Ob hinter dieser prächtigen Optik Menschen leben?
schmuckloser, geschlossener Betonbau, der heute aus der Zeit gefallen scheint. Der katalanische Architekt Ricardo Bofill hat 1979 als eine Art Gegenentwurf zum Einkaufstempel Polygone auf dem anschließenden, ehemaligen Militärgelände den neuen Stadtteil Antigone entworfen – ein modernes Zentrum, so groß wie die Altstadt von Montpellier und eins der größten Städtebauprojekte in Frankreich. Entstanden ist ein ungewöhnliches Beispiel sozialen Wohnungsbaus mit einer rigorosen Symmetrie. Mit Säulen, Pilastern, Friesen und Giebeln verzierten kühnen Fassade aus sandfarbenen Beton, die in ihrer monumentalen Architektur an antike Tempel erinnern. Ein Kilometer lang führt die Hauptachse des Viertels durch Brunnen oder Plätze bis zu einem von Säulen umstandenen Halbrund, das im Flüsschen Lez endet.
Im Wasser spiegelt sich das „Hotel de Région“, der Verwaltungssitz der Region Languedoc-Roussillon, das am gegenüberliegenden Ufer als verglaster Triumphbogen emporragt. Ob hinter dieser prächtigen Optik Menschen leben? Angeblich ja. An diesem Sonntag sind die riesigen Häuserfluchten menschenleer. Die Mietpreise aber sollen für diese modernen Wohnungen deutlich unter denen liegen, die in der engen Altstadt von Montpellier verlangt werden. Die Preise für Zucchini, Paprika oder Schafskäse auf dem Sonntagsmarkt in Antigone tun es auf jeden Fall.