Neu-Ulmer Zeitung

Das Phantom ist zurück

Es gab schon Gerüchte, er sei tot. Denn der Kultautor lebt seit „Käpt’n Blaubär“und „Kleines Arschloch“völlig zurückgezo­gen – und lange gab es nichts Neues aus seinem Märchenrei­ch Zamonien. Jetzt aber! Was treibt Moers?

- VON WOLFGANG SCHÜTZ

„Hier fängt die Geschichte an.“Schon aus einem simplen ersten Satz kann dieser Mann ein aberwitzig­es Abenteuer machen. Und das hat ihm sehr viele Fans eingebrach­t, weltweit. Es sind nicht mehr die Menschen, die Walter Moers einst zu einem Namen verholfen haben, weil sie als Kinder den „Käpt’n Blaubär“liebten oder als (Spät-)Pubertiere­nde schmutzig über die Comics um „Das kleine Arschloch“lachten. Es sind vor allem Liebhaber eines Märchenrei­ches namens Zamonien, das seit seinem ersten Erscheinen im Jahr 1999 mit den nicht mehr kindlichen „131/2 Leben des Käpt’n Blaubär“zu einem fesselnden Universum angewachse­n ist.

„Hier fängt die Geschichte an.“Das irre Gewese um diesen ersten Satz eines geradezu teuflisch guten Manuskript­s stammt aus dem wohl virtuosest­en aller Zamonien-Romane, „Die Stadt der träumenden Bücher“, 2004 erschienen und kongenial von Dirk Bach eingelesen. Er tauchte auch wieder in dessen Fortsetzun­g 2011 auf, „Das Labyrinth der träumenden Bücher“, als letzter Satz – und doch wuchs in den vergangene­n scheint am 6. November bzw. 9. Januar). Und er plane, vor kurzem ja 60 Jahre alt geworden, noch „so einige“weitere Bücher aus Zamonien.

Das nun erschienen­e heißt „Prinzessin Insomnia & der alptraumfa­rbene Nachtmahr“. Es wurde erstmals nicht von Moers selbst illustrier­t. Nicht nur wegen der vielen anderen Arbeit. Sondern weil es nicht bloß als ein anderes Buch als die erwarteten, sondern ein ganz anderes als die vorherigen ist. Es entstand in Zusammenar­beit mit einer Zamonien-Leserin, die sich per Brief an Moers wandte und an einer rätselhaft­en, sich verbreiten­den Krankheit leidet: dem chronische­n Erschöpfun­gssyndrom. In echt jetzt.

Im Buch dann geht es also mit Zeichnunge­n jener Lydia Rode in die Welt und vor allem ins Gehirn einer Schlaflose­n, der Prinzessin Dylia (ja, ein Lydia-Anagramm), begleitet von dem Nachtmahr Havarius Opal, einem Gollum-haften Gnom. Fantastisc­h, aber auch dialogisch ausufernd, fast eine Liebesgesc­hichte, einerseits. Anderersei­ts aber ist es doch wieder ein nächtliche­s Spektakel wie in „Rumo & Die Wunder im Dunkeln“, bloß ohne zu viel Horror; und es ist wieder ein Labyrinth, bloß

 ?? Bilder: Walter Moers, Piper Verlag München, dpa ?? Oben: Walter Moers in einem undatierte­n Selbstport­rät. Unten links: Das Alter Ego aus seiner Märchenwel­t Zamonien, Lindwurm und Autor Hildegunst von Mythenmetz, dessen Werke Moers vorgeblich in den Büchern nur übersetzt. Und unten rechts: das letzte...
Bilder: Walter Moers, Piper Verlag München, dpa Oben: Walter Moers in einem undatierte­n Selbstport­rät. Unten links: Das Alter Ego aus seiner Märchenwel­t Zamonien, Lindwurm und Autor Hildegunst von Mythenmetz, dessen Werke Moers vorgeblich in den Büchern nur übersetzt. Und unten rechts: das letzte...

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