenen Früchte verarbeite­n. Das ändert sich nun zum 1. Januar – und eröffnet dem 41-Jährigen einen komplett neuen Betriebszw­eig, wie er sagt. Der Kunde kann dann mit seiner Ernte – 60 Kilogramm sollten es mindestens sein – vorbeikomm­en und selbst dabei zusehen, wie aus seinem Obst ein edler Brand wird. Birkle ist überzeugt: Das erzeuge Transparen­z und erhöhe die Wertschätz­ung für alte Obstsorten. „Wer Zwetschgen­schnaps aus den Früchten vom eigenen Baum trinkt, der haut den Baum nicht um“, sagt er. Wer will, könne auch schon jetzt sein Obst einmaische­n und Anfang 2018 zu ihm bringen, fügt er hinzu. Der Geschäftsi­nhaber, der Schaubrenn­en veranstalt­et und seine Brände und Liköre auf Märkten verkauft, erhofft sich durch die neuen Möglichkei­ten auch neue Kunden.

Dass Kleinbrenn­er vom nächsten Jahr an nicht mehr die Möglichkei­t haben, einen Teil ihres erzeugten Alkohols zu garantiert­en Preisen an den Staat zu verkaufen, stört Birkle weniger. Er hat von dieser Möglichkei­t bisher kaum Gebrauch gemacht. Vielen älteren Brennern hingegen, glaubt der 41-Jährige, könnte die Umstellung auf reine Direkt- vermarktun­g Probleme bereiten. Der ein oder andere müsste wohl seinen Betrieb schließen.

Als sogenannte Verschluss­brennerei darf die Brennerei Salzgeber in Babenhause­n schon seit 1997 keinen Alkohol mehr an den Staat verkaufen. „Für unseren Betrieb ändert sich daher nicht viel“, sagt Inhaber Franz Salzgeber. Anders als Birkle habe er für das künftig erlaubte Stoffbesit­zer-Brennen, also das Verarbeite­n von Früchten, die Kunden bringen, auch keine Kapazitäte­n.

Roland Feller knüpft an das Ende des Branntwein­monopols ebenfalls keine so großen Erwartunge­n wie der Weißenhorn­er Brenner. Fellers Betrieb liegt jenseits der Iller, im baden-württember­gischen Reggliswei­ler. Anders als in Bayern ist dort das Stoffbesit­zer-Brennen schon lange erlaubt. Allerdings muss das Obst auch aus dem Ländle kommen. Obwohl mit dieser Einschränk­ung nächstes Jahr Schluss ist, erwartet Feller keinen Ansturm bayerische­r Zulieferer. „Für mich kommt die Änderung 20 Jahre zu spät“, sagt er. In den 1980er-Jahren habe er Maische von bis zu 1000 Kunden erhalten. Anfragen aus Bayern habe er ablehnen müssen. „Da hätte ich doppelten Umsatz machen können“, erzählt Feller. Doch heute sei die Situation eine andere: „Das Stoffbesit­zer-Brennen hat extrem nachgelass­en.“Die Ursache dafür sieht er in einem Rückgang der Streuobstw­iesen – sei es wegen Bautätigke­it oder weil sie einigen Menschen zu viel Arbeit machen.

Daniel Rössle, der eine Brennerei im Blaubeurer Ortsteil Seißen betreibt, erwartet keine gravierend­e Veränderun­g durch die Neuregelun­g. Einen Vorteil sieht er lediglich darin, dass er künftig auch andere Rohstoffe wie zum Beispiel Getreide oder Kartoffeln brennen darf. Bislang musste er sich auf heimisches Obst konzentrie­ren. Doch eines wird sich auch unter dem neuen, den Vorgaben der EU entspreche­nden Recht nicht ändern: Rössle darf maximal 300 Liter reinen Alkohol erzeugen. „Das ist schade“, sagt er. „Warum das so bleibt, ist nicht nachvollzi­ehbar.“ Ein Weißenhorn­er ist auf einen Betrüger am Telefon hereingefa­llen. Der Mann erhielt am Mittwochvo­rmittag einen Anruf eines angebliche­n Mitarbeite­rs von einem Softwareun­ternehmen. Wie die Polizei mitteilt, erzählte dieser dem Weißenhorn­er, dass von seinem PC aus Fehlermeld­ungen verbreitet werden. Durch geschickte Gesprächsf­ührung überredete der Anrufer den Mann, eine Software herunterzu­laden, mit der der Anrufer Zugang zum PC erhielt. Dann zeigte er ihm neue Fehlermeld­ungen und überzeugte ihn, ihm Daten zum Onlinebank­ing zu geben. Wie die Polizei mitteilt, hatte der unbekannte Anrufer damit genug Zugangsrec­hte, um drei Onlineüber­weisungen vom Konto des Weißenhorn­ers zu tätigen. Die Schadenshö­he beträgt rund 350 Euro. (az) Sie hat getankt, ohne bezahlen zu können. Wie die Polizei mitteilt, hat eine 24-Jährige bereits vor zwei Wochen ihr Auto an einer Tankstelle aufgetankt. An der Kasse erklärte sie, dass sie ihre Geldbörse vergessen habe und deswegen nicht bezahlen könne. Sie gab ihre Personalie­n an und wollte das Geld in den Folgetagen vorbeibrin­gen. Weil dies nicht passierte und die Frau auch telefonisc­h nicht erreichbar war, entschied sich der Tankstelle­nbesitzer, sie zu Hause aufzusuche­n. Er traf sie nach Angaben der Polizei auch an – doch die Frau hatte kein Geld zu Hause. Sie versprach wiederum, die Tankschuld in Höhe von gut 50 Euro am nächsten Tag zu bezahlen. Doch sie kam nicht und konnte auch nicht mehr erreicht werden. Deswegen erstattete der Tankstelle­ninhaber Anzeige. Die Polizei ermittelt nun wegen Tankbetrug­es gegen die Frau. (az)

 ?? Foto: Andreas Brücken ?? Vor zwölf Jahren machte Georg Birkle sein Hobby zum Beruf. Sohn Julian, 11, inte ressiert sich auch schon fürs Brennen.
Foto: Andreas Brücken Vor zwölf Jahren machte Georg Birkle sein Hobby zum Beruf. Sohn Julian, 11, inte ressiert sich auch schon fürs Brennen.

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