Neu-Ulmer Zeitung

Auch die Schlaflosi­gkeit im Alter hatte ihren Nutzen

- Annett Stein, dpa

Pashos. Am wenigsten involviert in die Enkel-Beziehunge­n sei oft der Großvater väterliche­rseits. Das liege nicht zwingend an den Großeltern selbst. Frauen, oft zuständig für die Kindeserzi­ehung, hätten meist die engeren Familienbi­ndungen und suchten Rat und Unterstütz­ung am ehesten bei der eigenen Mutter.

Einer weiteren Studie zufolge könnten Großmütter auch eine entscheide­nde Rolle dafür gespielt haben, dass der Mensch so ausdauernd in Paarbezieh­ungen lebt. Die Hypothese: Weil Großmütter wichtig waren und sich die Lebenserwa­rtung des Menschen darum im Laufe der Zeit erhöhte, entfielen immer mehr auch im hohen Alter noch zeugungsfä­hige Männer auf Frauen im fruchtbare­n Alter. Eine feste Paarbindun­g habe ihnen deutlich höhere Aussichten auf viele Nachkommen verschafft als wechselnde OneNight-Stands, erklärten Forscher aus Utah in den Proceeding­s der USAkademie der Wissenscha­ften.

Nützlich für das Überleben von Familien könnte Forschern zufolge eine typische Eigenheit von Senioren beiderlei Geschlecht­s gewesen sein: die zunehmende Schlaflosi­gkeit im Alter. Sie könnte ein uralter Überlebens­mechanismu­s sein, berichtete­n Forscher von der Duke University im US-Staat North Carolina in Proceeding­s B. Unterschie­dliche Schlafmust­er in einer Gruppe erhöhen demnach die Wahrschein­lichkeit, dass zu jeder Tages- und Nachtzeit jemand wach ist und Gefahren erkennen kann. Die Wissenscha­ftler haben die Erkenntnis aus Studium des Lebens der Hadza gewonnen, die als Jäger und Sammler im Norden Tansanias leben.

Für ältere Menschen mit Schlafstör­ungen könnte das ein kleiner Trost sein. Vielleicht, so die USForscher, fehle den Menschen gar nichts: „Vielleicht können wir einige heutige Gesundheit­sprobleme nicht als Erkrankung, sondern als Relikt einer evolutionä­ren Vergangenh­eit sehen, in der sie von Vorteil waren.“Nur „waren“?

Nein, meint Alexander Pashos. Gerade heute, im Zeitalter bis ins hohe Alter fitter Omas und Opas, gelte das nicht weniger. „Die Großeltern werden jetzt erst mal so richtig bedeutsam.“

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